Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Die Empfindung der Liebe erfüllen

Frage: Ist die Eigenschaft des Gebens das Gefäß oder die Füllung?

Meine Antwort: Die Eigenschaft des Gebens ist sowohl das Gefäß, als auch die Füllung. Es ist das Verlangen, das mich ausfüllt!

Wenn ich jemanden liebe, dann füllt mich meine Liebe zu ihm aus. Ich fordere keine Liebe als Antwort, mir genügt mein Gefühl in Bezug auf ihn, allein davon geht es mir gut. Die Empfindung der Liebe ist schon die Füllung. Unter der Liebe wird das Geben verstanden. Das Verlangen, an den Nächsten zu geben, wird als die Liebe zu ihm bezeichnet.

Die Größe meiner Liebe zu ihm wird daran gemessen, inwiefern ich fähig bin, über meinen Egoismus hinaufzusteigen und den anderen zu lieben. Und wenn ich jemanden im vollem Einverständnis mit meinem eigenen Egoismus liebe, dann ist das eine egoistische Liebe. Aber wenn ich trotz meines Egos liebe, dann ist diese Liebe spirituell, sie ist das Geben. Es kann keine wahre Liebe geben, ohne den Widerstand gegenüber dem Egoismus zu überwinden.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabasch, 15.01.2012

Die Folgen einer Explosion vor tausend Jahren

Wir sind das Produkt des Zerbrechens eines riesigen Verlangens, des ersten Menschen (Adam HaRishon), der sich in der Vollkommenheit aufhielt. Und obwohl er aus einer Menge einzelner Verlangen bestand, von denen jedes selbstsüchtig handeln wollte (weil das Verlangen immer an sich selbst denkt), herrschte über sie die höhere Kraft. Und deshalb befand sich dieses Konstrukt im Zustand der Welt der Unendlichkeit: in der vollen Verschmelzung und unter der absoluten Macht der Kraft des Gebens und der Liebe.

Dieser Zustand gleicht jener Empfindung, welche wir haben, wenn wir manchmal zusammen sitzen, zusammen singen, gut gelaunt sind und uns wünschen, dass dieser Zustand der Wärme und der Liebe ewig bleibt. Natürlich sind wir dann immer noch weit entfernt von der spirituellen Empfindung, aber dies gibt uns eine Vorstellung von dem Zustand, in dem sich die allgemeine Seele befand.

Und plötzlich geschah das Zerbrechen… Eine fremde Kraft drang ein und zerstörte alles.

Woher ist sie gekommen? Sie wurde in unserem Inneren offenbart – wir empfanden sie nicht, haben sie nicht erwartet, und plötzlich wurde in uns der Hass offenbart! Er verbarg sich schon immer in uns und wurde jetzt gegen unseren Wunsch offen sichtbar.

Es ist ein solcher Hass ausgebrochen, dass jeder aus dieser schönen Versammlung und aus der Vereinigung überhaupt weglief, eben weil er gefühlt hat, dass sie sich in etwas Abscheuliches, Schmutziges verwandelt hatte, worin er unmöglich bleiben konnte. So kamen wir in diese Welt und leben seit dem hier…

In der Folge entwickelte sich diese Welt unter der Lenkung eben dieser Kraft des Hasses. Wir sehen an der Geschichte, dass die ganze Zeit bis zum heutigen Tag dieselbe Kraft des Zerbrechens zur Entwicklung verwendet wurde. Aber heute offenbaren wir, dass wir jetzt bei der maximalen Realisation dieser Kraft des Hasses angekommen sind. Es gibt keine Hoffnungen mehr, mit ihrer Hilfe ein besseres Leben zu erreichen.

Heute beginnt die Phase der Korrektur. Wenn wir verstehen, dass wir eben diese Kraft des Hasses, die uns trennt und unser ganzes Leben zerstört, jetzt nicht mehr benutzen können, dann müssen wir sofort etwas tun!

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 13.01.2012

Liebe, die das Herz öffnet

Frage: Was bereitet dem Schöpfer mehr Genuss: wenn wir Seine Liebe spüren und sie an Ihn zurückgeben oder wenn wir sie weitergeben?

Meine Antwort: In Wirklichkeit wird die spirituelle Liebe ganz anders als die materielle empfunden. Natürlich, mit der menschlichen Sprache ausgedrückt, bereiten wir dem Schöpfer Genuss, wenn wir andere Menschen Ihm näher bringen, doch die Worte sind trügerisch.

