Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Ein temporärer Rückzug, um noch einmal zu springen

Frage: Wenn ich das Ego in mir enthülle, fühle ich manchmal, dass ich es nicht loswerden kann, dass ich das Ziel nicht erreichen kann.

Antwort: Das stimmt. Aber das ist schon die nächste Ebene. Zum Beispiel brachte ich gestern einem Freund ein Geschenk und ich dachte, dass ich ihn wirklich liebte und dass ich ihm sehr ergeben war. Und heute entdecke ich, was ich gestern nicht verstanden habe: Es stellt sich heraus, dass ich das getan habe, um die Sache für meinen eigenen Vorteil zu berechnen. Gestern konnte ich meinen Gedanken nicht bis zum Ende sehen, ich konnte mein Verlangen nicht erkennen, nur meine Liebe zu dem Freund wurde mir offenbart. Und nun stellt sich heraus, dass ich an dieser Liebe mein eigenes Interesse verfolgt habe.

Was gestern vor mir verborgen war, offenbart sich heute. Was soll ich jetzt tun?

Erstens bereue ich nicht, was gestern passiert ist. Ich tat, was ich tat, gemäß meinen Kräften, und dank meiner Handlung kann ich heute die nächste Ebene enthüllen, ein stärkeres Verlangen, das viel tiefer ist in der Absicht, für mich selbst zu empfangen. Na und? Jetzt nähere ich mich der Korrektur.

Das passiert immer wieder und so heißt es: „Was für den Oberen Verschwendung ist, ist für den Niederen Nahrung.“ Jetzt versuche ich mich zu bemühen, mich dem Oberen anzugleichen, und Er gibt mir ein Beispiel: „Schau, das bin Ich, kannst du wie Ich sein, was bedeutet, nicht die Gefäße des Empfangens zu benutzen, sie einzuschränken und an Mir festzuhalten, und dein Bestes zu geben, um so zu handeln wie Ich“.

Das bedeutet, dass ich mein ACHaP einschränke und mit meinen GE an Sein ACHaP anhafte und so aufsteige. Zuerst muss ich meine GE von meinem ACHaP isolieren. Ich annulliere sie und führe die erste Einschränkung (Zimzum Alef – SA) darauf aus und benutze nur die Gefäße des Gebens gegenüber dem ACHaP des Oberen.

Wenn wir gleich werden, werden meine GE und Sein ACHaP zu zehn Sefirot. Dadurch halte ich mich am Oberen fest und „komme“ zu Ihm, und werde jetzt ein „Embryo (Ubar)“ genannt, und der obere ACHaP wird für mich zum Mutterleib. So steige ich ständig zu Ihm auf, indem ich mich immer mehr annulliere.

Frage: Aber gerade in diesem Moment möchte ich normalerweise aus der Gruppe fliehen. Wie kann ich drinnen bleiben? Wie kann ich trotz allem die Arbeit fortsetzen?

Antwort: Ich kann nur eines sagen: Dein Drang, aus der Gruppe zu fliehen, zeigt an, dass der Schöpfer, das Licht, dir mehrere zusätzliche Wünsche zeigt, durch die du nun in den Oberen eintreten kannst. Ohne diese Störungen könntest du in Ihn nicht eindringen. So entwickelst du jetzt die richtige Einstellung zu Ihm.

Die Flucht ist auch notwendig, da du sonst das zusätzliche Verlangen nicht spüren würdest. Du musst das zusätzliche Verlangen spüren, es bereuen, wieder zu der Gruppe zurückkehren und anfangen zu arbeiten, um das Licht zu empfangen, das das Verlangen korrigiert. Wenn du den zusätzlichen Wunsch korrigierst, wirst du wieder in den oberen Teil aufgenommen. Ein solcher Kreis sollte gezeichnet werden.

Angenommen, du haftest dich an den Oberen, aber du hast die obere Welt noch nicht betreten. Jetzt kommt eine gewisse Störung: (Boom!), und von dem Schlag, den du auf den Kopf bekommst, vergisst du alles. Dies geschieht, damit du den gesamten Kreis durchläufst, dich wieder mit der Gruppe verbindest, zum Ausgangspunkt zurückkehrst und fortfährst.

