Der Punkt, an dem sich das Anflehen und die Dankbarkeit treffen
Es gibt zwei Arten der Arbeit: infolge der Empfindung eines Mangels und bei vollem Wohlergehen. Wir sind aus einem Material geschaffen, dem es an Vielem mangelt. Deshalb streben wir nach der Verbindung mit dem Schöpfer, Der uns geschaffen hat und über alles verfügt, was uns fehlt.
Wenn wir diese zwei Kräfte an uns anschließen: die natürliche, empfangende Kraft, unser Material, und die gebende Kraft – den kleinen inneren Funken, den wir entwickeln und über unser Material stellen wollen -, dann stehen uns zwei Klärungen bevor: Wie verhält sich die eine Kraft bezüglich der anderen. Seitens des Materials müssen wir den Funken des Gebens erkennen, und seitens des Lichts müssen wird das Material erforschen. Mit anderen Wörtern, wir müssen seitens der Schöpfung den Schöpfer sowie das eigene Material erkunden.
Deshalb erfolgt die Arbeit mit dem Verlangen zu genießen, welche in den Bitten, Gebeten, in den Leiden der Shechina, in der Zerstörung des Tempels besteht. Wenn wir alle Lasten dieses Zustandes in ihrer ganzen Fülle nicht empfinden werden, dann werden wir kein richtiges Gebet, keine wirksame Bitte erlangen, die eine Handlung seitens des Lichts hervorrufen kann.
Das Licht antwortet nur dem vollkommenen Verlangen. Die Teile eines solchen vollkommenen Verlangens heißen die spirituellen Stufen, und wir müssen mindestens die erste kleinste Stufe erreichen.
Die zweite Art der Arbeit besteht in der Erkenntnis, dass wir uns gegenüber dem vollkommenen Schöpfer befinden, Der uns geschaffen hat, Der uns lenkt, Der sich um uns sorgt, uns korrigiert, uns bis zur Höhe der Vollkommenheit erhebt. Unsere ganze Arbeit besteht in der Dankbarkeit und der Verherrlichung.
Zwei Formen dieser Arbeit sind einander entgegengesetzt, und in beiden Arten soll sich der Mensch Mühe geben, damit die eine die andere nicht überwiegt. Sie beide sind in vollem, wahrhaften Maß notwendig. Folglich wird ihre Verbindung – die Anstrengung zwischen ihnen -, einen Punkt erschaffen, der starkes Licht an sich heranziehen wird sowie den Menschen erheben wird, so dass zwei Pole für seine Arbeit Keter und Malchut erschaffen werden. Auf diese Weise wird innerhalb des Verlangens zu genießen seine erste Stufe aufgebaut, die ihrerseits aus zehn Sefirot besteht: aus Bitten, Gebeten, aus dem zerbrochenen Herz sowie aus der Dankbarkeit, dem Segen und der Verherrlichung des Schöpfers, des Punktes Keter. Auf diese Weise muss man vorankommen.
Der Mensch vergisst das ständig und ist deshalb verwirrt. Er denkt, dass seine Verwirrung zufällig ist, er sieht darin das Verschulden seines schwierigen Lebens. Er meint, dass er irgendwo alleine auf der unbewohnten Insel in der Mitte des Ozeans, fern von den Hindernissen des alltäglichen Lebens, besser leben könnte und sehr schnell und erfolgreich auf dem spirituellen Weg vorangekommen wäre. Er muss sich um Tausende verschiedene Sachen sorgen und mit dem Leben zurechtkommen, mit verschiedenen Problemen: innen und außen.
Aber diese Meinung ist falsch, weil alles einem System unterliegt. Es gibt deshalb keinen Grund dafür, dass man den Wohnort wechselt oder die äußeren Bedingungen verändert. In dem Augenblick, in dem sich der Mensch jetzt befindet sowie unter gegebenen Bedingungen, soll er sich ständig bemühen, in der richtigen inneren Arbeit zu bleiben, damit er mit Hilfe der ihm gegebenen Umgebung dem Schöpfer einen Genuss bereitet.
Man muss verstehen, dass diese Umgebung der Schöpfer für ihn geschaffen hat. Und später wird der Mensch verstehen, dass diese Bedingungen für seinen Aufstieg maximal nützlich waren.
Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 10.02.2013