Nur nachdem wir die Eigenschaft von Bina erlangt haben, werden wir verstehen, worum es geht. Ohne das Licht Chassadim kann der Mensch überhaupt nicht von Liebe sprechen. Denn er denkt ausgehend von den eigenen Verlangen und nicht von den Verlangen des Nächsten. Um welche Liebe kann es sich also handeln?

Liebe bedeutet, dass das Verlangen eines anderen sich wie mein eigenes öffnet, wenn ich das will, was der andere will, und zwar mehr, als ich es für mich selbst wollen würde. Die Distanz zwischen uns vergrößert nur meine Leiden, die durch die mangelnde Zufriedenheit des Nächsten hervorgerufen werden, und umso mehr möchte ich sein Verlangen erfüllen. Die Distanz wird zum Verstärker meines Mitgefühls.

Diese Einstellung entsteht von allein, automatisch: auf diese Weise denke ich, auf diese Weise nehme ich Verlangen wahr – genau das ist die Erlösung, das Wunder. Und um welche Liebe kann es sich bis dahin handeln? Wenn ich liebe, dann kümmere ich mich um die Verlangen meines Nächsten über meiner eigenen Abstoßung und Gegensätzlichkeit. Mir wird der Egoismus enthüllt, und ich arbeite in der mittleren Linie – das ist Liebe.

Denn in Wirklichkeit befindet sich meine Seele außerhalb von mir…

Auszug aus dem Unterricht nach der Einführung zum Talmud Esser ha Sefirot, 15.01.2012

Dem Weg von Baal HaSulam folgen

Frage: Was bedeutet für Sie, der Nachfolger von Baal HaSulam zu sein?

Meine Antwort: Ich versuche, sein Nachfolger zu sein: Ich erforsche ständig seine Werke, um etwas Neues in ihnen zu finden und jedes Mal die Ausrichtung auf das Ziel zu überprüfen. Die Wahrheit von gestern kann sich heute als absolut falsch in meine Augen herausstellen – bis hin zur vollkommenen Gegensätzlichkeit.

Darüber hinaus befolgen wir die Worte von Baal HaSulam auch auf der materiellen Ebene, in dem Maße unseres Verständnisses solcher Werke wie „Die Nation“, „Die letzte Generation“ usw. Die Arbeit in der Gruppe bauen wir ebenfalls nach Baal HaSulam und Rabash auf.

Auf diese Weise stützen wir uns ständig auf ihre Bücher und versuchen, ihre Ratschläge so umzusetzen, dass sie unsere Lebensweise und unsere Lebensrichtung bestimmen. Genau das bedeutet, dem Weg zu folgen. Das betrifft nicht nur mich, sondern jeden, der hier ist – wir alle müssen Nachfolger von Baal HaSulam werden, indem wir seinem Kurs zur Verschmelzung mit dem Schöpfer folgen.

Hier müssen wir ununterbrochen die Bereitschaft zur Richtungskorrektur überprüfen und den Weg realisieren – mit den Büchern, mit der Gruppe, mit dem Lehrer, mit dem Licht, das zur Quelle zurückführt, bis wir zur Verschmelzung kommen.

Und das Wichtigste auf diesem Weg ist die kritische Analyse.

Auszug aus dem Unterricht nach der Einführung zum Talmud Esser ha Sefirot, 15.01.2012

Umerziehung der Erwachsenen

Frage: Wie soll die Struktur der integralen Erziehung werden? Wie sollen wir mit der Erziehung der Erwachsenen beginnen?

Meine Antwort: Natürlich sollte man sich mit der Erziehung der erwachsenen Menschen beschäftigen, aber die volle Aufmerksamkeit sollte jedoch der Kindererziehung gewidmet werden, da es sehr schwer ist, Erwachsene zu verändern.

Einerseits fühlen sie die ganze Last jener Gesellschaft, in der sie leben und möchten Veränderung. Aber die Gesellschaft zu verändern bedeutet den Menschen zu verändern. Ihn jedoch zu verändern ist sehr schwer. Beschäftigen wir uns dagegen mit den Kindern und dem was wertvoll für uns ist, dann werden wir selbst entsprechend verändert.

