Die stärkste aller Kräfte
Ob in Partnerschaften, bei der Arbeit, in der Gesellschaft, im eigenen Land oder auf der ganzen Welt, kann man in den verschiedensten Beziehungen und auf jeder beliebigen Stufe Macht, Ausbeutung und Kontrolle beobachten. Woher kommt das und wie können wir mit diesen zerstörerischen Impulsen besser umgehen?
Das Material, aus dem wir gemacht sind, ist das Verlangen zu genießen. Deshalb setzen wir ständig Normen, die eine übermäßige Aktivierung unseres Verlangens zu empfangen auf Kosten anderer als zwanghaft und untauglich definieren. Im Gegensatz zu Tieren, die nach dem Instinkt handeln, hat die Natur dem Menschen die Freiheit der Wahl gegeben, zu entscheiden, wie er andere innerhalb der Gesellschaft behandelt.
Die Erziehung, die wir erhalten, das Umfeld, das uns umgibt, die Umstände, in denen wir leben und unsere individuellen Eigenschaften bilden ein umfassendes Gesamtgefüge, das bestimmt, wann wir Macht gegenüber anderen ausüben. Darüber, in welcher Form und wie sehr wir unseren Egoismus dazu einsetzen, andere zu kontrollieren, um unsere Ziele zu erreichen.
Auch in der Natur gibt es Kämpfe, ein böser Trieb jedoch existiert nur im menschlichen Ego. Kein Tier will einem anderen Tier schaden oder findet Gefallen daran, es zu beherrschen und zu quälen. Der Mensch hingegen kennt keinerlei Grenzen, keine Einschränkungen. Wenn der Egoismus sich entwickelt, wollen wir die ganze Welt verschlingen und uns alle untertan machen. Es reicht uns nicht, alles zu haben, was wir wollen; wir unterscheiden uns von Tieren in unserem Wunsch nach Kontrolle.
Wenn wir das Material, aus dem wir gemacht sind, erkennen könnten, würden wir feststellen, dass wir nie das Gegenüber an sich betrachten, sondern es lediglich als Mittel zum Zweck für unseren Vorteil nutzen. Zwischen uns gibt es eine ständige unterbewusste Auseinandersetzung darüber, wie sehr man sich gegenseitig überwältigen kann und wie sehr man das, was man vom Gegenüber bekommt, genießen kann. In unserem Leben dreht sich alles um solche Abwägungen und Berechnungen, und zwar mit jedem einzelnen in jeglicher Hinsicht.
Irgendwann werden wir jedoch feststellen, dass wir – egal wie sehr wir uns bemühen, uns gegenseitig zu verbiegen – keine dauerhafte Befriedigung erreichen. Möglicherweise gewinnen wir dadurch, dass wir jemanden für unseren Vorteil ausnutzen auch scheinbar etwas für einen Moment. Unter solchen Voraussetzungen sind wir jedoch weder entspannt noch können wir das potenziell gute Leben erfahren, das die Natur uns zu verwirklichen gegeben hat.
Unsere Ära kennzeichnet einen einzigartigen und höchst bedeutsamen Übergangspunkt – wir werden Zeuge, wie unsere egoistische Entwicklung in eine Sackgasse gerät, wir empfinden es zunehmend schwieriger, von egoistischem Streben erfüllt zu sein, was zu einer Vielzahl von negativen Haltungen in der Gesellschaft führt. Die Menschen lassen ihre Unzufriedenheit immer mehr aneinander aus, was zu einer zunehmenden Polarisierung und Hass in der Gesellschaft führt.
Der heutige beunruhigende Zustand weist also darauf hin, dass wir eine entgegengesetzte, ausgleichende positive Kraft heranziehen müssen, damit wir gute Beziehungen untereinander und zur Natur schaffen können. Dies ist die Kraft der Liebe – die stärkste von allen. Wenn wir also die Fähigkeit entwickeln, unter der Prämisse „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ zu leben, werden wir eine angenehme und ermutigende Atmosphäre erzeugen, die uns von der Notwendigkeit befreit, andere auszunutzen.
Das beste Beispiel für das unendliche Ausmaß von Liebe finden wir in unserer Verbindung mit unseren Kindern. Die Natur hat uns Liebe für sie gegeben, so dass wir ständig dafür sorgen, dass alles gut für sie ist, dass sie glücklich sind. Niemand drängt uns dazu, wir spüren eine innere Neigung dazu, und das ist es auch, was uns im Leben am glücklichsten macht.
Wir bewegen uns auf eine stärker vernetzte Welt zu, in der wir tagtäglich entdecken werden, wie sehr wir alle voneinander abhängig sind. Die einzigen Beziehungen, die uns ein sicheres Leben ermöglichen werden, bestehen in sich gegenseitig ergänzenden Verbindungen zwischen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Eigenschaften und sogar Gegensätzen – auf einer Ebene gegenseitiger Liebe. Und während jeder von uns mit seinem eigenen Egoismus, der uns in gegensätzliche Richtungen drängt, zu kämpfen hat, werden wir anfangen zu spüren, wie unentbehrlich es ist, sich gegenseitig zu unterstützen und zu schätzen, um das Leben im vollen Sinne des Wortes zu genießen.
Kostenlose Bilder: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
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