Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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In die Attacke mit dem Lied

Frage: Was greife ich auf dem Kongress in der Arava-Wüste an? Wie kann ich den Freunden helfen, sich auf die richtige Attacke vorzubereiten?

Meine Antwort: Ich greife die eigene Faulheit, Ignoranz und Verwirrung an. Ich bemühe mich die ganze Zeit, mich auf die richtige Vorstellung über „uns“ zu konzentrieren. Wir alle sind wie ein Mensch mit einem Herzen, der sich in gegenseitiger Bürgschaft, im gegenseitigen Verzicht und in der Vereinigung befindet, damit das allgemeine Gefäß offenbart werden kann.

In diesem Gefäß verschmelzen alle miteinander, so dass ich nicht mehr „mich“ als Individuum empfinde, der sich mit den Freunden vereinigt hat , sondern nur noch „uns“. Ich muss von der persönlichen Empfindung zu einem allgemeinen, höheren Gefühl aufsteigen, welches wir offenbaren müssen.

Frage: Wie soll der richtige Schrei, das richtige Gebet (MaN) auf dem Kongress sein?

Meine Antwort: Ich bin nicht für einen Schrei, nur um zu schreien. Wir brauchen eher ein Lied, die Liebe, die Hoffnung und die Überzeugung, die über unserem großen Verlangen regieren. Anders ausgedrückt, sind für uns sowohl die Leere, als auch Härte notwendig.

Vor dem Eingang ins Rote Meer (Yam Sof), wenn sich die Eigenschaften des Gerichtes offenbaren, werden auch Schreie notwendig sein, aber nicht jetzt. Ich sorge mich um die Vereinigung von uns allen, damit das Wohl offenbart wird. Wir brauchen die Begeisterung, den Aufstieg, und keine linke Linie. Wir stehen vor dem Licht, das enthüllt werden soll, weshalb es hier keiner kritischen Analyse bedarf.

Auszug aus dem Unterricht nach dem „Vorwort zur Lehre von Esser HaSefirot“, 08.02.2012

Die Korrektur ist nicht für uns, sondern für die Welt

Frage: Müssen wir die Verantwortung für die Welt spüren? Welches Verlangen können wir heute von ihr empfangen, um der Eigenschaft des Gebens zwischen uns entgegenstreben zu können?

Meine Antwort: Die Welt braucht die Korrektur, und wir müssen uns um sie kümmern. Und dazu müssen wir uns selbst korrigieren – damit wir bereit sind, die Korrekturmethode an sie weiterzugeben. Das ist der wichtigste Grund unserer Fahrt in die Wüste.

Denn der Schöpfer wünscht die Korrektur der von Ihm entferntesten Gefäße/Verlangen, bis alle sich zu einem Ganzen vereinen. Und wir müssen verstehen, dass wir Abgesandte, Vollzieher Seines Willens, Diener, Lehrer, Erzieher sind. Mit anderen Worten: wir arbeiten in einer Welt, die zur Korrektur bestimmt ist, und alles hängt von uns ab.

Während wir uns auf die Kongresse vorbereiten, müssen wir diese Verantwortung allen gegenüber unterstreichen. Der weibliche Teil unserer Weltgruppe macht sich ebenfalls Gedanken um diese Arbeit, nimmt daran teil und ist bereit zu helfen, wo es nur geht. Die Frauen bereiten sich auf unsere Fahrt vor, sie sind immer mit Herz und Seele bei uns.

Das dürfen wir nicht vergessen. Denn unsere ganze Korrektur ist nur dazu da, um sie an die Welt weiterzugeben.

Auszug aus dem Unterricht nach der Einführung zu Talmud Esser HaSefirot, 09.02.2012

Lass dein Ich zu Hause

Frage: Ich möchte, dass wir unsere Aufgabe auf dem Arava-Kongress möglichst gut erfüllen. Wie sollen wir im Inneren handeln, um Erfolg zu erzielen?

Meine Antwort: Das ist schwer. Ich muss ständig eine Analyse durchführen, mir Fragen stellen und nach Antworten suchen, fallen und mich wieder aufrichten. Und ich muss alle Probleme nur durch die Verbindung mit den Freunden lösen. Damit möchte ich Beispiel für alle sein.

