Den Schöpfer spüren
Frage: Wie kann man in der Praxis die „weißen Handschuhe ablegen“, also aus bewusst künstlichen, wohlwollenden Beziehungen heraustreten?
Antwort: Die „weißen Handschuhe“ sollte man schrittweise und bewusst ablegen, und zwar nur so weit, wie man seine eigenen Zustände und Umstände beherrschen kann. Wenn man über seinen Zustand herrscht, kann man sich auch erlauben, einige negative Gedanken oder Gefühle gegenüber seinen Mitstreitern zu haben, mit dem Verständnis, dass der Schöpfer sie absichtlich hervorruft – andernfalls wären sie nicht entstanden.
Wir tun eigentlich gar nichts selbst. Selbst wenn wir denken, dass wir etwas tun, scheint es nur so. Alles wird vom Schöpfer bewirkt – es gibt niemanden außer Ihm.
Wenn ich mich so ein wenig loslasse und meine schlechten Beziehungen zu meinen Freunden in der Gruppe wahrnehme, beginne ich zu verstehen, dass mir das gegeben wird, damit ich mich erhebe. Das heißt, ich leugne, annulliere oder verberge meine schlechten Gedanken und Gefühle gegenüber meinen Freunden nicht, sondern erhebe mich über sie, trotz meiner momentanen Gedanken über sie.
Im Grunde fühle ich, dass meine Haltung ihnen gegenüber richtig ist. Was kann ich also tun? Auch wenn diese Haltung korrekt ist, möchte ich über sie hinauswachsen und lernen, sie zu beherrschen.
Das bedeutet, dass man die linke Linie kontrolliert, indem man seinen Egoismus ein wenig offenlegt und sich erlaubt, die Freunde kritisch zu betrachten. Gleichzeitig baut man in sich die rechte Linie auf, indem man sich an den Schöpfer wendet und Ihn bittet, die Kraft zu geben, sich über diese Kritik zu erheben. Auf diese Weise entwickelt man zwei Linien. Dies ist der Beginn der Erschaffung der Seele, die man aufbauen soll – oder vielmehr der Schöpfer, auf unsere Bitte hin.
Deshalb war es gut, dass ihr euch stets „in Handschuhen“ begegnet seid. Aber vielleicht ist es jetzt an der Zeit, diese vorsichtig abzulegen. Wenn ihr das bewusst tut und negative Gedanken zulasst, werdet ihr euch als Herr über euren Zustand fühlen – sowohl in schlechten als auch in guten Momenten.
Ihr werdet erkennen, dass sowohl der gute als auch der schlechte Zustand nicht euer eigener ist; sie stammen vom Schöpfer. Die Entscheidung, einen guten oder schlechten Zustand zu erschaffen, liegt ebenfalls nicht bei euch, sondern kommt vom Schöpfer. Und zwischen diesen guten und schlechten Zuständen und Gedanken werdet ihr schließlich den Schöpfer selbst spüren.
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Aus einer Lektion zum Thema „Fragen und Antworten“