Alle sind wir hauptsächlich Eltern von jemandem. Wenn wir uns um den Aufbau einer völlig anderen Gesellschaft für unsere Kinder bemühen, wie es in der Volkssprache heißt: „Wenn nicht wir, dann unsere Kinder!“ und wir uns um die nächste Generation kümmern und uns seiner Erziehung widmen, werden wir uns gleichzeitig mit der eigenen Umerziehung beschäftigen.

Folgefrage: Es stellt sich heraus, dass der Kurs für Erwachsene unbedingt einen Kurs zur Vorbereitung von Kindererziehern enthalten soll?

Meine Antwort: Unbedingt! Der Kurs soll das Zusammenwirken der Eheleute, des Menschen mit der Gesellschaft, des Menschen mit seinen Vorgesetzten, mit seinen Untergebenen, mit Kindern und die Erziehung der Kinder beinhalten. Der Mensch soll mit allen integral verbunden werden.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung 13.12.2011

Die Sorge um die Welt in sich erwecken

Frage: Wie kann ich die Sorge um die ganze Welt in meinem Herzen erwecken?

Meine Antwort: Wir alle existieren in einem gemeinsamen spirituellen Gefäß, in einem Verlangen. Der Schöpfer hat eine einzige Seele erschaffen, und es ist unmöglich, sich wahlweise um einen ihrer Teile zu kümmern, sondern nur um das gesamte Gefäß. In der Spiritualität gibt es kein „teilweise“.

Wenn es um das Geben geht, sollte man dafür sorgen, zur Kerze für den Schöpfer zu werden, und das bedeutet, das ganze Gefäß zu korrigieren. Wenn der Schöpfer ein gemeinsames Verlangen erschaffen hat, kann das Geben nur in dem gesamten Verlangen erweckt werden. Und wie Baal HaSulam in dem Artikel „Die Bürgschaft“ erklärt, existieren wir nur dafür.

Darum sorgt sich derjenige, der sich keine Gedanken um das gemeinsame Gefäß macht, auch nicht um sich selbst. Man muss nur die Augen öffnen und erkennen, dass es ein und dasselbe ist. Die Welt ist der Abdruck dessen, was sich in uns befindet, und scheint nur außerhalb von uns zu existieren.

Deshalb besteht meine Aufgabe nicht darin, „mich um die Welt zu sorgen“, sondern darin, wie ich mir selbst die Augen öffnen kann, um die Wahrheit zu sehen und zu verstehen, dass die Sorge um die Welt und die Sorge um mich selbst ein und dieselbe Sorge ist, damit sich diese Lüge verflüchtigt und es klar wird, dass es eine Seele ist!

Anstatt „die Sorge um die Welt in sich zu erwecken“, muss ich mir Sorgen um mich selbst machen warum ich nicht erkenne, dass die ganze Welt mein spirituelles Gefäß, meine Seele ist.

Daraus wird klar, dass ich auf keinen Fall aufhören kann, mich um die Welt zu sorgen – denn das ist mein wichtigster Teil. Alles, was ich in mir jetzt spüre, ist lediglich mein Körper, und diese Empfindung, die als „Körper“ bezeichnet wird, wird eines Tages sterben und aus meinem Bewusstsein verschwinden. Und nur die Sorge um meinen äußeren „Körper“, die ich erlange, wird sich mir als meine Seele enthüllen und mit mir für immer bleiben. In ihr werde ich mein wahres, ewiges Leben erlangen.

Genau diese innere Revolution müssen wir durchlaufen – im Grunde genommen, besteht genau darin das Überqueren des Machsom (der Grenze, die die höhere Welt trennt). Wenn der Mensch beginnt, sich mit dem, was außen ist, zu verbinden und zu identifizieren, anstelle des Egos, das er vorher für sich selbst gehalten hat, bedeutet es die Überquerung des Machsom.

Baal HaSulam schreibt, dass dafür lediglich ein psychologischer Umschwung nötig ist. Genau in dieser Blindheit und in dieser Lüge verbirgt sich der Grund allen Übels, das wir im Moment wahrnehmen.

Auszug aus der Vorbereitung auf den Unterricht, 08.01.2011

Neuer Ruck

Frage: Wir haben davon gesprochen, dass wir zur Stufe der Einheit, die wir auf dem Kongress im Dezember erreicht haben, zurückkehren müssen. Es ist bereits mehr als ein Monat vergangen, die Tage wechseln sich ab und ich persönlich glaube, dass ich mich rückwärts bewege und in die Routine abgleite. Wie kann ich eine solche Umgebung aufbauen, die in mir ständig Verlangen, die auf die Verbindung und das Licht gerichtet sind, erwecken soll, wie es auf dem Kongress war?