Für einen alleine ist der Erfolg nicht möglich, der Erfolg muss für alle gemeinsam erzielt werden. Das bedeutet, ich mache mir Gedanken nur um das gemeinsame Verlangen. Wichtig ist nicht, was ich spüre, sondern was wir spüren. Nicht ich erhebe mich über etwas und enthülle etwas – wir erheben uns und enthüllen. Immer nur wir – mich gibt es gar nicht. Ich will in dieser „Suppe“ existieren. Das Wort „Ich“ und das Empfinden meiner selbst soll zu Hause bleiben.

Mehr noch: „Wir“ bedeutet nicht einfach nur eine Versammlung von Freunden, es ist kein Sondereinsatzkommando. Das sind alles Spielereien, in Wirklichkeit ist „Wir“ eine Seele. Es gibt in ihr keine zusammengekoppelten Teile, in ihr sind alle zu einem Ganzen verschmolzen, und das hat nichts damit zu tun, was wir heute darstellen. Das ist eine neue, gerade erschaffene Schöpfung.

Denn jene spirituelle Gestalt, die wir formen wollen, gab es früher nicht. Früher gab es nur ein zerbrochenes Reshimo, das zu ihr führte. Und nun versuchen wir heute durch eigene Anstrengungen die Seele aus der Welt von Nekudim zu erschaffen, die auf dieser Etappe korrigiert werden sollte und absichtlich für uns zerbrochen wurde.

Auszug aus dem Unterricht nach der Einführung zu Talmud Esser ha Sefirot, 08.02.2012

Das Licht gibt auf alles eine Antwort

Es spielt keine Rolle, in welchem Maße der Mensch begreift, wo und in welchem Zustand er sich gerade befindet . Außerdem verändern sich seine Zustände, entsprechend seinem Niveau, ständig. Je höher wir aufsteigen, desto öfter ändern sich unsere Zustände. Wobei es in jedem dieser Zustände eigene Auf- und Abstiege , sowie verschiedene Schwingungen bezüglich des Niveaus, auf dem wir uns momentan befinden, gibt.

Deshalb ist es unbedeutend, in welchem Zustand, auf welcher Stufe und in welcher Situation wir uns jetzt befindet, sondern es ist wichtig, um Hilfe zu bitten. Denn alle Veränderungen werden nur vom Licht, das zur Quelle zurückführt, vollbracht . Ich kann mich wie ein unwissendes Kleinkind benehmen, das nicht versteht, was mit ihm gemacht wird: es wird gefüttert, gepflegt, gewickelt… In der Regel sind es die unangenehmen, verwirrenden Zustände, in denen es mehr Fragen als Antworten gibt. Aber das Licht, das zur Quelle zurückführt, ist verpflichtet, mir auf alle Fragen eine Antwort zu geben. Ich kann mich an niemanden, außer Ihm, wenden.

Dieses Licht, das zur Quelle zurückführt, verbirgt sich in der Verbindung zwischen uns, genau im Zentrum der Vereinigung der Menschen, die nach dem höheren Licht streben. Es befindet sich genau zwischen ihnen. In jenem Maß, in dem sie sich wünschen, in dieses Licht eingeschlossen zu werden, offenbart es sich ihnen.

Dafür gehen wir in die Wüste hinaus, ziehen uns von der ganzen übrigen Welt zurück, und wünschen eine starke innere Konzentration zu erreichen.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch „Sohar“, 07.02.2012

Zusammenfassung der Prinzipien und Ratschläge aus der Morgenlektion 08/02/12

*Wir sind dazu verpflichtet, uns gegenseitig Geschenke, Liebe, Verbindung die Notwendigkeit zu Geben und die Sorge, dass wir dies nicht erreichen, einander zu zeigen.

*Allgemeine Ehrfurcht – davor es nicht zu schaffen das Kli vollkommen zu ergänzen, zu geben und sich zu vereinensowie dass wir uns deshalb in Angst und Sorge befinden soll immer im Vordergrund stehen. Nur so gelangen wir zum allgemeinen Geben und zur Einsicht, dass es uns überhaupt an der Wertschätzung des Gebens mangelt, und danach auch am Gebenden selbst, dem Schöpfer. Wir haben zur Zeit keinen besonderen Bezug dazu, als wäre dies eine große, erhabene Sache, von dem unser Leben abhängt. Um diesen zu erlangen, liegt es an mir zu flehen, dass sich in mir Ehrfurcht offenbart – ich will Angst haben, in Sorge sein, mich in der Richtung zu befinden, und in ständiger Anspannung zu sein. Und ich bitte die Freunde, das Gleiche zu tun. Und so gelangen wir zum Wunsch und zur Bitte – Lass uns spüren, das wir tot sind, in der Wüste, uns in einem Irrtum befinden.

