Baal HaSulam “Körper und Seele”: Der Körper kann als eine funktionierende elektrische Maschine mit Drähten angesehen werden, die sich von den Gliedmaßen bis zum Gehirn ausdehnen und die durch äußere Einflüsse arbeiten. Weiterhin senden diese Verbindungen ein Feedback an das Gehirn: Schmerz oder Freude. Das Gehirn gibt dann die Befehle an die Organe weiter.
Frage: Also ist alles, was der Körper fühlt; ist unser Leben nur ein “Film”, der in uns projiziert wird?
Meine Antwort: Da gibt es zwei Ansätze, subjektiv und objektiv. Grundsätzlich gilt, dass du eine Figur, die du in der Welt tatsächlich wahrnimmst, nicht einfach so auslöschen und nur eine Einbildung nennen kannst. Ja, vielleicht ist es deine Fantasie, aber diese “Fantasie” ist unser Leben, und wir müssen sie als Tatsache anerkennen.
Frage: Wo ist also die Wahrheit?
Meine Antwort: Es gibt keine Wahrheit, alles ist relativ und hängt von der Person ab. Es gibt sieben Milliarden von Menschen auf der Welt und jeder von ihnen hat seine eigene Wahrheit. Schließlich haben wir keine absoluten Kriterien, an denen wir die Wahrheit messen können. Wir alle hängen in der Leere, wie die Erde, wie das ganze Universum – wer weiß schon, wo wir aufgehängt sind? Du lebst jetzt, aber in einem bestimmten Moment könntest du sterben – und wer hat Macht darüber? In wessen Händen liegen die Fäden?
In unserem jetzigen Zustand, in dem wir keine Grundnormen haben, sind wir nicht in der Lage, absolute Messungen durchzuführen. Wir haben viele Maßeinheiten und Maß-Systeme entwickelt, den Greenwich-Längengrad, ein Kilogramm, einen Meter, ein Watt, ein Ohm, aber das sind alles relative Einheiten, um Vergleichsmessungen durchzuführen. Sie bestätigen nur die Tatsache, dass wir in Wirklichkeit nichts ergreifen können und es eigentlich nichts gibt, was wir messen können.
Wir wissen nicht, was die Wahrheit ist und vereinbaren untereinander einen gewissen Normen-Bezugsrahmen für Vergleiche. Immerhin brauchen wir für ein normales Leben eine gemeinsame Sprache – wie sollen wir sonst die Verbindung untereinander halten und zusammen leben können? Also gibt es keine absolute Wahrheit. Aber niemand braucht das. Auch wenn die Leute etwas entdecken würden, was absolut ist, könnte ich das als Fakt akzeptieren, aber ich würde eh meine eigene “Wahrheit” bevorzugen. Ja, wir können absolute Werte erreichen, aber unser Ego lässt das für uns nicht zu, und daher sind wir in die Relativität und Unbeständigkeit eingetaucht.
Wir müssen uns an diese Sachlage gewöhnen und sie als Tatsache akzeptieren. Es ist in Ordnung, zu zeigen, dass ich mich im Vergleich zu gestern verändert habe. Eine Person, die vorwärts geht, versteht, dass nichts sicher und beständig ist. Wenn das, was gestern gut war, heute immer noch gut aussieht, heisst das, dass ich“unbelebt” bin, ich wäre so nicht mal auf der “pflanzlichen” Stufe, sondern auf dem “unbelebten” Level. Als “sprechende” Stufe hingegen hätte ich jeden Tag eine “gegensätzliche Welt” gesehen. Jede vorhergehende Stufe ist der nachfolgenden genau entgegengesetzt.
Auf dem spirituellen Weg füge ich nicht einfach nur zu dem Vorhandenen etwas Neues hinzu, sondern ich verwandle mich jeden Augenblick und es gibt dabei nichts, wofür ich mich schämen müsste. Es ist nicht notwendig, ein “unzerstörbarer Fels” zu sein. Wir alle verändern uns ständig, was auch gut so ist. Nur kleine Kinder, die immer unruhig und zappelig sind, können wachsen.
Weil wir nicht einfach so bestimmen können, dass alles absolut sein soll, müssen wir also glauben, dass “ein Richter” nur das zugrunde legen kann, was seine Augen sehen können” und es als real betrachten. Es gibt nur eine Realität: Nichts ist von Dauer und alles verändert sich abhängig von der Person.
Auszug aus dem ersten Teil des täglichen Kabbalaunterrichtes vom 31.12.2012, Artikel “Körper und Seele”
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