Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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In eine Wolke gehüllt

Frage: Was ist unser Ego? Ein Gefühl oder eine mentale Wahrnehmung ?

Antwort: Wir können das Gehirn mit einer Kinoleinwand vergleichen, da es vollkommen leer ist. Heute kannst du für mich furchtbar aussehen und morgen, wenn ich in einem anderen Zustand bin, seh ich in dir plötzlich einen wunderschönen Menschen, der viel Lebensenergie ausstrahlt. Ist es mein Gehirn, das mir dieses Bild malt, ist es der Bildschirm? Oder projiziere ich diese Bilder? Mein Ego, meine Interessen, erzeugen diese Bilder, aber wir sind nicht in der Lage, dies im vollen Ausmaß zu verstehen.

Wir denken, dass wir objektiv sind, wenn es um die unbelebte, pflanzliche oder tierische Stufe geht, aber auf der Ebene des sprechenden, also den Beziehungen zwischen uns, gibt es verschiedene Variationen. Verallgemeinernd ausgedrückt kann man sagen, dass wir nicht begreifen, dass wir unsere Welt auf allen Ebenen aus dem Verlangen zu Empfangen wahrnehmen.

Aus diesem Grund wird unsere Welt als imaginär bezeichnet, weil sie nicht wirklich existiert. Sobald das Ego gereinigt wurde, von der Wahrnehmung dieser Welt, wird sie verschwinden. Und was wird übrigbleiben? Nichts?

Womit bleiben wir dann zurück? Versucht, dieses Etwas zu definieren. Beginnt eine neue Welt zu erschaffen. Es hängt alles davon ab, was Ihr auf der Leinwand eurer Wahrnehmung zeichnet.

 

Frage: Aber wie zeichnen wir diese Bilder, wenn alles uns sofort so real erscheint?

Antwort: Ich stelle mir eine Kraft vor, die mich steuert, die mich umgibt, die mich organisiert und mich verwirrt, die mir positive und negative Gedanken sendet. Die gesamte Situation, die Blase, in welcher ich mich befinde, steuert mich. Es ist wie ein Science Fiction Film, da wir uns etwas vorstellen müssen und permanent an unserer Vorstellung arbeiten. Ich stelle mir einen bestimmten Ort vor, an dem eine bestimmte Kraft aktiv ist. In der Zwischenzeit brauch ich aber die dreidimensionale Illusion und die diversen Phänomene von Raum und Zeit. Ich bin damit verbunden, ob ich will oder nicht.

Ich stelle mir eine Kraft vor, die mich umgibt wie eine Wolke. Diese Kraft steuert mich in die jeweilige Richtung und in jedem möglichen Aspekt. Sogar jetzt, wenn ich darüber nachdenke, steuert sie mich; ich bin entspannt, lasse die Kraft an mir arbeiten. Aber was bleibt für mich zu tun?

Ohne meine eigene Zugabe kann ich mich eigentlich nur nach einem guten Zustand, einem guten Gefühl sehnen und dieser Kraft danken für ihre gute Obsorge. Dies hat in mir einen Mangel in meinen Gefühlen erzeugt, ein Verlangen für mich zu empfangen und ich fühle mich wohl in dieser Welt, unter ihrer Herrschaft. Es stellt sich heraus, dass wir sonst nichts benötigen.

Die gesamte Epikureische Schule beruhte auf diesem Prinzip. Andere östliche Methoden glauben auch an Nirwana und Friedfertigkeit. Diese Herangehensweise ist tatsächlich die tiefste, da sie auf der Furcht, etwas zu unterbrechen und der Furcht, gegen den Schöpfer zu handeln, beruht. Demnach muss es mir stetig gut gehen. Ich versuche, mit dem was ich habe, ständig ruhig, entspannt und glücklich zu sein – nicht weil das Ego mich dazu zwingt, sondern aus einem erhabeneren Motiv heraus. Kurz gesagt, Abraham konnte mit dieser Einstellung gut in Babylon arbeiten.  [117735]

Aus dem 4 Teil des Morgenunterrichtes 02/10/13, Schriften von Baal HaSulam

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

RavFrage: Warum bin ich so vergesslich und ständig in Gefahr, den roten Faden zu verlieren, dass wir als ein „Mensch mit einem Herzen“ handeln sollten?

