Kein kindliches Abenteuer
Frage: Was Neues bringt uns der Kongress im Norden Israels im Vergleich zum letzten Kongress in der Arava?
Meine Antwort: Wir haben darüber bereits gestern während der Freundesversammlung gesprochen, als wir darüber diskutiert haben, wie unsere Eindrücke von den Workshops und unsere Einstellung zu ihnen sich verändern. Offensichtlich fällt uns der Einstieg jedes Mal immer schwerer: uns fällt es schwer, zum Workshop zu kommen, dafür findet das Eintauchen in das Gefühl der Einheit schneller statt und die Begeisterung wächst und wird klarer, gewinnt an Form.
Das Gleiche gilt für Kongresse. Denn ein Kongress ist eine Art Workshop, nur ist er komplexer, besteht aus mehreren Teilen. Und dementsprechend müssen wir ihn auch betrachten.
Es ist klar, dass es für uns schwerer ist, uns vor dem bevorstehenden Kongress auf die Begeisterung, die wir brauchen, vorzubereiten, als es vor dem Arava-Kongress der Fall war, wo wir uns gefühlt haben, als würden wir aus Ägypten ausziehen und uns dem Berg Sinai nähern. Dort hatten wir einen Hauch von Legende, dort gab es Abenteuer. Und heute wird es zur Routine für uns: wir kommen an einem neuen Ort an, bauen alles Notwendige zusammen, führen Unterrichte durch… Es fehlt die frühere Begeisterung, sie wurde von dem „Standardablauf“ abgelöst.
Und das ist gut so. Auf diese Weise formt unsere Natur eine reifere Herangehensweise an die Sache, damit wir versuchen, ins Innere unserer Empfindung durchzudringen und uns von den tieferen Dingen begeistern zu lassen.
Sagen wir so: In der Arava haben wir die Wurzelstufe unseres Gefäßes/Verlangens erreicht, in uns hat sich ein Feuer entfacht, und wir haben uns als Helden gefühlt, auf die Abenteuer im unerforschten Neuland warten. Und nun sind wir zur ersten oder zweiten Stufe übergegangen: hier ist das Verlangen „dicker“, und die Einstellung muss ernsthafter sein. Hier gibt es keinen Platz mehr für die „luftige“ Euphorie, für den kindlichen Enthusiasmus – wir müssen im Inneren, in den Tiefen der Empfindung und des Verständnisses, in der Tiefe des Notwendigkeitsgefühls danach suchen. Das ist das, was wichtig ist.
Heute müssen wir die Einheit unter schwierigen Bedingungen erreichen, ohne die von Anfang an gegebene Begeisterung, in einem tieferen Verlangen. Und wir müssen dankbar dafür sein, dass wir diese Tiefe erhalten haben. Anscheinend haben wir doch in der Vergangenheit etwas geschafft, und nun müssen wir eine stärkere Begeisterung als früher erreichen, keine kindliche, sondern eine reifere.
Auszug aus dem Unterricht zum Thema „Fragen zum Kongress“, 02.07.2012