Nur ein Wunder kann helfen
Die Vertreibung kann man nur dann empfinden, wenn der Mensch das Geben erreichen will. Dann unternimmt er große Anstrengungen in allem, was möglich ist, und erkennt schließlich, dass er das Erwünschte aus eigener Kraft nicht erreichen kann.
Folglich kann man sagen, dass er sich entsprechend seinem Kummer und seinem Leid in der Vertreibung fühlt, als ob er an Händen und Beinen festgehalten würde und man ihn nicht zum Geben durchdringen lässt. So versucht er aus eigener Kraft, sich loszureißen, doch etwas hält ihn zurück und lässt nicht zu, dass er sein Ziel erreicht.
Es hat nur den Anschein, dass ihm etwas gelingt, aber am Ende wird deutlich, dass alle Anstrengungen einzig auf sich selbst zielten. Und indem er es von Neuem versucht, deckt er schließlich auf, dass er die Kraft und Energie aus der Selbstsucht gewonnen hatte. So war es nicht beabsichtigt, denn er glaubte, seine Handlungen seien uneigennützig, das reinste Geben, doch mit eine Mal wird offenbar, dass er sie alle nur aus dem einen Verlangen heraus unternommen hat, nämlich um zu genießen; und eben das hat ihn geblendet und betrogen. All dies führt zur Empfindung der Sklaverei, des Unterjocht-Seins in Ägypten.
Aus dem Artikel von Rabasch „Der Segen mit dem Vollzug des Wunders“: Wenn der Mensch sich unter der Macht des egoistischen Verlangens befindet, heißt das die ägyptische Vertreibung. Beim Eintritt in diese Arbeit öffnet sich ihm erst allmählich von oben das ganze Maß des über ihm herrschenden Übels.
Wie gesagt wird: „Und stöhnten die Söhne Israels wegen dieser Arbeit“, das heißt, sie haben gesehen, dass sie nicht fähig sind, die Handlungen des Gebens wegen der Macht der über sie herrschenden Ägypter auszuführen. Folglich mussten sie erkennen, dass sie keine Kraft haben, aus Ägypten auszuziehen und dass nur der Schöpfer sie würde retten können.
Es ist bereits eine große Entdeckung zu erkennen, erstens: Dass ich nicht frei bin. Und zweitens: Dass der böse Geist mich ausfüllt, der mich beherrscht und nur egoistisch, mich einzig für sich zu handeln zwingt. Er ist mir nicht einmal von Nutzen, und doch gibt es mich und den gewissen Geist, der in mir Gestalt angenommen hat und mich im Innern ausfüllt. Dieser böse Geist nagt an mir und fordert die ganze Zeit, ihm zu Diensten zu sein.
Ich trenne mich vom Geist, der in mir lebt und hasse ihn, aber ich kann ihm nichts anhaben. Das ist wie eine Krebsgeschwulst im Innern, von der träume, dass ich ihr entgehen könnte, doch das ist nicht möglich. Nachdem ich mich mit ganzer Kraft abgemüht habe, frei von ihm zu werden, eröffnet sich mir, dass nur die höchste Kraft, die höher ist als ich, dass nur ein Wunder mir helfen kann, diesen falschen Geist zu eliminieren, der mich in jedem Augenblick zwingt, für sich zu handeln, ständig ihn zu suchen und mich mit ihm zu füllen. Und eigentlich nicht mich, sondern ihn.
Das ist die Empfindung der Sklaverei und die Offenbarung der Erkenntnis, dass nur die höchste Kraft mich von ihm befreien kann. Ich bin ganz von dieser Macht gefangen, die mich vollkommen ausfüllt und in ihrem Würgegriff hält. In mir blieb nur ein einziger Punkt des Begreifens, aus dem heraus ich erkennen kann, dass diese fremde Kraft mich treibt und beherrscht. Sie allein regiert mein Herz und meine Vernunft.
Aber über diesen einzig in mir verbleibenden Punkt bin ich eben in der Lage, mich mit dem Schöpfer zu verbinden. Gegen diesen fremden Geist und seine Macht in mir kann ich nichts ausrichten. Und deswegen scheint sich das Verlangen in mir an den Schöpfer und gegen jene böse Macht in meinem Innern zu wenden.
Ich erkenne, dass es andere gute Mächte geben kann und will mich an sie wenden. Das heißt, ich stelle mir den Schöpfer vor. Aber meine anfängliche Vorstellung von der höchsten Kraft hatte doch nichts mit ihr zu tun, denn es war derselbe Pharao. [131532]
Auszug aus der Lektion nach dem Artikel von Rabasch 01/04/14