Verdammnis der Schlange oder Segen?
Eine Frage, die ich erhielt: Warum verschwinden alle Genüsse sofort? Ich freue mich so, wenn ich ein neues Auto gekauft habe, doch es vergeht eine Woche, ich gewöhne mich daran, und es interessiert mich nicht mehr.
Wie kann die Gewohnheit den Genuss auslöschen? Es gibt nur das Licht und das Gefäß. Wenn es den Genuss gibt, dann muss er ewig andauern! Warum verschwindet er?
Meine Antwort: Es ist so, dass das Kli, das Gefäß, sich verändert. Das Auto verschwindet nicht, mein Verlangen wird aber größer, und der empfangene Genuss erfüllt es nicht mehr.
Dieses Wachstum des Verlangens ist nicht quantitativ, sondern qualitativ. In der Spiritualität findet allgemein kein quantitatives, sondern qualitatives Wachstum statt.
Das Auto steht neben dem Haus geparkt, immer noch schön und neu. Doch es ist nur eine Woche vergangen, und es versetzt mich nicht mehr in Begeisterung wie vorher.
Weil an der Stelle, an der in dir ein zusätzliches Verlangen (der Giftzahn der Urschlange, ihr Gift) entstanden ist, in dir die Frage erwacht: „Was hat mir diese Anschaffung gebracht?“
Dir ist diese Frage noch nicht einmal bewusst, doch sie erwacht in dir und vergiftet deine ganze Freude.
Nach dem Zerbrechen, dem Sündenfall mit dem Baum der Erkenntnis, erwacht in jedem Genuss der Punkt der Verbindung mit dem Schöpfer und fragt durch seine Leere, ob du die ewige Erfüllung erlangt hast.
Und das zwingt dich sofort, nach der Erfüllung zu suchen. So bewegen wir uns im Laufe unserer ganzen Geschichte vorwärts, und wenn das nicht wäre, würden wir uns nicht entwickeln. Gerade durch dieses Entstehen von neuen Verlangen unterscheidet sich der Mensch von dem Tier.
Das, was uns seit dem Verlassen der Höhlen bis heute vorangetrieben hat, ist das von uns nicht wahrgenommene Bedürfnis, dem Schöpfer ähnlich zu werden. In uns wächst ständig der Mensch!
Das ist die Folge des Sündenfalls, sonst wären diese Verlangen (Adam und Eva) tierisch geblieben. Doch in uns erwacht die in uns durchgedrungene Scham in Bezug auf den Gastgeber, wie sehr ich mich von Ihm unterscheide!
Die Scham ist genau diese Frage: „Und was hast du von all dem?“ Ich führe quasi unterbewusst einen Vergleich bezüglich des Gastgebers durch und denke: „Was nützt mir dieses Auto, wenn ich den Schöpfer erreichen muss!“
Ich weiß selber nicht, dass das eine Frage über den Schöpfer ist! Doch diese nagende Leere kommt zu mir von Ihm.
Aus den Unterricht nach dem Artikel „Vorwort zu Panim Meirot“ vom 02.09.2010
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