Durch die Armseligkeit der prächtigen Städte hindurch…
Eine Frage: Was soll ich tun, wenn ich keine Kräfte habe, nichts beeindruckt mich und ich nicht weiß, was ich weiter machen soll?
Meine Antwort: Darüber steht in dem Wochenabschnitt [von dieser Woche] geschrieben: „Und seufzten die Kinder Israels von dieser Arbeit und schrien (Ex. 2:23)“. Wenn der Mensch zum Gefühl eigener Machtlosigkeit gelangt, dann bleibt ihm nichts übrig außer zu bitten.
Früher hielt er sich für groß, klug und verständnisvoll. Er dachte, dass er selbst fortschreiten kann, indem er ständig mehr Wissen, Anstrengungen und Mühe erwirbt. Aber wenn er zu dem Zeitpunkt genügend Handlungen ausgeführt hat, wird ihm [von Oben] enthüllt, dass er auf diese Weise nichts erreichen kann.
Wozu soll ich dann überhaupt all diese Handlungen ausführen? Gerade um zu erkennen, dass du dadurch nichts erreichen kannst. Um den Zustand der Hohlheit zu erreichen, muss der Mensch sehr viele Anstrengungen machen.
Ich arbeite, und ich denke dabei, dass ich durch meine Arbeit die prachtvollen Städte Pitom und Ramses baue, dass ich das Wissen erlange und bald alles enthüllen, sehen und spüren werde.
Ich investiere immer mehr Kräfte, vertiefe mich noch mehr in das Studium und enthülle plötzlich: „Wie viel habe ich investiert, und was habe ich dadurch erreicht?!… Ich habe nichts… Was jetzt? Was wird mit mir sein?“ Ich weiß es nicht, aber ich bin bereit, wie ein Toter zu schlafen. Gibt mir nur ein Schlafmittel, damit ich die ganze Zeit schlafen kann ohne aufzuwachen.
So fühlt sich der Mensch in dem Moment, in dem er alle Kräfte verloren hat. Denn er beginnt zu verstehen, dass er auf diese Art nichts erreichen wird. Am Anfang ist ihm sogar das nicht bewusst, er spürte bloß, dass er kein Verlangen hat. Dann wacht er trotzdem auf und setzt [seine spirituelle Arbeit] fort.
Aber es kommt der Zeitpunkt, an dem er versteht, dass er nur durch eigene Kräfte nichts verdienen wird . Er braucht hier eine besondere höhere Kraft: „Wenn der Schöpfer nicht zu mir kommt und mir nicht hilft – alleine schaffe ich nichts“.
Aber so beginnt er nur dann zu denken, wenn er 15-20, oder sogar 30-40 Mal versucht hat, mit eigenen Kräften fortzuschreiten und jedes Mal zu einer Enttäuschung gelangte und in eine Verzweiflung verfiel. Das wird die Zeit des ägyptischen Exils genannt – bis „und seufzten die Kinder Israels von dieser Arbeit und schrien (Ex.: 2:23)“.
Für mein Ego baue ich „die prachtvollen Städte Pitom und Ramses“, aber für den Menschen in mir, der das Spirituelle erreichen will, sind das armselige, elende Städte, in denen alles leer ist; aber ich habe nichts davon. Ich beginne, mich in zwei zu teilen.
Was habe ich davon, dass ich das Wissen, den Verstand habe, dass ich so schön über die Wissenschaft der Kabbala sprechen kann und alles scheinbar verstehe? Das bringt mir nichts. In der Tat: das Spirituelle habe ich nicht. Ich kann von ihm Tag und Nacht erzählen, aber – erkenne ich es oder labere ich nur? Ich labere nur …
Dann versteht der Mensch, dass hier nur die Hilfe von Oben erforderlich ist, eine höhere Offenbarung, eine höhere Kraft, etwas, was nicht in seiner Macht liegt. Und mit dem, was er hat, kann man das Spirituelle nicht erreichen. Dann kommt er zu dem wahren Schrei: „Und schrien sie zum Schöpfer von dieser Arbeit“.
Das ist kein einfacher Weg. Der Mensch muss mehrmals solche Zustände durchgehen. Nur die Umgebung kann ihm dabei helfen, sonst nichts. Die Umgebung kann ihn unterstützen und beschützen, seine Entwicklung beschleunigen. Ansonsten – wer weiß, wann er wieder erwachen wird; wenn nicht durch die Umgebung, dann Dank einem Wechsel der Reschimo (Informationsgene), wenn der Höhere sich erbarmt und ihm einen neuen Zustand gibt. Aber niemand weiß, wann das passieren wird…
Deshalb: wenn der Mensch sich in einem guten Zustand befindet, wenn ihm das Licht leuchtet und er die Kraft hat, muss er sich so intensiv wie möglich mit der Umgebung verbinden, um in der Zeit der Schwäche die investierten Kräfte von ihr wiederzubekommen. Dann wird er dieser Zustand des Fallens durchgehen und beginnt, sich wieder zu erheben, weil er vorhin die Geschwindigkeit aufgenommen hat.
Auszug aus einem Unterricht über den Artikel von Rabasch „Vollkommenheit und Mangel“, 24.12.2010
Diesen Beitrag drucken