Die Selbstaufopferung
Frage von Facebook: Muss ein Kabbalist buchstäblich sich selbst opfern und nicht nur in Bezug auf sein Ego?
Meine Antwort: Es ist nicht ganz klar, was „sich selbst opfern“ bedeutet. Keiner opfert etwas, für niemanden. Der Mensch entscheidet selber, was er in jedem Augenblick seines Lebens besser machen sollte. Deswegen, wenn es für ihn von Vorteil ist, dann macht er es, wenn nicht, dann macht er etwas anderes. Er handelt immer ausgehend von seinem Verlangen und kann niemals eine Handlung darüber machen. So etwas existiert nicht.
Replik: Wir sprechen immer davon, dass wir uns über den Egoismus erheben und ihn unterdrücken sollen…
Meine Antwort: Das wird auch gemacht. Das macht man aus einer bewussten Absicht heraus, aus einem bewussten Verlangen. Deswegen gibt es nichts, was über die Grenzen unserer Verlangen hinausgehen würde.
Es geht darum, dass wir uns auf höhere Verlangen vorbereiten können. Es existiert eine absolut klare Berechnung innerhalb des tierischen oder spirituellen Körpers, und alles nimmt nur auf diese Berechnung Bezug.
In der Kabbala kommt das Wort „das Opfer“ („kurban“) vom Wort „kirwa“, „itkarwut“, was Annäherung bedeutet. Das heißt, sich in einen dem Schöpfer näheren Zustand zu bringen. Was opfere ich, wenn ich mich Ihm annähere?…
Die Wissenschaft der Kabbala ist die Wissenschaft darüber, wie man das Beste, das Günstigste, das Höchste erlangt.
Frage: Also, die ganze Zeit über existiert die Berechnung: Wenn es für mich günstig ist, mache ich das?
Meine Antwort: Unbedingt. Dabei ist das eine harte, klare, ausgewogene Berechnung.
Frage: Wo befindet sich dann das Geben?
Meine Antwort: Das Geben wird auf dieser rigorosen Berechnung aufgebaut. Deswegen ist es richtiges, wahres Geben. Weil ich zu dem Gedanken und zur Entscheidung komme, dass ich geben möchte. Alles ist auf dem klaren Verlangen aufgebaut, auf dem Streben, auf der Berechnung eines Menschen, ansonsten ist es unseriös.
Aus dem Fernsehprogramm „Nachrichten mit Michael Laitman“, 08/05/2018
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