Meine Antwort: Als erstes, möchtest du wirklich zu dieser Stufe zurückkehren? Strebst du nach ihr? Siehst du sie ständig als Beispiel vor Augen, um diesen Punkt der Einheit zu bewahren? Schaust du dir manchmal Kongressvideos an? Bist du traurig, dass du dieses Feuer nicht mehr in dir hast?

Denn wenn wir die Verbindung gehalten hätten, hätten wir bereits eine viel höhere Stufe erreicht und uns über die Hindernisse und Entfernungen, die uns trennen, erhoben.

Wir müssen das vergessene Gefühl von Zeit zu Zeit wieder auffrischen, zumindest für ein paar Minuten am Tag: zum Beispiel einen kurzen Videoclip vom Kongress anschauen. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist.

Und außerdem: Arbeiten wir an der Verbreitung unserer Botschaft? Beteiligst du dich an dieser Arbeit? Ihr müsst euch dieser Arbeit anschließen, hier spielt die Entfernung keine Rolle. Wir müssen uns der Sache, der Vorbereitung unseres Programms für die Massenverbreitung in allen Sprachen anschließen.

Und noch etwas: in einem Monat wollen wir wieder in die Arava-Wüste für fast drei Tage fahren. Von uns wird eine sehr große Vorbereitung verlangt, anderenfalls wird das Ergebnis dem, was wir erwarten, entgegengesetzt sein. Es muss etwas wirklich Neues sein, wie das letzte Mal. Wir müssen dort mit Besorgnis und Aufregung ankommen, damit wir zu einem neuen Zustand übergehen können, ohne zu wissen, wie er sein wird und was er mit sich bringt.

Ich mache mir große Sorgen um diesen Ruck ins Ungewisse. Denn wir kennen bereits diesen Ort und es kann sein, dass wir aus Gewohnheit zu den gleichen Handlungen und Empfindungen zurückkehren, die wir schon mal erlebt haben. Die Umgebung selbst wird uns an sie erinnern.

Kurz gesagt: ein Monat ist keine lange Zeit. Wir sollten versuchen, uns auf dem höchsten Niveau vorzubereiten, anderenfalls werden wir statt Nutzen Schaden haben. Ich möchte euch davor warnen. Fangt an nachzudenken, was wir tun können.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Der Frieden“, 13.01.2011

Der Zauber des Geheimnisses

Frage: Sind die kreativen Fähigkeiten vom richtigen Kontakt mit der Umgebung abhängig?

Meine Antwort: Die schöpferischen kreativen Fähigkeiten hängen davon ab, inwiefern der Mensch die progressiveren Formen der Entwicklung unterscheidet und die Mittel offenbart, um zu ihnen hinaufzusteigen.

Jeden Augenblick sucht er danach, wie ein kleiner Junge, welche Form er annehmen könnte, um die geheimnisvolle Welt anstelle dieser prosaischen Welt zu offenbaren.

Denn in den Augen des Kindes ist alles vom Geheimnis eingehüllt, und es sucht die Möglichkeiten, an dieses zu gelangen. Für das Kind wird die Welt in die offenbarte und die geheimnisvolle geteilt: es sieht etwas, und etwas bemerkt es nicht, hört etwas, und überhört etwas. Manchmal fängt es nur einzelne Wörter aus dem Gesagten auf, manchmal fällt sein Blick auf etwas, und alles Übrige bleibt außerhalb seines Blickfeldes. Und die ganze Zeit bemüht es sich, die „Decke“ vom Geheimnis abzunehmen.

Das fehlt uns… Während das Kind mit den nötigen Mitteln und den Spielen versorgt wird, müssen wir uns um uns selbst kümmern. Unser Mittel ist die Umgebung, dank derer wir vorankommen können. Diese Umgebung soll für mich das Beispiel für die nächste Stufe sein. Ich bin mit der Welt nicht einverstanden und reihe mich in die Gruppe ein. Ich verpflichte die Freunde, ständig die neuen fortgeschrittenen Formen anzunehmen.