*Bedarf nach Verbindung – bedeutet, dass ich suche, woran es dir mangelt, und du suchst, woran es mir mangelt, und das verbindet uns. Jeder ist mit dem Herzen des anderen verbunden; ich weiß bereits im Vorhinein, dass mein Freund Kontakt mit dem Schöpfer haben will, zur Verbindung , Liebe und zur vollen Vernetzung gelangen möchte.. So dass der Bedarf des einen mit dem Bedarf des anderen übereinstimmt, sie sich verbinden und damit einander ergänzen.

*Wenn jeder einzeln hinauf schreit, so ist dies eine egoistische Handlung, aber wenn wir gemeinsam nach Oben schreien – so wollen wir uns nicht besänftigen, sondern sagen: Gib uns die Kraft der gegenseitigen Verbindung, denn nur dann werden wir die schöpferische Kraft enthüllen. Wenn jeder auf trügerische Weise an das Fehlen dieser Sache denkt, so wird das wahrhaftig auf alle Einfluss haben.

*Ich attackiere meine Faulheit, mein kaltes Verhalten, ich attackiere die Verwirrung, ich bemühe mich ständig auf das Bild, wer Wir sind, zu fokussieren. Wie ein Mann in einem Herzen, in Bürgschaft, gegenseitigem Nachgeben, gegenseitiger Verbindung – auf das sich unser gemeinsames Kli offenbaren möge. In diesem Kli sind wir miteinander vernetzt, so dass es bereits keine individuellen Gefühle gibt, sondern die Erhebung zu einem gemeinsamen Gefühl. Das ist etwas, was sich über uns befindet, was wir unbedingt anfangen müssen, wahrzunehmen.

Wir bereiten uns gemeinsam die Versammlung Arawa vor


*Für die Versammlung in Arava hast du nichts, außer, deine Innerlichkeit vorzubereiten und deshalb müssen wir uns hier in einem allgemeinen Angstzustand begeben, dass wir es nicht erreichen könnten. Und wir müssen uns sicher sein, dass der Erfolg das Ergebnis unserer Anspannung sein wird.

*Man hat nichts anderes zu tun, außer im Freund richtige Gefühle nach Verbindung zu erwecken – Angst, Freude, Verantwortung, Erweckung jeglicher Art, sowohl positiv als auch negativ – Die Hauptsache ist der Aufstieg, der Wunsch nach Verbindung. Und im Wunsch uns miteinander zu verbinden, erheben wir MaN, und gerade das ist es, was uns das Licht bringt, das zu Quelle zurückführt. Das ist das, was wir jetzt zum Auszug aus Ägypten benötigen.

*Fazit ist, dass wir nur an diesem Wunsch arbeiten, dass er sich in uns in Angleichung zum Licht manifestiert, und wir darin die Füllung enthüllen. Das Voranschreiten darin passiert nur in der Dunkelheit, und je mehr wir uns nach vorne entwickeln desto größer werden die Verwirrung und die Vernebelung. Wir müssen bei der nahestehenden Versammlung darauf gefasst sein, dass wir nicht einfach zu einem Picknick kommen, sondern zu einer schweren und belastenden Arbeit – Ich brauche für mich selbst nichts, außer dass ich innerhalb dieser 3 Tage nur an die Verbindung denke, und aus dieser Anspannung heraus enthüllen wir das höhere Licht.