                               

So „verdaust“ du den Wunsch, der erwacht ist, der dich in verschiedene Richtungen wirft. Plötzlich kommst du nicht mehr in den Unterricht oder du nutzt deine Freizeit nicht gezielt (du gehst ins Kino anstatt zu verbreiten). Du musst das starke Verlangen, das du empfangen hast, spüren (+), es bereuen (-) und dich der Gruppe zuwenden. Dann, wenn die Gruppe dich durch das reformierende Licht (O“M) beeinflusst, entscheidest du dich, wieder am Oberen anzuhaften, egal was passiert.

Schließlich kehrst du zurück, nachdem du eine größere Kraft erlangt hast, die es dir ermöglicht, die Störung zu überwinden, du gelangst wie ein Embryo in die obere Welt und bleibst an der „Wand der Gebärmutter“ anhaften.

Nach den theoretischen Erklärungen kann dir nur eine starke vereinte Gruppe helfen, nur darin kannst du Fortschritte machen. Dementsprechend sollte sich ein Mensch, der weit weg von den Freunden lebt, darüber noch mehr Sorgen machen.

Es ist nicht gut, wenn ein Mensch über große Entfernungen mit Freunden in Kontakt treten muss; es ist noch schlimmer, wenn er nicht live am Unterricht teilnehmen kann, und was noch schlimmer ist, wenn er nicht zu einer Gruppe gehört. Man sollte ständig darauf achten, dass die Störungen in der Verbindung zwischen uns vorteilhaft und nicht schädlich sind.

 

Aus dem 4. Teil der täglichen Kabbalalektion, Shamati 9 vom 1/23/13

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Meine Gedanken auf Twitter 29/05/2018  Teil 2

Der Zehner erschafft mithilfe des gegenseitigen Gebens ein Netz (Kli). Dieses Netz ist kein individuelles Geben von jedem für alle, sondern ein gegenseitiges Geben unter den Gruppen. Dadurch erlangen sie ein neues Niveau des Gebens. Das gemeinsame Geben lässt Keter, den Schöpfer, erscheinen und auch die gemeinsame Malchut: das gemeinsame Verlangen, Ihm zu geben.

Indem ich mir wünsche, dem Licht ähnlich zu sein, anderen zu geben, verwandle ich mich in einen spirituellen Parzuf. Denn ich schränke dadurch mein Verlangen zu genießen ein und verbinde mich mit den anderen Verlangen, die sich in meine neun Sefirot verwandeln.

Es gibt keinen größeren Genuss als die Offenbarung des Schöpfers. Dieser Genuss durchdringt den Horizont. Alles wird nur vor diesem Hintergrund gesehen, der die gesamte Realität erhellt. Wir sollen die gesamte Realität mit dem Schöpfer verbinden und sie nur als Mittel für die Offenbarung Seiner Erhabenheit annehmen.

Der Schöpfer genießt, wenn die Geschöpfe Ihn voll auskosten. Die Ähnlichkeit zum Schöpfer bedeutet, Ihm den Genuss zu bereiten. Ich muss mich überprüfen, ob ich die Erhabenheit des Schöpfers wahrnehme. Wenn ich nicht mit der Freude erfüllt bin, dass ich in einer Welt des Schöpfers lebe, heißt das, dass es mir an Seiner Erhabenheit mangelt.

Der Verstand des Schöpfers ist das Geben, der Glaube. Der Verstand des Menschen ist das Wissen, das Empfangen. Den Verstand des Schöpfers zu erlangen heißt, das Verlangen des Gebens und des Liebens zu bekommen.

Wenn ich ein Problem wahrnehme, verstehe ich, dass es vom Schöpfer kommt, damit man mich erweckt, auf Seine Stufe aufzusteigen. Deswegen bitte ich um die Kraft Seiner Erhabenheit, um auf die Stufe des Glaubens über dem Verstand (des Gebens über dem Problem) aufzusteigen.

Wann hört der Mensch von dem Schöpfer: „Lass uns zum Pharao gehen“?

Dann, wenn er versteht, dass das Böse nur dafür offenbart wird, um über dieses Böse zum Schöpfer zu streben. Man braucht den Schöpfer als Partner, um in jedem Zustand den Schöpfer im Glauben (das Geben) über den Verstand (das Empfangen) zu erheben.

 

Kabbala Akademie auf Twitter

Bücher über das Ewige

Wenn wir anfangen, einem kleinen drei oder vierjährigen Kind unsere Erwachsenenprobleme zu erklären, dann ist es offensichtlich, dass es sie gemäß seiner intellektuellen, psychischen und seelischen Entwicklung nicht verstehen kann. Sie sind für es uninteressant und liegen überhaupt nicht im Rahmen seiner Auffassung.

