Das Geben ist – meine Leidenschaft
Frage: Warum leiden die Gerechten, und wie kann man dafür den Schöpfer rechtfertigen?
Antwort: Die Rechtfertigung ist die Antwort, und keine Frage, als ob du den Leiterwagen vor das Pferd stellen würdest. In Wirklichkeit passiert Folgendes: der Schöpfer lässt die Gerechten leiden, damit sie eine Möglichkeit haben, Ihn zu segnen und zu rechtfertigen.
Wie kann man Ihn ohne Leiden rechtfertigen? Aufgrund welcher Zustände?
Der selbständige Mensch (Adam) soll dem Schöpfer innerlich entgegengesetzt sein und Ihm von außen gleichen. Mit anderen Worten, der Mensch soll zwei entgegengesetzte Kräfte, zwei Formen, zwei polare Eigenschaften einschließen.
Es wird gesagt: „Ich habe den bösen Anfang geschaffen und die Tora als Gewürz gegeben, weil das in ihr erhaltene Licht den Menschen an die Quelle zurückführt“. Der böse Anfang, das Material des empfangenden Verlangen bleibt konstant, und wir kleiden es „in die Absicht des Gebens“ ein. Auf diese Weise führen wir dieses Verlangen mit Hilfe des Lichtes an die Quelle, in die gute, richtige Form zurück.
Zuerst verfluchen wir den Schöpfer auf jeder Stufe und stimmen Seinem Vorhaben nicht zu. Deshalb wird das Entstehungsstadium wie „der Zorn und die Wut“ charakterisiert, dann kommen wir zum Segen und zur Rechtfertigung des Schöpfers, bis zur Selbstaufopferung.
Meine Selbstaufopferung wird jedoch nicht durch Genuss hervorgerufen, so wie es in unserer Welt stattfindet. Ich bin hier für die volle Ergebenheit bereit, wenn sie sich nur lohnt. In diesem Fall schließe ich mich nicht dem Schöpfer an, sondern den von Ihm ausgehenden Genüssen, wenn diese verschwinden, wird mir meine Selbstsucht es nicht mehr zulassen, sich an Ihn zu binden. Auf der Stufe dieser Welt hängen wir nur von den Genüssen ab, und im Geistigen ergänzen wir noch einen Aspekt, noch ein Niveau, auf dem wir mit dem Schöpfer verbunden werden. Gerade mit Ihm und nicht mit den von Ihm ausgehenden Genüssen und dem Wohl.
Ich beginne jetzt, Seinen gebenden Status, Seine Wohltätigkeit zu schätzen, wobei ich Sein Geben nicht für nötig halte, ich will nicht, etwas empfangen, will nicht an Ihm, wegen dieses Wohlwollens „kleben“, will nicht „gekauft werden“. Ich will die “nackte” Eigenschaft des Gebens, die weder Umrisse, noch die Form davon hat, respektieren. Das Geben an sich – ist meine Leidenschaft.
Demzufolge muss ich zwei Formen einschließen: in meinem Inneren – das empfangende Verlangen, von außen – die Absicht des Gebens. Anders kann ich mich mit dem Schöpfer nicht verbinden, wobei gerade „durch Ihn, sich unser Herz erfreut“, nicht durch die Lichter, die von Ihm stammen. Sie verwirren nur, sie bestechen mich und ich bin verpflichtet, ihnen entgegenzustehen.
Von oben weckt man mich, d.h. meine Selbstsucht, so dass ich „aufflamme“, vom Genuss verrückt werde, der meine Vernunft und meine Gefühle erobert. Im Endeffekt bleibt mir nur ein Punkt übrig, der sich nicht vom Licht irreführen lässt – und in diesem Punkt kann ich ständig den Wiederstand halten, mit einer Absage auf die anziehenden Vorschläge antworten: „Nein, ich brauche nichts. Kein Vergnügen kann mich käuflich machen“.
Die Versuchungen verdrehen meinen Kopf, der Körper ist von der Anregung desorientiert – hier müssen wir die Bürgschaft vorbereiten, anders werde ich niemals unabhängig. Der ganze Genuss kommt, um die Scham zu verhüllen und um mir die Selbstständigkeit zu verleihen…
Es wird darüber in der „Lehre der Zehn Sefirot“ (Teil1, „Innere Betrachtung“, Punkt 7) gesagt:
„In jeder unverdienten Belohnung gibt es den Mangel – die Scham vor dem Gebenden. Damit die Seelen dieses Gefühl vermeiden, hat der Schöpfer diese Welt geschaffen, in der die Arbeit existiert. Hier bekommen sie die Bezahlung für ihre Bemühungen und retten sich von der Empfindung der Scham.
Die Beziehung zwischen der Arbeit im Laufe der 70 Jahre und dem ewigen Genuss ist so, dass es kein größeres Geschenk, als dieses gibt. Diese Worte der Weisen sind sehr unklar, denn unser Hauptstreben und Gebet ist: „Behüte uns vor dem Reichtum in Form von einem kostenlosen Geschenk“. Man darf jedoch ihre Worte nicht buchstäblich verstehen, es steckt hier der tiefere Sinn dahinter…“ [129326]
Auszug aus dem Unterricht nach „dem Vorwort zum Buch Sohar“, 16/02/14