*Bei der Versammlung in Arawa musst du Dich in ständigen Klärungen, Konflikten, Fragen und Antworten, Abstiegen und Aufstiegen, befinden, die du in Verbindung mit anderen auflöst, und allen anderen damit ein Vorbild bist. Der Erfolg kann nicht von einem allein abhängig sein, sondern hängt von allen gemeinsam ab. Ich sorge mich nur um unser gemeinsames Kli – darauf, was wir fühlen und nicht darauf, was ich fühle. Immer nur wir, es gibt kein ich. Ich möchte in dieser „Suppe“ existieren, in der wir uns befinden. Auch das Wort „Wir“ ist keine Ansammlung oder ein Kommando – es ist nicht gut, so etwas zu denken. Dieses Wort existiert nicht als spiritueller Zustand. Mit Wir ist die eine Seele gemeint, nicht das du, er, wir, einfach gemeinsam sind, nein, sondern verbunden, EINS. Das ist etwas, was keinen Bezug zu dem hat, was wir heute sind, eine neue Schöpfung, die jetzt entstanden ist. Denn die spirituelle Essenz die wir gemeinsam gründen wollen, hat vorher nicht existiert, es gab nur ein Reshimot davon. Aus unserer Anstrengung heraus versuchen wir, die Seele von der Welt Nikudim zu gründen, die man scheinbar korrigieren wollte, aber sie gerade für uns, für unsere Möglichkeit der Arbeit, zerbrochen hat.

*Bei der Versammlung sollte es keinen Schrei, sondern Gesang, Liebe, Hoffnung geben sowie Sicherheit über einen riesigen Mangel – beides muss existieren. Die Verbindung zwischen allen zu einem Zustand an dem sich nur Gutes offenbart. Begeisterung, Aufstieg und keinesfalls die Linke Linie erwecken. Wir befinden uns vor dem Licht, welches sich uns offenbaren muss, und deshalb gibt es hier keine Kritik.

Das ganze Reich – für die Verschmelzung mit dem Schöpfer!

Wir befinden uns in einem solchen Zustand, in dem uns nur das „Gebet des Armen“ retten kann. Das bedeutet, dass der Mensch nichts besitzt und nichts außer der Erweckung seiner Seele anstrebt. Er bittet um nichts anderes.

Wir gehen in die Wüste, die unseren inneren Zustand widerspiegelt, denn die Wüste symbolisiert das Elend. Und wir wünschen nichts, außer den Punkt der Berührung mit dem Schöpfer zu finden, um unsere Seele zu beleben.

Uns könnte man als Ersatz das gesamte Wohl unserer jetzigen Stufe geben – anstelle des Tropfens der Verschmelzung mit der höheren Stufe, die für die untere Stufe (für das Geshöpf) immer `der Schöpfer´ genannt wird.

Uns fehlt das Verlangen nach der höheren Stufe, zur Verschmelzung mit dem Höheren, um zu empfinden, dass wir uns in Ihm befinden, wie ein Samentropfen, der sich zu entwickeln beginnt.

So sollte unsere Absicht während des Lesens des Buches Sohar sein.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 06.02.2012

Die Alternative zum Leiden

Baal HaSulam, „Frieden in der Welt“:

Vier Eigenschaften sind für diesen Zweck geboten: Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Frieden. Diese Attribute wurden bislang von allen Weltverbesserern verwendet. Korrekter gesagt sind es diese vier, die bislang zur Entwicklung des Menschen beigetragen haben…..

Und nur durch diese vier Eigenschaften sind wir in der Lage, uns zum Ende der Korrektur zu bringen. Wie unterscheiden wir diese? Viele können stundenlang über Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Frieden philosophieren, doch können wir tatsächlich Einigkeit über ihre Bedeutung erzielen?

Es ist nicht einfach, doch Baal HaSulam schrieb im Verständnis der spirituellen Natur, dass wir genau das im Hinblick auf unsere Führung und die der Welt zu klären haben. Wir wissen nicht, was eine korrigierte Welt ist. Wir sind alle korrupt, und so erscheint uns jedwede selbstsüchtige Verbesserung schon als Korrektur.

Für Baal HaSulam ist eine korrigierte Welt allerdings jene, in der alle möglichen Mängel zur Gänze gefüllt sind. Wie ist das möglich? Das müssen wir noch herausfinden.

Zuallererst müssen wir verstehen, dass wir niemals dazu fähig sein werden, uns egoistisch zu füllen, sondern nur im Geben, weil es darin keine Einschränkung gibt, sehr wohl aber im Empfangen. Wie können wir also verlangen so zu empfangen, dass das Empfangen selbst uns verstehen lässt, dass es erstrebenswert ist zu geben?