Auch wir, wenn wir die von Kabbalisten geschriebenen Bücher lesen, müssen versuchen zu erkennen, dass wir überhaupt nicht verstehen, worum es dort geht.

Angenommen, wir lesen den Artikel „Bezüglich der Liebe zu Freunden“, wir wissen aber weder was Freunde sind noch  was Liebe ist. „Freunde“ im Spirituellen sind Teile meiner Seele, aber so nehme ich sie nicht wahr. Ich verwechsele sofort das Wort „Freunde“ mit der üblichen Freundschaft in dieser Welt, den Kumpels, mit denen man angenehm einen Abend verbringen kann, oder den Freunden aus der Kindheit, mit denen man eine gemeinsame Reise unternehmen kann.

Aber hier ist das ganz anders gemeint. Ich möchte meine Seele, den ewigen Teil der Wirklichkeit offenbaren, aber vorerst  erhalte ich  lediglich eine vergängliche, illusorische Existenz in unserer Scheinwelt, die es eigentlich gar nicht gibt.

Deshalb muss ich verstehen, dass die Bücher von meiner ewigen Seele sprechen, die mir in Gestalt von einigen besonderen Menschen erscheint, mit denen ich von einer höheren Macht zusammengebracht wurde – ein zerrissenes Netzwerk der Verbindungen zwischen uns.

Es ist notwendig, eine Vorstellung eines solchen Systems in sich selbst zu bilden – wenn auch immer noch imaginär, aber so nah wie möglich an der Spiritualität. Außerdem muss man die richtigen Begriffe definieren: was ist „ein Mensch“ im Allgemeinen und „ein Freund“ im Besonderen, was ist „Liebe zu Freunden“? Freunde sind nicht diejenigen, mit denen es angenehm ist zusammen zu sitzen, etwas zu trinken, eine Kleinigkeit zu essen, zu tanzen, gemeinsam zu lernen.

Freunde sind eine besondere spirituelle Verbindung, die nicht den Zweck hat, einander Vergnügen zu bereiten. Vergnügen kann nur ein Mittel sein. Aber in Wirklichkeit ist mit der Liebe zu Freunden gemeint, dass jeder anstelle des anderen handelt. Dies ist eine der Schwierigkeiten beim Studium der Kabbala.

Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass wir die Tora als eine Geschichte über unsere Welt wahrnehmen: als ob es Zeit, Bewegung und Raum gäbe, die es in der spirituellen Welt nicht gibt. Deswegen gibt es auch die ganze „Geschichte“, die wir von der Tora erhalten, nicht! Es gibt weder Ägypten noch das ägyptische Exil.

Ich darf mir nicht vorstellen, dass dies jemals in unserer Welt passiert ist. Die Tora beschreibt keine historischen Ereignisse, sondern eine Reihe von Vorbereitungszuständen, die von einem Kabbalisten durchgeführt wurden, um die wahre und einzige existierende Wahrnehmung der Realität zu erreichen.

Ich darf mir ebenfalls nicht vorstellen, dass ich eine Geschichte aus der Antike studiere, die mit einer Gruppe von Menschen passiert ist, die von einem Ort zum anderen fliehen.

Darum geht es hier nicht, sondern um den Sinneseindruck eines Menschen, der sich in so einen Zustand hineinfühlt, den er als das spirituelle Exil definiert, eine Verbannung aus der spirituellen Welt. Dann kann man sich vorstellen, was spirituelle Befreiung und Entwicklung sind. Es geht nur darum, was im Inneren eines Menschen passiert.

Mit jedem Tag möchte ich mich mehr und mehr von „Überlieferungen“, von Geschichte und Geographie entfernen und sie mir auf der inneren, sinnlichen Ebene erklären: auf meiner Ebene oder auf der von jemand anderem, der sich spirituell entwickeln möchte. All dies gilt nur für die Zeit der spirituellen Entwicklung des Menschen. Daher sollte die „Liebe zu Freunden“ und im Allgemeinen die gesamte Tora nur in ihrer inneren Form in Bezug auf unsere Entwicklung betrachtet werden.

 

Aus der Lektion zum Thema „Vorbereitung auf Pessach“, Kap. 1, 06.03.2018

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