Die Kraft des höheren Segens [108678]
Frage: Was versteht man unter dem Dialog zwischen den Buchstaben und dem Schöpfer, der im Buch Sohar, Kapitel „Die Buchstaben des Rabbi Hamnuna Saba“ beschrieben wird?
Meine Antwort: Wir wollen die Eigenschaft jeder Kraft (ein Buchstabe) in Bezug auf Keter klären (das Ziel, das weiße Licht), die im allgemeinen System unseres Universums – das vom Schöpfer geschaffen wurde – agiert. Das System definiert Beziehungen zwischen der Kraft des Gebens und der Macht zu Empfangen.
Es gibt zwei Kräfte: „etwas aus Existierenden“ (Yesh mi Yesh) und „etwas aus Nichts“ (Yesh mi Ain) und ein System, das die beiden zueinander bezieht. Wie ist es möglich, „etwas aus Nichts“ mit „etwas aus Existierendem“ vergleichbar zu machen? Wie kann das Verlangen zu empfangen dem Verlangen zu geben ähnlich werden? Das Verlangen zu empfangen kann sich nicht in ein gebendes verwandeln, aber es kann letzteres nachahmen, indem es ebenso handelt. Dieses Verhalten bezeichnet man als „empfangen, um zu geben“.
Deshalb brauchen wir eine Wahrnehmung des Gebenden, weil wir uns über Ihn noch keine Gedanken machen; alles, worum wir uns sorgen, ist unsere Erfüllung. Um zum Empfangen um zu geben zu kommen, müssen wir denjenigen fühlen, dem wir geben und unser Verlangen in Übereinstimmung mit dem, was der Geber will, verwenden.
Unser Verlangen verwandelt sich in eine Methode, die den Schöpfer erfreut und so brauchen wir Kraft und Eigenschaften, die wir vorher nicht hatten. Wir wollen mit Jenem, Dem wir geben, „bekannt werden“ und wir sollten verstehen, warum wir dies tun. Mit anderen Worten müssen wir uns von uns selbst loslösen und beginnen, die innere Welt von jemand anderem zu fühlen.
Welche Eigenschaften, Kräfte und Verbesserungen sind erforderlich, um dieses Ziel zu erreichen? Wir müssen dieses Problem lösen und einen bestimmten Prozess durchlaufen, um ans Ziel zu gelangen. Diese Frage wird uns durch die Buchstaben erläutert. Malchut fragt Keter, ob sie mit Hilfe des Buchstaben „Samech“ Keter gleich werden kann.
Keter antwortet Malchut, das dies nicht möglich ist. Sie kann lediglich einen Teil des Pfades zu Keter zurücklegen, sie kann nur ein Stück des Weges bis zu dem Ort gehen, wo Malchut sich von sich selbst absondert und Hilfe erhält (Simcha – Ableitung des Buchstaben „Samech“). An diesem Punkt ist Malchut nicht abhängig vom Verlangen, das sie am Anfang ihrer Reise hatte. Es ist, als ob sie in der Luft schweben würde.
Was folgt dann? Auf diese Art kann keine Korrektur erfolgen. Im Gegenteil, wenn Malchut voranschreiten will, muss sie empfangen um zu geben. „Samech“ will nicht empfangen. Dieser Buchstabe strebt zu nichts anderem als zum Geben, zu „Chafetz Chesed“. So, wie ein rechtschaffener Mann, der alleine in den Wäldern lebt und nicht einmal ein Hemd besitzt – und auch keines braucht.
Deshalb muss „Samech“ annulliert werden, weil die Kraft, die diesen Buchstaben umhüllt, für ihn zum Hindernis wird. Wir brauchen eine entwicklungsfähige Kraft des Buchstaben „Mem“, der aus zwei Buchstaben besteht: „Dalet“ (zwei Türen – Delet), der aufzumachen und den Fötus hinauszulassen hat, damit er seine Entwicklung fortsetzen kann. Diese Tore sind zwei entgegengesetzte Kräfte, die miteinander kämpfen. Deshalb werden sie als Türscharniere (Tsirim) oder Geburtswehen (Tsirim) bezeichnet, im Sinne von Mühe der Weiterentwicklung. Die zweite Kraft, die „Samechs“ Schutz annulliert, wird stärker und der Fötus bekommt zusätzliches Verlangen sich zu erfreuen, das vorher unter der Macht des Egoismus stand, jetzt aber vom Empfangen zum Geben übergeht.
Es gibt nichts, das gänzlich gut ist. Es gibt keinen Buchstaben oder keine Kraft, die uns unter allen Umständen helfen kann. Ausgenommen der Buchstabe „Bet“, der so viel wie „Segen“ bedeutet. Der Buchstabe „Bet“ hängt von nichts außer dem Höheren ab. Wie man seinen Segen (im Sinne von zurückkehrendes Licht) erhält, kann durch „die Weisheit der Kabbala“ erlernt werden. Die übrigen Eigenschaften werden dank dieses Segens enthüllt und korrigiert.
Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar. Das Vorwort, 27.05.2013