Wir können uns in diese Richtung durch Schläge entwickeln: Ich möchte die ganze Zeit etwas empfangen und bekomme mehr und mehr Schläge, bis ich schlussendlich zur Feststellung komme, dass es besser ist, nicht auf egoistische Weise empfangen zu wollen. Dann beginne ich, mein Verlangen zu empfangen zu hassen und weiß nicht mehr, was ich damit tun soll. „Vielleicht finde ich möglicherweise im Geben Gefallen?“

Und so bringen mich die verschiedensten Störungen zu einem Punkt, an dem ich um das Verlagen zu geben bitte, die Kraft zu geben, die Kraft, mich mit anderen zu verbinden. Das ist der Weg des Leidens und der Entsagung, über den gesagt wird: „Iss Brot und trinke Wasser sparsam und schlafe am Boden“. In der Vergangenheit haben die Menschen dies gewöhnlich auf sich genommen und kamen auf diese Weise zum Geben.

Auch heute ist es so. Wenn die Menschen die Weisheit der Kabbala und die Darlegung der Entwicklung der Welt nicht akzeptieren, werden auch sie auf demselben Weg voranschreiten. Sie werden immer mehr wollen, aber immer weniger bekommen, und als Ergebnis dieser Leiden werden die Menschen zu fühlen beginnen, dass es sich lohnt zusammen zu sein, einander zu geben, sich zu verbinden, unser Ego zu drosseln – es sogar total zu auszulöschen.

Wir sehen das in Kriegszeiten, wenn jedermann von Problemen heimgesucht wird, beginnen die Menschen, sich zu verbinden. Sogar Tiere haben voreinander keine Angst, wenn beispielsweise ein Feuer im Wald ausbricht oder ein Erdbeben, entkommen sie gemeinsam der Gefahr. Das gemeinsame Problem verbindet sie, da die Angst vor dem Tod größer ist als die Furcht gefressen zu werden. Sie werden offensichtlich nicht „rechtschaffen“ aber das Verlangen, ihren Hunger zu stillen, wird durch das größere Verlangen, zu überleben, beiseitegeschoben.

Auch wir sind so. Wir können uns natürlich in Richtung Korrektur durch Leiden weiterentwickeln. Es wird uns dazu zwingen, nach dem Geben zu streben und unser Ego, die Quelle allen Übels in unserer Welt, zur Strecke zu bringen. Dies ist jedoch ein langer und qualvoller Weg.

Deshalb wurde uns eine Alternative – der Weg der Tora – gegeben. Warum? Wozu brauchen wir diesen anderen Weg? Wir brauchen ihn deshalb, weil wir keinen freien Willen durch Leiden erlangen. Wir laufen nur davor davon, wie Tiere.

Aus Verzweiflung sind wir sogar bereit zu geben, aber nur deshalb, weil wir uns schlecht fühlen, wenn wir empfangen. Wir wählen das Geben nicht durch unseren freien Willen, sondern als Ergebnis unseres Leidens, weil wir keine andere Wahl haben.

Das entspricht der tierischen Stufe, nicht de menschlichen.

Um uns zur menschlichen Stufe zu bringen, brauchen wir zwei Kräfte: Die Kraft des Gebens und die Kraft des Empfangens gemeinsam mit freiem Willen zwischen den beiden. Das ist der Weg jener Menschen, die den Punkt im Herzen haben.

Menschen, die den Punkt im Herzen nicht haben, werden auch freie Wahl haben: Sie können wählen, sich jenen anzuschließen, die sie vorwärts führen können.

Aus dem 5. Teil des tägl. Kabbala-Unterricht vom 10. April 2011, „Frieden in der Welt“

Ist der Mensch der Herr der Welt?

Ich sehe die gegenwärtige Krise nicht als eine Strafe für uns, sondern als eine einmalige Gelegenheit, eine ewige und vollkommene Existenz zu erreichen, einen vollkommen anderen Bezugsrahmen. Wir haben viele Entdeckungen in dieser Welt gemacht, in der Entwicklung vom Affen zum Menschen, aber jetzt, zum ersten Mal, wird uns die Führung von Oben enthüllt. Wir fangen an wahrzunehmen, dass es tatsächlich eine Kraft jenseits von uns gibt.

Wir haben verstanden, dass die Kräfte der Natur existierten: die Kraft von Wirbelstürmen oder die Schwerkraft, aber all diese Kräfte waren geringer als wir. Es waren die Kräfte der blinden Natur: unbelebt, pflanzlich und tierisch.

Ich jedoch, ein menschliches Wesen, war darüber erhaben. Wer sonst könnte mit mir konkurrieren? Lass ein Tier mich angreifen. Ich kann es töten, beherrschen, oder bändigen und zähmen, damit es mir dient. Ich war der Stärkste unter ihnen.

