Die EU stirbt, und das sollte sie auch
Von meiner Facebook-Seite Michael Laitman 09.04.20
Die Europäische Union wurde in Sünde geboren und wird unter Höllenqualen sterben. Das Bündnis der Europäischen Union wurde geschmiedet, um Europa einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den USA und dem an Kraft zunehmendem China und Russland zu verschaffen. Der Fokus lag dabei fast ausschließlich auf der Errichtung eines gemeinsamen Marktes und einer gemeinsamen Währung. Die möglichen sozialen Auswirkungen einer Union von Nationen, sie sich seit Jahrhunderten immer wieder miteinander im Krieg befanden, wurden nicht in Betracht gezogen.
Die EU schuf eine mächtige Währung, verarmte aber viele ihrer Mitgliedstaaten und ließ sie abhängig, mutlos und mit einem Gefühl der Verunglimpfung zurück. Sie schuf keine Einheit; sie schuf viel Zwietracht. Eine Währungsunion ohne Solidarität oder ein zarter Anflug von nationalem paneuropäischem Patriotismus sind nicht nachhaltig. Die Flüchtlingskrise setzte der EU bereits stark zu, aber sie schaffte es, weiter bestehen zu bleiben. Die Coronavirus-Krise scheint jedoch ein Schlag zu sein, den die EU nicht überleben wird. Meiner Meinung nach ist es so am besten.
Globalisierung – eine großartige Idee, die falsch umgesetzt wurde
Im Prinzip ist die Vereinigung eine großartige Idee. Es ist der richtige Weg, weil sich die gesamte Realität in Richtung größerer Einheit und engerer Zusammenarbeit entwickelt. Die Evolution brachte die einfachsten Teilchen hervor, die sich zu mit anderen Teilchen arrangierten, die wiederum Atome schufen, die Moleküle schufen, die Organismen schufen und so weiter. Ebenso entwickelte sich die menschliche Gesellschaft von Clans zu Siedlungen, die sich zu Städten, Grafschaften, Ländern und Imperien vergrößerten.
Es besteht jedoch ein grundlegender Unterschied in der Art und Weise, wie sich die Natur und wie sich die menschliche Gesellschaft entwickelt. Während sich die Natur entwickelt, bewahrt sie Gleichgewicht und Harmonie. Das Konzept des Überkonsums existiert in der Natur nicht, weil jedes Tier nur das nimmt, was es für sein Überleben braucht.
Betrachten wir uns Menschen, erkennen wir, dass Überkonsum der Kern unserer Existenz ist. Je mehr wir im Vergleich zu anderen haben, desto mehr schätzen wir uns selbst. Jegliches weltliche Bündnis führt zur Verletzung von Menschen: jenen im Bündnis und jenen außerhalb davon. Das liegt zwar in der im Wesen des Menschen, widerspricht aber dem Kernprinzip der Evolution der Natur, die auf Ausgewogenheit und Harmonie beruht.
Um eine dauerhafte geldwirtschaftliche Globalisierung zu schaffen, müssen sich die Menschen in den teilnehmenden Mitgliedstaaten zunächst dafür entscheiden, dies zu tun. Dies ist ein tiefgreifender und ausgedehnter Prozess, der die Annahme einer gesamtnationalen Identität erfordert, welche weit über eine nationale Identität hinausgeht. Nur wenn die Menschen mehr mit dem multinationalen Gebilde als mit ihrem eigenen Nationalstaat sympathisieren, werden sie einer solchen Transformation zustimmen.
In Europa wurden keine derartigen Vorbereitungen getroffen. Nun, da der Coronavirus zugeschlagen hat, kommen zu den nationalen und wirtschaftlichen Unterschieden Feindschaft und Misstrauen hinzu. Es gibt kein “sich aufeinander verlassen Können”. Das bisherige Bündnis der EU müsste reorganisiert werden. Der erste Schritt in diese Richtung ist die Rückkehr zur Förderung der lokalen Wirtschaft.
Es ist nicht so, dass die Länder keine Bündnisse schmieden sollten. Im Gegenteil, ich glaube, dass wir am Ende, wenn wir unseren Egoismus überwunden haben, keine Grenzen mehr brauchen und die Idee des Nationalstaates sich verflüchtigen wird. Allerdings sind wir noch lange nicht so weit. Stattdessen müssen wir vernünftig sein, unsere Ego-Zentrik anerkennen und versuchen, uns auf Regeln und Grenzen zu einigen, die allen ermöglichen, in relativem Frieden und Stabilität zu leben.
Anschließend sollten wir uns in einem langen Prozess mit dem Konzept der in der Natur existierenden Einheit auseinandersetzen, in der jeder Teil seine Fähigkeiten einbringt und vom Kollektiv alles erhält, was er zum Gedeihen braucht.
Wenn wir allmählich erkennen, dass eine kollektive Existenz nicht nur sicherer sondern auch viel bereichernder als individualistischer Wettbewerb ist, können wir vorsichtig, langsam und weise eine gemeinsame Einheit aufbauen. Aber dies wird kein europäisches amerikanisches, russisches oder chinesisches Gebilde sein, sondern eine globale menschliche Gesellschaft.
Bis dahin müssen wir unsere Unterschiede akzeptieren und respektieren.
Bild von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay
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