Darin besteht eben unsere Arbeit.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Freiheit des Willens“, 10.01.2012

Die Verbindung der Generationen ist zerfallen

Einst schien es uns so zu sein, dass die Entwicklung des Menschen in seiner Selbstsucht grenzenlos werden kann. Wir träumten davon, die neuen wunderbaren Maschinen zu erfinden, damit jeder sein eigenes Flugzeug und unglaubliche Kommunikationsgeräte bekommen kann. Aber im Endeffekt hat ein Mensch, der diese Sachen konsumiert, begriffen, wie sinnlos sie sind. Dann stellte er sich die Frage: Wozu? Und er empfindet die Leere und die Abwesenheit der Erfüllung.

Warum brachte der technische Fortschritt keine Befriedigung? Die ständig wachsenden Wünsche der Menschen treiben den Entwicklungsprozess voran. Das Verlangen zu empfangen hat nun seine Endform erreicht! Wir empfinden in vielen Wünschen eine rückläufige Entwicklung.

Einst wollte der Mensch eine Familie, viele Kinder, sogar viele Frauen. Später reichte ihm nur eine Frau und zwei Kinder, dann sogar nur ein Kind. Und heute wollen Paare gar keine Kinder. Das Leben wird so schwer und kompliziert, dass in den entwickelten Ländern die Menschen das Elternhaus bis zum Alter von 30-40 Jahren nicht verlassen wollen.

Der Mensch arbeitet und verbraucht sein ganzes Geld nur für sich: warum soll er eine Frau und Kinder wollen? Er kann reisen, sich vergnügen, sich frei von jeglicher Verantwortung fühlen. Seine Mama sorgt für ihn und ihm geht es gut.

Wir haben eine Gesellschaft mit solcher Infrastruktur aufgebaut, dass man im Supermarkt ein Fertiggericht kaufen kann, es in der Mikrowelle aufwärmen kann und das Abendessen ist fertig. Es gibt keine Notwendigkeit die Wohnung mit noch jemandem zu teilen, man kann eine eigene haben und der Mensch fühlt sich frei. Für das Altwerden habe ich auch vorgesorgt, ich bekomme die Rente, die medizinische Versorgung, die Fürsorge im Krankenhaus und eine Stelle auf dem Friedhof – und was erwartet mich sonst? Ob es sich lohnt, das ganze Leben dafür zu schuften?

Unser Ego ist so riesig geworden, dass wir uns unfähig fühlen, uns mit anderen zu verbinden oder für sie zu sorgen, damit sie für uns sorgen. Ich fühle mich nicht in der Lage, mit jemandem eine wahre Verbindung aufzubauen.

Wenn wir uns vereinigen, dann nur unter günstigen Bedingungen. Wir leben wie zwei Freunde, zwei Partner in einem gemeinsamen Unternehmen. Unser Zusammenleben ähnelt nicht einer wahren Familie, welche sie einst war. Es ist eher eine Kooperationsgemeinschaft. Ich arbeite und sie arbeitet. Sie macht etwas im Haushalt, und ich mache etwas. Sie zahlt und ich zahle.

Als ob wir uns bei allen Aufgaben gleichmäßig einbringen würden. Es ist nicht mehr die Familie, in der der Mann einst Familienoberhaupt war und den Lebensunterhalt verdiente, wodurch er seiner Frau ermöglichte das Haus zu hüten und die Kinder großzuziehen. Heutzutage gehen sie beide morgens aus dem Haus hinaus, bringen ihre Kinder in die Krippen oder in den Kindergarten, kehren am Abend heim, holen die Kinder ab. Was bleibt ihnen zu Hause vom Tag übrig? Sie sehen sich fast nicht. Er sitzt vor dem Fernseher oder vor dem Computer, sie wird schnell etwas aufräumen, das Geschirr spülen, die Waschmaschine mit Wäsche beladen und das wars, der Tag ist vergangen.

Sie sind gleichberechtigt und nicht so wie früher, als der Mann Familienoberhaupt war. Das heißt, die Familie hat ihre ursprüngliche Bedeutung verloren und wurde einfach zur Partnerschaft. Wenn es nur ein Partnervertrag ist, dann werde ich es immer im Hinblick darauf sehen wollen, ob ich im Vorteil bin oder nicht? Wenn unser Zusammenleben die Vorteile bringt, dann bin ich dabei, wenn es nun die Nachteile bringt, dann bin ich raus. Deshalb lassen sich die Menschen scheiden und wollen gar nicht derartige Beziehungen eingehen.