Natürlich gibt es da einige Phänomene, denen wir machtlos gegenüber standen. Plötzlich brach ein Vulkan aus oder es gab eine andere Naturkatastrophe, doch wir verstanden, dass dies die Gesetze der blinden Natur ohne Verstand sind. Wir konnten diese Katastrophen anhand von verschiedenen Anzeichen voraussehen oder sie mithilfe von Formeln kalkulieren. Plötzlich jedoch, zum ersten Mal in der Geschichte wird eine neue Kraft zwischen uns, den menschlichen Wesen, enthüllt.

Versuche die ungewöhnlichen Dinge zu fühlen, über die wir sprechen. Dies schafft eine Situation, als ob wir in einem Raum zu einem Treffen versammelt wären: Dort sind viele Menschen, und es herrscht eine vertraute Atmosphäre zwischen uns, weil wir uns alle seit Langem kennen. Nehmen wir an, es ist der Geburtstag von jemandem, und jeder mischt sich mit einem Glas in der Hand unter die Leute. Alle wissen, was vor sich geht.

Dann, ganz plötzlich, bricht eine neue Meinung, eine neue Kraft durch, und keiner kann sich mit dem andern vertragen. So erscheint uns jetzt unsere Welt. Die Menschen fangen an zu fühlen, dass diese neue Kraft von außerhalb kommt, und sie verstehen nicht, was sie damit anfangen sollen.

Alles verändert sich auf der Stufe des Menschen selbst. Die Tatsache, dass sich ein paar Wirbelstürme ereignen, ist noch in Ordnung. Das ist die unbelebte Natur oder die pflanzliche oder die tierische, aber sie ist kleiner als die menschliche Natur. Diese Dinge sind stärker als ich, allerdings unterhalb von mir, weil sie ohne Sinn und Verstand sind.

Jedoch finden unerwartet Veränderungen statt, die anscheinend Sinn und Verstand haben. Ich kann den Verstand dabei noch nicht klar unterscheiden, aber ich verstehe schon, dass diese Veränderungen auf meiner eigenen Stufe stattfinden. Eine neue Kraft enthüllt sich, wo ich, indem ich meinen Sinn und Verstand benutze, die Systeme der Verbindung zwischen uns, den Menschen, aufgebaut habe. Ich weiß nichts darüber, aber ich sehe, dass ich da nicht selber handeln kann. Ich kann nicht erreichen, was ich wollte.

Dies wird mir langsam und aus einiger Entfernung enthüllt, aber ich sehe auch, dass ich nicht der Herr in dieser Welt bin. Ich schreibe das nicht einer Kraft außerhalb von mir, die Sinn und Verstand hat, zu, sondern ich sehe dieses Hemmnis bei mir. Deshalb wissen wir heute nicht, was wir tun sollen.

Gehen wir mit dem Licht!

Der Zweck der Schöpfung, das Ziel einer alles einschließenden, allumfassenden Natur, dient dazu, uns auf allen Stufen in Harmonie zu bringen: der unbelebten, pflanzlichen, tierischen und menschlichen. Wir, auf unserer menschlichen (sprechenden) Stufe, korrumpieren die Natur, und diese Korruption dehnt sich von uns bis zu allen niedereren Stufen aus. Wir selbst fühlen das bereits.

Da wir der tierischen Stufe angehören, erleben wir alle Schmerzen auf der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Stufe. Bezüglich der menschlichen Stufe müssen wir erreichen, in unseren Eigenschaften dem Schöpfer ähnlich zu werden. Der Weg, das zu erreichen, liegt in unserer Vereinigung.

Das ist der Grund, warum wir in jüngster Zeit, sobald wir die Entwicklung der menschlichen Stufe in der Menschheit erreicht haben, auch anfangen, das Leiden darin zu erfahren. Nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen und all ihre Systeme genauso, befinden sich in einer tiefen, allgemeinen Krise, deren Zeuge wir heute sind.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Natur, diese allmächtige Kraft, die auch uns mit einschließt, gewinnen wird und uns zu unserer endgültigen Bestimmung bringen wird. Aber uns ist eine Möglichkeit gegeben, das Ziel bewusst zu erreichen, indem wir das Menschliche in uns kultivieren. Wir können das Ziel nicht erreichen, wenn eine Kraft uns immerzu nach vorne zieht oder uns von hinten stößt. Das wird nicht funktionieren. Auf die eine oder andere Art wird der Schmerz so intensiv werden, dass er uns nicht erlaubt, in Apathie und Trägheit zu verweilen.

