Eingeschlossen in einem System
„Die Gemeinde soll den, der getötet hat, vor der Gewalt des Bluträchers retten und ihn in die Asylstadt, in die er geflohen war, zurückbringen. Er darf darin wohnen, bis der Hohepriester stirbt, den man mit heiligem Öl gesalbt hat. Wenn der, der getötet hat, das Gebiet der Asylstadt verlässt, in die er geflohen ist, und der Bluträcher ihn außerhalb seiner Asylstadt trifft, darf dieser den, der getötet hat, umbringen; dadurch entsteht ihm keine Blutschuld.“ (Num 35:26-27)
Hier wird erklärt, wie der Mensch sich vor seinen bösen inneren Kräften hütet. Er muss sich in richtige zwischenmenschliche Beziehungen begeben und darf sie auf keinen Fall verlassen. Und wenn er die gesellschaftlichen Rahmen verlässt, die ihn in der Bürgschaft unterstützen, verliert er die Verbindung zu ihnen und geht aus der sogenannte Stadt hinaus. Dann ist er in Gefahr: sein Egoismus beginnt ihn zu töten. Das ist der sogenannte Bluträcher, der den Menschen verfolgt. Deswegen darf man nicht aus der Stadt fliehen, in der man sich schützen kann.
Mit anderen Worten ist der Mensch das ganze Universum. In ihm gibt es Verlangen, die er korrigieren kann und dann lebt er überall frei. Es sind in ihm aber solche Verlangen, die er im Prinzip nicht ganz korrigiert. Ein Teil davon sind nicht zur Korrektur vorgesehen, und er beginnt sie, angeblich aus Versehen zu töten. In diesem Fall soll sich der Mensch verteidigen. Dafür existiert eine Art Verbindung mit der Umgebung, die „die Stadt“ oder „Refugium“ genannt wird.
Das ist ein sehr kompliziertes System. Im Prinzip spricht Tora nur davon, wie wir miteinander verbunden sein müssen. Deswegen gibt es die Trennung des Volkes: Israel in 12 Stämme, auf 10er, auf 100ter und 1000der in der Versammlung der Herden, die Städte, selbst Erez Israel ist in 2 Hälften geteilt: hinter dem Jordan und vor dem Jordan, der Stamm des Menashe, die Hälfte davon hinter dem Jordan und die andere Hälfte in Israel; das alles sind interessante Teilungen.
Und es ist auch vorher bestimmt, wo jeder leben wird. Die Verbindung zwischen den Stämmen ist verboten. Man denkt, dass das Gegenteil der Fall sein sollte. Nein, es bedeutet, dass du dir die Ehegattin nur von deinem Stamm nehmen kannst, nur dort leben musst und du hast kein Recht, irgendwohin zu ziehen und dein Haus auf dem Territorium eines anderen Stammes zu erbauen.
Einerseits ist alles in der gemeinsamen Liebe eingeschlossen und in der gemeinsamen gegenseitigen Verbindung, denn während des Einzugs in das Land Israel erreicht man den Zustand der gegenseitigen Liebe. Dürfen wir uns in diesem Zustand nicht vermischen? Nein, jeder muss sein Stück Land behalten und unter seinem Dach leben, unter seiner Palme und so weiter.
Wie funktioniert unser Körper? Der Körper existiert durch völlig unterschiedliche Organe, die unterschiedlich funktionieren. Das Herz, die Nieren, die Leber – alles funktioniert auf unterschiedlichen Ebenen. Jedes Organ hat seine eigenen Gesetze. Die Organe sondern unterschiedliche Stoffe ab, die zum Teil miteinander inkompatibel sind, und nur ihre richtige gemeinsame Arbeit bildet das Fundament für einen lebendigen und gesunden Körper. Keines vermischt sich mit dem anderen, sondern arbeitet innerhalb eines festen Schemas in Verbindung mit allen.
Die Tora gibt uns dieses feste Schema, innerhalb welchem du einerseits getrennt von allen sein kannst, anderseits aber doch mit ihnen in Verbindung stehst. Das Schema funktioniert nur in der Gegenwirkung zweier entgegengesetzter Kräfte und in der Verbindung jenseits dieser Gegenwirkung.
Aus dem TV Programm „die Geheimnisse des ewigen Buches“ 16.12.2015
[#182428]