Aus dem Nebel heraustreten
Frage: Ich glaube, dass wir auf dem Arava-Kongress bewiesen haben, dass alles möglich ist. Was nun?
Meine Antwort: Das Problem ist folgendes: Wenn ich in unserer Welt ein Ziel sehe und es in meinen Augen wichtig ist, habe ich genug Energie, um zu handeln und das Ziel zu erreichen. Wenn das Ziel jedoch unsichtbar oder unwichtig ist, habe ich keine Kraft, um zu arbeiten: „Also wirklich, wozu schuften?“
Unser Problem besteht letztendlich in der Erkenntnis der Wichtigkeit des Ziels. Diese Wichtigkeit wird für uns absichtlich von Oben gedrosselt, damit wir sie immer wieder erlangen, damit wir jedes Mal einen anderen Schöpfer, eine neue spirituelle Welt, alles neu haben.
Das müssen wir mit den Freunden selbst aufbauen. Sie sollen mir erzählen, wie wichtig der spirituelle Weg ist, obwohl sie es selbst nicht spüren. Denn wir sind eine gegenseitige Verpflichtung eingegangen, genau das bedeutet Bürgschaft. Das heißt, dass wir einander immer und immer wieder darüber erzählen müssen, wie die Mutter oder die Großmutter dem Kind ein Märchen vor dem Schlafengehen erzählt.
Sag mal, was gab es denn so Besonderes auf unserem Kongress? Woher kommt die Begeisterung? Ist dort etwas Reales entstanden? Nein. Hast du etwas zu fassen bekommen? Nein. Hast du die Spiritualität wahrgenommen, gehört, gesehen, geschmeckt? Nein. Im Grunde genommen war dort gar nichts, du wurdest einfach wie ein Luftballon „mit Heißluft vollgepumpt“, aufgeblasen und bist davon geflogen. Das war dein ganzer Kongress.
Was hindert dich also daran, es jetzt zu tun? Warum kannst du nicht sogar noch höher aufsteigen? Gerade jetzt, während du Schwere und Desinteresse empfindest, während du anfängst, alle möglichen Berechnungen anzustellen und „realer“ zu denken, – gerade jetzt solltest du anfangen zu handeln.
Frage: Auf dem Kongress schienen wir bei dem Versuch, etwas Unmögliches zu erreichen, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen, bis wir festgestellt haben, dass es möglich ist, selbst wenn es auf der minimalsten Stufe war. Also ist alles möglich.
Meine Antwort: Ausgezeichnet. Mach weiter. Denke aber nicht, dass dir die Tür zur Spiritualität spaltweit geöffnet wurde, um dir eine reale Grundlage für weitere Schritte zu liefern. Im Gegenteil, dein Herz wird verhärtet, die Schwierigkeiten werden erhöht, du wirst dazu gezwungen, es zu vergessen, als gäbe es gar nichts. Dir wird dein ganzer „Vorschuss“ wieder genommen – anderenfalls würde dieser zu einer egoistischen Grundlage für das Weiterkommen werden: „Es lohnt sich für mich weiter zu gehen, denn es ist angenehm und schön. Ein solches Leben möchte ich haben“. Das ist keine Spiritualität mehr, sondern die Unreinheit (Klipa). Früher hattest du sie nicht, jetzt taucht sie auf. Natürlich ist das auch eine Anschaffung, doch nicht die, die du erwartest.
Kurzum, macht weiter. Gerade jetzt fangen wir an, mit den spirituellen Details der Wahrnehmung zu arbeiten: ein wenig Reinheit, ein wenig Selbstverzicht, Wichtigkeit… Wir haben den schwierigsten Abschnitt hinter uns, jetzt werden wir jedes Mal etwas Realeres, etwas Konkreteres haben. Du wirst diese Dinge „in den Händen“ halten können, du wirst sie „schmecken“, du wirst sie in den Schichten deines Verlangens, im Widerstand spüren. Bald wirst du sogar beginnen, sie zu messen.
Hinter uns liegt der schwierigste Abschnitt, als wir nicht wussten, wo wir uns befinden und was passiert, wie ein Neugeborenes, das noch nicht richtig hören, sehen, reagieren kann… Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt.
Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 21.01.2013