Wir werden handeln und erkennen müssen, dass jede Handlung die Absicht des Schöpfers trägt, Sein Ziel, und wir werden es bereitwillig akzeptieren müssen, nicht dadurch, dass wir dazu gezwungen werden. Alle Kräfte der Natur werden Druck auf uns ausüben und uns zwingen, uns zu entwickeln.

Folglich haben wir zwei Wege zum Ziel:

Leid oder Genuss, „Beito“ ( in seiner Zeit) oder „Achishena“ (vorzeitig). Aber das bedeutet nicht, dass wir den Weg von „Beito“ gehen können und irgendwann, zur rechten Zeit das Ziel erreichen werden. Nein, das funktioniert nicht, da den Weg von „Beito“ zu gehen bedeutet, dass mir jeder Augenblick enormes Leiden bringt, damit ich daraus lernen möge. Offen gesagt, bis heute haben wir uns genauso entwickelt.

Wenn wir uns nach dieser Methode entwickeln würden, wäre uns die Weisheit der Kabbala nicht enthüllt worden. Aber das Programm der Schöpfung schreibt vor, dass wir mit dieser Weisheit vom Weg des Leidens zum Weg des Lichtes übergehen können, indem wir den Weg der Korrektur wählen und nicht weiter auf die Schläge warten, die bei jedem kleinen Schritt, den wir machen, auf uns treffen.

Natürlich ist es kein leichter Weg. Dennoch, wenn wir einen nicht egoistischen Schutzschirm erwerben und mit seiner Hilfe unsere Natur kontrollieren, dann wird der Weg leicht, angenehm und kurz.

Alle Wünsche sind notwendig, alle Wünsche sind wichtig

Frage: Müssen wir uns von allen Verlangen dieser Welt befreien, um die Stufe „des Armen“ zu erreichen?

Meine Antwort: Wir müssen uns von keinen Verlangen befreien. Wir sollen nur um die Korrektur bitten und um nichts sonst. Das höhere Licht weiß besser, was zu tun ist.

Ich darf auf nichts verzichten. Selbst wenn ich meine schlimmsten Eigenschaften sehe, ist es verboten, sie zu unterdrücken, denn es ist so, als ob ich mir die Hände und die Beine abtrennen würde. Nicht ich selbst korrigiere mich, sondern das höhere Licht soll mich korrigieren.

Wenn ich beispielsweise zu dir kommen würde, dich angreifen, anschreien und verletzen würde, dann ist es in diesem Moment verboten, “ den Mund zu halten“. Ich soll das höhere Licht darum bitten, dass es diese Korrektur vollzieht, weil es dann die wahre Korrektur sein wird und nicht nur die bloße Unterdrückung. Es ist ein riesiger Unterschied.

Baal HaSulam schreibt, wenn du etwas unterdrückst, dann zerstörst du dadurch einen Teil, der in der Welt existiert. Dadurch wird dieser Teil niemals die Stufe der Korrektur erreichen. Es werden enorme Kräfte erforderlich sein, um ihn zurück zu holen und zu korrigieren.

Manchmal wird eine Krankheit durch die Einnahme der Medikamenten unterdrückt, bleibt aber dennoch im Körper und verläuft dann noch schlimmer, als im Falle ihren vollständigen Verlauf, worin sie noch geheilt werden kann.

So handelt unser Egoismus: er verbirgt sich in unserem Inneren und du siehst ihn nicht, aber später kriecht er heraus.

Deshalb haben wir eine andere Einstellung zu den Konflikten, Streitigkeiten und Zusammenstößen: es wird sie immer geben, aber wir müssen um die Korrektur bitten, denn genau jetzt ist die richtige Zeit, um sie alle zu korrigieren.

Es gibt Menschen die negativen Erscheinungsformen nivellieren oder gar unterdrücken wollen. Es ist das schlimmste, was man nur machen kann. Es gibt Menschen, die sich von den Streitigkeiten und negativen Erscheinungen sehr fürchten, und das ist schlecht, da eine solche Herangehensweise nicht auf die Korrektur gerichtet ist.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch „Sohar“, 02.02.2012