Was die Welt vom Mauerfall gelernt hat
Der Artikel wurde in „The Times of Israel“ am 20.11.2019 „Was die Welt vom Mauerfall gelernt hat?“ veröffentlicht.
Wenn Mauern aus Stein fallen, bleibt trotzdem ein Stein im Herzen des Menschen, der Völker, zurück. Vor dreißig Jahren ist die Berliner Mauer gefallen, aber nichts hat sich seitdem verändert. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an den Moment, als ich im Fernsehen sah, wie die Menschenmassen die Grenzübergänge zwischen Ost- und Westdeutschland stürmten, und an die Freude, die die Menschen weltweit erfüllte. Für einen Moment dachten wir, dass sich die Vereinigung auf Russland und China im Fernen Osten ausweiten und sogar die ganze Welt erreichen könnte.
Für einen Moment erstrahlte diese Illusion in unseren Köpfen.
Die Grenzen zwischen Ost und West sind aufgehoben, aber die Kluft ist nicht verschwunden. Als die Berliner Mauer gefallen ist, gab es etwa fünfzehn derartige Mauern in der Welt. Heute sind es 77. Zu sehen an den Grenzen zwischen: USA und Mexiko, Indien und Pakistan, Slowenien und Kroatien, Nord- und Südkorea, Österreich und Slowenien, Griechenland und Nord-Mazedonien, die Liste ist noch lange nicht zu Ende.
Mauern schaffen Trennung zwischen den Menschen, Grenzen zwischen Ländern und Zäune reißen Nationen nieder. All dies sind typische Phänomene des 21. Jahrhunderts. Selbst wenn wir eine Mauer niederreißen oder eine Grenze entfernen, alles ist wieder wie in einem früheren Zustand. Sind die Mauern doch zurückgekehrt?
Warum ist eine wahre Vereinigung gescheitert?
Eine Mauer einzureißen oder eine neue Mauer zu bauen, bringt keine Lösung, denn die eigentliche Mauer sitzt in unseren Herzen.
Es ist wahr, dass es einen echten Wunsch gab, die Berliner Mauer einzureißen. Es gab eine Sehnsucht nach Freiheit und viele arbeiteten daran, sie voranzutreiben. Ostdeutschland wollte sich mit Westdeutschland vereinigen, aber trotz des starken Wunsches waren die Bürger auf die Wiedervereinigung nicht vorbereitet, und die Mängel sind bis heute sichtbar.
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