Antwort: Weil du es nicht als dringendes Bedürfnis fühlst – das ist das ganze Problem. Wenn ein Mensch krank ist, denkt er ständig nur über die Medizin nach, die ihn heilen kann. Es wird gesagt, dass das Licht alle Krankheiten heilt. Wir fühlen das nicht. Wir können die Weisheit der Kabbalah als Weg für die generelle und persönliche Entwicklung erkennen, da wir uns dadurch wohl fühlen. Wir sind nicht bereit, alles zu tun, was notwendig ist, da das Ziel uns nicht stark genug anzieht. Es fehlt uns der Ansporn, alles zu geben. Was passiert in dieser Situation? Es heißt: „Ich werde ihnen einen König wie Haman vorsetzen…“ und weil wir keine Wahl haben, werden wir tun müssen, was zu tun ist, was bedeutet, auf dem Weg des Leidens.

Die Leiden sind notwendig, aber wir können sie durch innere Leiden ersetzen, um uns zu schütteln und das Verlangen nach dem Ziel zu verstärken. Wenn das Ziel wichtig ist und ich mich weit davon entfernt fühle, dann leide ich. Ich ignoriere den Schmerz nicht, aber ich versuche, den Graben zwischen mir und dem Ziel zu überwinden. Das bedeutet, dass der Schmerz mich nach vorne schiebt. Stattdessen ruhen wir uns stets wieder aus, denken, dass alles halb so schlimm ist, glauben, dass wir warten können. Baal HaSulam warnt uns im Buch, „Frucht der Weisen“ „Brief 13“… Die Wahrheit wird ihm den Weg zeigen und derjenige, der Sorgen hat, wird diese bewusst werden lassen; weder verbergen noch zurückhalten wird er sich.

Tatsächlich werde ich euch so wahrnehmen, wenn das Heute zu morgen wird und statt „jetzt“ wirst du „später“ sagen. Es gibt dagegen keine Medizin außer viel Anstrengungen zu unternehmen, den Fehler zu begreifen und das Missverständnis, das derjenige, der vom Schöpfer erlöst werden soll, heute von Ihm erlöst wird – derjenige allerdings, der auf morgen wartet, wird erst nach seinem Tode weise werden. Du fühlst dies, da du meine Anweisung, dich in der Liebe zu Freunden zu verausgaben, ignoriert hast. Ich habe es dir in allen möglichen Varianten erklärt und näher gebracht, da es im Stande ist, dir alles zu geben was dir fehlt.

Alles, was uns gegeben wird, dient nur zu einem einzigen Zweck, nämlich die Liebe zu Freunden zu intensivieren, um das Licht anzuziehen, das erneuert und alles korrigiert. Wenn wir eine Handlung vollziehen wollen, müssen wir überprüfen, ob sie uns zu einer stärkeren Verbindung führt oder eher in die Trennung. Dann werden wir sofort verstehen, was es zu tun gilt und was nicht; woran wir uns annähern sollen und wovon wir uns zu entfernen haben. Es ist so, weil wir das Licht nur durch die Verbindung zwischen uns anziehen. Wenn wir uns verbinden, ziehen wir eine zusätzliche Portion Licht an, und so weiter und so weiter. Das ist das ganze Geheimnis und es gibt nicht mehr als das. [118299]


Aus dem 2 Teil des Morgenunterrichts, 10/10/13, Der Sohar

Professor – Hat ein Titel Aussagekraft?