Das ist leider eine Tatsache. Und wir studieren ein wenig ihre Gründe. Unser Ego ist so gewachsen, dass wir solche Partnerbeziehungen, die Ehe genannt werden, nicht eingehen wollen.

Wegen des Egos hört der Mensch auf, seine Kinder so nah, wie die Teile seiner Seele zu empfinden. Die Kinder haben ihr eigenes Leben und ihre Lebenswelt ist von unserer sehr fern. Der Unterschied zwischen den Generationen ist so riesig geworden, dass die Kinder von den Eltern ganz abgetrennt sind. Sie haben eine andere Bildung, andere Interessen, so dass ich nur mit Mühe verstehe, worüber sie sprechen, womit sie sich beschäftigen und womit sie ihr Leben ausfüllen.

Die Verbindung zwischen den Generationen wurde unterbrochen. Deshalb ist mir unverständlich, warum ich überhaupt Kinder brauche? Welches Vergnügen bereiten sie mir? Später wollen sie von mir, dass ich ihnen Geld gebe und schweige. Die Kinder bereiten uns Freude, wenn sie noch klein sind. Wenn sie aber zwölf Jahre und älter werden, dann verlieren wir jede Verbindung zu ihnen.

In früheren Zeiten, nachdem eigene Kinder großgezogen wurden, beschäftigten sich die Großeltern mit den Enkeln. Das war ihre Lebensaufgabe, die ihnen viel Freude bereitete. Aber heute wollen unsere erwachsenen Kinder nicht heiraten und unsere Enkel werden nicht geboren.

Der Mensch macht keine dieser Berechnungen bewusst, aber es kommt zum Vorschein aus unserer entwickelten Selbstsucht, dass man die Familie nicht zu gründen braucht.

Die demografische Situation entwickelte sich einst sehr stürmisch, exponential, und plötzlich fing sie an, sich zu verlangsamen. Die Fachkräfte, die sich mit der Demographie beschäftigen und die Prognosen der Entwicklung der Menschheit machen, sagen voraus, dass die Bevölkerungszahl in der allernächsten Zeit beginnen wird, sehr heftig zu sinken. Die Zunahme wurde bis jetzt dank einiger Regionen gesichert – hauptsächlich, dank den arabischen Ländern mit ihren starken Traditionen und religiösen Geboten.

Aber jetzt gibt es selbst in den entwickelten arabischen Ländern anstelle der 10-15 Kinder heute nur noch 2-3. Das heißt, dass auch sie sich darin der ganzen Welt sehr schnell angleichen werden.

Aus dem ersten Gespräch über das „neue“ Leben, 27.12.2011

Und wieder der „besondere Weg“?

Meinung (Sergey Kurginjan, Politologe): Modern, das heißt, der Hauptweg der Entwicklung, welchen der Westen seit 500 Jahren ging, ist nun beendet. Es war ein großartiger Weg, aber heute ist die Menschheit diesen Weg zu Ende gegangen. Gebraucht wird ein anderer Weg.

Das einzige Land in der Welt, welches ihn kennt, ist Russland. Wir haben wirklich eine in vielen Jahren erprobte Erfahrung. Denn die Sowjetunion war ständig in Entwicklung. Aber ihre wertvollen Erfahrungen sind unter Verschluss. Ich weiß, dass die Welt ein gewaltiges Maß an Verachtung für Russland empfindet – in Indien, in China und in Vietnam.

Aber gleichzeitig besteht die Hoffnung, dass die Russen endlich aufwachen und wieder etwas Neues erfinden. Natürlich werden dadurch viele Dummheiten gemacht, und danach wird die Welt diese Ideen stehlen und verbessern. Und wenn auch diese Hoffnung stirbt, dann wird Russland endgültig verurteilt.

Mein Kommentar: Ich persönlich bin für die Übernahme der Erfahrungen aus der ehemaligen Sowjetunion, und für den Aufbau einer neuen integralen Gesellschaft und Menschheit, aber natürlich erst nach der vorbereitenden Einführung einer allgemeinen, integralen Bildung und Erziehung. Genau dieser Mangel an Erziehung der Bevölkerung und deren Ersatz durch die erzwungene Teilnahme unter dem roten Terror schuf alle Voraussetzungen für das Scheitern der großen kommunistischen Idee. (Siehe die Zeitung „Die Nation“)