Eine Universität, die nur von einer Gruppe besucht werden kann. [107158]
Die Vorbereitungslektion in New Jersey
Frage: Als Erwachsener kann ein Sohn verstehen, warum sein Vater streng mit ihm war. Aber wie vermögen wir den Schöpfer zu verstehen, wenn Er uns Leid gibt und dazwischen keine Zeit verstreichen lässt?
Meine Antwort: Ich selbst kann meinen Vater nicht rechtfertigen, wenn er streng zu mir ist. Denn ich bin in mein „tierisches“ Wahrnehmen versunken und fühle mich schlecht, und die Quelle dieses Gefühls ist in meinen Augen ebenfalls schlecht. Ich kann sie auf den Tod nicht ausstehen.
Die Frage ist jedoch, wie ich die Sache anders betrachten kann. Eigentlich ist es unmöglich. Ich bin so. Das egoistische Verlangen zwingt mich dazu, vor dem Leid wegzulaufen und stets das Angenehme anzustreben. Was will man also von mir? Wie kann ich eine zielstrebige Haltung gegenüber Ärgernissen zeigen und denjenigen, der sie mir verursacht, auch noch objektiv beurteilen? Wie kann ich erkennen, dass Er auf meine Natur wirkt und wünscht, dass ich zu etwas Erhabenerem werde? Von einem „Tier“ zu einem „Menschen“ heranwachse?
Dafür brauche ich Verstand und einen zusätzlichen Sinn zu den bereits vorhandenen, die nur Genuss und Leid messen. Bisher habe ich – wie alle Egoisten – nur gelernt, wie man Genuss und Profit aus einer Sache zieht und den unangenehmen Dingen möglichst gut ausweicht. Das sind die egoistischen Normen dieser Welt. Erfolg haben hier jene, die stärker, reicher und schlauer sind. Und diese Leute sind stolz auf ihren Erfolg, hauptsächlich weil sie wissen, wie man dem Übel aus dem Weg geht und das Schöne anstrebt.
Daher hab ich keine Kraft, in mir etwas Größeres wachsen zu lassen. Ich brauche einen Funken jener Stufe, die Mensch (Adam) genannt wird, um mich auf ein neues Niveau in der Beziehung gegenüber meinem Vater zu entwickeln. Er schickt mir Ärger und ich muss mir dessen bewusst werden.
In unserer Welt ist ein Vater streng zu seinem Kind, damit es lernt, auf der materiellen Stufe erfolgreich zu sein und Leid zu minimieren. Das ist nichts anderes als „tierisches Coaching“.
Andererseits brauche ich für den spirituellen Fortschritt den Funken aus der nächsthöheren Stufe. Dieser Funke nennt sich „Punkt im Herz“.
Zusätzlich brauche ich Menschen, die mir folgende Botschaft vermitteln: Es ist die gute Umgebung, die mir auf dem Weg hilft, mich unterstützt und mein Verständnis dafür erweitert, dass meine schlimmen Zustände ein Ziel haben. Dadurch verfalle ich nicht in blinde Rebellion und unter die Bürde des Leides, ich beschuldige nicht meinen Vater, der sie mir schickte und bei jedem Schritt werde ich fortan unsere Beziehung korrekt interpretieren. Ich werde gewahr, dass Er es deswegen tut, damit ich direkt an mein Ziel gelange; und es wird mir egal, ob es Freuden oder Leiden sind, die Er mir schickt.
Daher fußt die Beziehung zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf auf der Stufe der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Natur – und später auf der menschlichen Stufe. Für diese wichtige Entwicklungsstufe benötigen wir:
· Den anfänglichen Funken – den Punkt im Herz.
· Einen Lehrer, der erklärt, warum sich auf der materiellen Stufe der Schöpfer mir gegenüber wie ein Vater verhält, der strikte Maßnahmen ergreift, um mich auf die Universität vorzubereiten.
· Die Umgebung, die stets die Wichtigkeit des Ziels hochhält und mir zeigt, wie notwendig es ist, diese Universität zu besuchen. Wie sehr mich mein Vater liebt und mir aus dieser Liebe heraus Mühsal schickt. In dieser Umgebung dienen mir meine Freunde als Beispiel und ich kann den Weg gemeinsam mit ihnen beschreiten. Wir bewegen uns vorwärts und bilden ein Gruppe von Studenten, die denselben Vater und Lehrer haben. Einen für uns alle.
Wenn alle diese Voraussetzungen stimmen, kann ein Mensch verstehen, was geschieht. Mit Hilfe der Gruppe kann er sich korrekt zu allem beziehen, was ihm im Leben widerfährt und er sieht, dass alles nur zu seinem Besten ist. Obwohl er auf seiner tierischen Stufe neues Leid nach wie vor nicht akzeptieren will, so erhebt er sich doch sofort darüber – auf die menschliche Stufe (Adam) in sich selbst; er spürt Dankbarkeit und setzt seinen Weg fort.
Auszug aus der Vorbereitungslektion des Kongresses in New Jersey, 09.05.2013