Frage: Um Kenntnisse zu vermitteln, muss man eine gewisse gesellschaftliche Stellung haben (einen Doktor Titel, etc.) Ist dies auch in der Vermittlung der Integralen Erziehung wichtig? Oder sollen wir selbst im Hintergrund bleiben und nur die Methode hervorheben?

Antwort: In diesem Fall ist der Titel nicht so maßgeblich, weil die Meinung über uns und die überraschenden Ergebnisse unserer besonderen Methode sich rasch verbreitet.

Im täglichen Leben gehen die Menschen oftmals nicht zu Ärzten, sondern zu einem gewöhnlich Heiler, weil seine Therapie einen außergewöhnlichen Erfolg bewirkt.

Folglich braucht der Mensch keine Ärzte, die ihm Injektionen geben,  ihn operieren usw.; er benötigt einen Heiler, der ihm einige natürliche Inhaltsstoffe gibt, die ihn sich wieder besser fühlen lassen. Das Wichtigste ist das Ergebnis.

Außerdem bedeuten uns heutzutage sowohl gekaufte als auch erworbene Titel  nicht viel. Wir haben einen Zustand erreicht, indem wir nicht mehr wissen, wie wir Menschen beschützen,  kurieren oder ihnen helfen können. Deshalb verlieren hochrangige Titel nach und nach ihre Bedeutung. Man kann nicht voraussagen, wie effektiv ein Treffen mit einem Professor sein wird, auch wenn er Gewinner verschiedener Auszeichnungen ist.

Ich glaube nicht, dass es so wichtig ist.  (118235)

Aus Kab TV “Through Time” , 17.9.13

Das allerwichtigste Gebet

MaN ist eine Handlung, die aus dem Verlangen und nicht aus der Vernunft stammt. Dieses Gebet ist aus dem gemeinsamen Verlangen Bina und Malchut geboren. Wir müssen ein solches Gebet erheben. Wir müssen erkennen, dass es für uns sehr wichtig ist. Das heißt „Erhebung“.

Die gesamte Maßskala befindet sich in meinem Inneren. Ich habe allerlei Forderungen und Verlangen, die ich nach bestimmten Prioritäten ordne. Die oberste Priorität muss ich jedoch der Kraft der Vereinigung geben, innerhalb welcher ich den Schöpfer offenbaren will, um Ihm dadurch Freude zu bereiten.

Sobald ich alle Handlungen, alle Verlangen so verteile, dass die Vereinigung wichtiger als alles anderes ist, erhebe ich МaN. Ich stelle die Notwendigkeit der Vereinigung, der Korrektur und der Offenbarung des Schöpfers (für Seinen Genuss) an die oberste Stelle. Das heißt „Aufstieg“.

Ich schicke diese Bitte weder per Post, noch per SMS zum fernen Stern. Alle Welten befinden sich innerhalb des Menschen – dort fängt alles an, verwirklicht sich und geht zu Ende – alles existiert in seinem Bewusstsein. Deshalb muss ich mich so organisieren, dass sich alle meine Verlangen auf einer Prioritäten-Linie befinden – äußerliche materielle Verlangen: Nahrung, Sex, Familie, Geld, Ehre, Wissen, sowie die Verlangen, die sich dieser Welt entziehen. Auf der obersten Stufe dieser Treppe der Prioritäten muss sich mein Verlangen befinden, den Schöpfer durch unsere Verbindung Zufriedenheit zu geben, um Ihm zu ermöglichen, in uns offenbart zu werden.

МaN bedeutet „Mejn Nukwin“ (weibliche Gewässer). Das Wasser ist Bina, und die Frau, Nukwa, ist Malchut. Somit verbinde ich in meinem Gebet Bina und Malchut; ich verbinde die Teilchen des Verlangens, die Teile Malchuts, mit Hilfe des Wassers – der Barmherzigkeit (Chessed) – mit der Eigenschaft Bina. Ich will, dass sie gemeinsam existieren. Ich erhebe diese Bitte, ich will mich mit anderen dank der Eigenschaft der Barmherzigkeit, Bina, mit der Eigenschaft des Gebens verbinden.

