Bewusste Knechtschaft
Die Zeit, die wir im Moment durchlaufen, lässt uns an die Geschichte des Auszugs aus Ägypten denken. Die Zeit der Knechtschaft, des Exils ist ein dramatisches Ereignis.
Wenn der Mensch beginnt, an sich zu arbeiten und sich in der Gruppe wahrzunehmen, entsteht in ihm innerer Hass seinen Freunden gegenüber. Ohne den richtigen Kontakt mit der Gruppe finden zu können, gerät er nach Ägypten, sprich ins Exil, in die Empfindung dessen, dass er die Spiritualität nicht erreichen kann und von oben herabgelassen wird. Diesen Zustand erleben wir jedes Mal in den Gruppen: er kommt und geht, kommt und geht.
Ich habe es meinerzeit auch erlebt, doch im Grunde genommen wiederholen es sich immer wieder: in der Wüste und in den anderen Zuständen. Bis zum Ende der vollständigen Korrektur plagt sich der Mensch sowieso ab, jedoch so, dass er beginnt, die Notwendigkeit seines Aufstieges über alle diese Zustände zu verstehen.
Hass, Abstoßung zwischen den Freunden, zwischen den Gruppen, Unverständnis, Entfernung voneinander – gerade all das führt den Menschen zu einer größeren Verhüllung. Und umgekehrt lässt die Verhüllung solche Beziehungen entstehen. Auf diese Weise spielt der Schöpfer mit uns.
Wir müssen verstehen, dass es „niemanden außer Ihm gibt“ und alle unsere Handlungen in der Gruppe, alle Beziehungen zwischen uns vom Schöpfer geschickt werden.
Auf diese Weise besteht das ägyptische Exil in der Wahrnehmung seiner selbst innerhalb seines Egoismus. Doch diese Knechtschaft ist bereits bewusst, wenn wir das Spiel des Schöpfers, der in uns den Egoismus auslöst, verstehen – wir befinden uns in der Knechtschaft dieses Egoismus (Pharaos) und können nichts dagegen tun.
Was interessant ist, er macht uns das Leben nicht schwer, sondern verspricht uns im Gegenteil viele materielle Vergnügen – du sollst nur darin bleiben und nach nichts Größerem verlangen.
Sobald du beginnst, aufzusteigen, bekommst du sofort einen Klaps von oben – und fällst wieder zurück in den Egoismus, kommst wieder hoch und fällst wieder zurück. Du möchtest dich ständig aufrichten und kannst es nicht, bis du beginnst, zu erkennen, dass der Aufstieg nur durch gemeinsame Vereinigung erreicht werden kann.
Das ist bereits die nächste Etappe unserer Knechtschaft, wenn wir beginnen zu begreifen, dass wir sie nur gemeinsam verlassen können. Nicht jeder für sich wird nach oben, nach außen ausbrechen, sondern nur zusammen durch die Erschaffung der gemeinsamen Eigenschaft des gegenseitigen Gebens in sich, die „gegenseitige Bürgschaft“ genannt wird. Gerade diese gemeinsame Eigenschaft wird die höhere Eigenschaft des Gebens und der Liebe – des Schöpfers – zwischen uns klären.
Und dann werden wir zwischen uns, in unseren gegenseitigen Beziehungen, eine ganz andere Realität wahrnehmen. Die Entfernungen zwischen uns, unsere Beziehungen werden erfüllt sein mit einer warmen, hellen, alles durchdringenden Eigenschaft, dem Gefühl, der Kraft, die alles umhüllt und die ganze Welt erfüllt. Genauso wie die Luft den ganzen Raum ausfüllt, werden auch wir fühlen, dass diese Kraft alles um uns herum zusätzlich zu unserer Welt erfüllt.
Wir werden beginnen, sie als treibende Kraft wahrzunehmen, mit ihr in Kontakt zu treten und mit ihr in Harmonie zusammenzuarbeiten. Genau das bedeutet Enthüllung des Schöpfers. Doch das ist bereits der Auszug aus Ägypten.
Auszug aus dem virtuellen Unterricht, 01.04.2012