Deshalb heißt meine Bitte „weibliche Gewässer“ oder МaN. Ich erhebe sie; ich halte sie für das Wichtigste. Wenn ich mich bemühe, dieses Verlangen im Herzen mit allen Mitteln zu empfinden, dann ist das ein wahres Gebet: die Erhebung von МaN oder die Absicht.

Je nach meinen Bemühungen, es zu tun, wirkt auf mich das Licht, das zur Quelle zurückführt; es weckt in mir eine Menge verschiedener Zustände: Gedanken und Gefühle für die Einheit – und dagegen, für das Geben – und dagegen. Auf diese Weise durchlebe ich verschiedene Zustände, damit ich mehr verstehe, fühle und mehr Erfahrung sammle. So wird mir allmählich klar, was ein wahrhaftes Gebet, МaN, bedeutet

Auf diesem Weg werde ich Enttäuschung und Ungeduld erleben, Angst haben, keinen Erfolg zu haben. Ich werde auch Verwirrung bezüglich der Form des erwarteten Erfolgs empfinden: Tue ich alles für mich selbst oder für die Zufriedenheit des Schöpfers? Hier hilft es sehr, sich das ganze Universum vorzustellen: Die unbelebte Natur, Pflanzen, Tiere, Menschen – alle in Form der eigenen Verlangen, die von mir infolge des Zerbrechens abgetrennt wurden.

Sie erscheinen jetzt vor mir und ich muss sie alle mit mir verbinden, obwohl es mir so vorkommt, als würden sie sich außen befinden. Ich muss mich bemühen, mich dazu so zu verhalten, als würde das alles in meinem Inneren existieren. Dann werden meine Bemühungen auch Gebet – МaN genannt.

Indem ich an der richtigen Wahrnehmung der Realität arbeite und alle ihre Teile mit der Hilfe der Eigenschaft der Barmherzigkeit verbinde, bringe ich das allgemeine Gefäß zu seiner ursprünglichen Form, das heißt dem korrigierten Zustand näher. [118505]

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar. Vorwort 15/10/13

Unerwartete Offenbarung

Frage: Soll man den Menschen während den Unterrichten der integralen Bildung sagen, dass sie ein nicht korrigiertes Element der Natur sind, quasi dass sie selbst an allen Problemen im Leben schuld sind? Wird diese Wahrheit den Menschen nicht verwirren?

Antwort: Das wird aus zwei Gründen nicht geschehen. Erstens, weil die Menschen selbst zu dieser Schlussfolgerung im Laufe des Seminars kommen werden, weil ihr die richtigen, durchdachten Fragen in der richtigen Reihenfolge stellt. Dann wird es ihre persönliche Offenbarung sein. Folglich werden sie erkennen, dass nicht die Lektoren ihnen etwas beweisen wollen, sondern sie kommen selbst zur Erkenntnis.

Zweitens sollt ihr aus der Position eines Arztes sprechen, der dem Patienten über seine Krankheit erzählt und andeutet, dass er ein Medikament dagegen hat. Dann wird der Mensch angenehm überrascht sein, weil er sofort versteht, dass er auf ganz anderes Gesundheitsniveau aufsteigen kann.

Nur auf diese zwei Arten kann man den Menschen andeuten, dass sie ein nicht korrigiertes Element der Natur sind.

Im Allgemeinen beginnen wir niemals genau damit. Ich meine, dass man dem Menschen nichts Unangenehmes aber auch nichts Angenehmes sagen soll, denn er soll alles selbst enthüllen. Dann wird es seine Enthüllung, seine Empfindung und kein fremder Gedanke sein, der vorbeiflog, sondern sein eigener, den er in seinem Inneren gefunden hat. Folglich wird er diesen Gedanken schon besitzen und sich davon nicht trennen können. [118501]

Auszug aus dem TV-Programm „Durch die Zeit“, 20.10.2013