Feiertage und besondere Tage, über die in der Kabbala gesprochen wird, sind keine gewöhnlichen Kalendertage, sondern Erlangung durch den Menschen seines persönlichen besonderen Zustandes, in dem er eine prinzipielle innere Berechnung mit sich selbst durchführt. Und wenn der Mensch zu einer solchen Berechnung kommt, dann bedeutet es, dass er tatsächlich einen Neuanfang erreicht hat, der als Neujahr, Rosch ha Schana bezeichnet wird. Dementsprechend erreicht er auch das Feiertagsgebet.
Jeder Feiertag bedeutet eine seelische Berechnung und ein Gebet, denn es gibt nichts außer der Korrektur unserer Verlangen. Doch der Anfang eines neuen Jahres ist dadurch besonders, dass er nach vielen Klärungen kommt. Er kommt nicht, bevor der Mensch sich selbst, alle Verlangen, die sich ihm enthüllen, nicht vollständig geprüft hat – denn jede höhere Stufe schließt alle vorangegangenen als einen winzigen Teil von sich mit ein.
Wenn der Mensch jedoch eine Berechnung seiner gesamten Handlungen und Gedanken durchführt, erkennt er, dass er keinen Erfolg erzielt hat, dass er nicht vorankommt, denn er ist überhaupt nicht für die spirituelle Erhebung erschaffen. Schwere Gedanken hinsichtlich der Spiritualität sowie Zweifel und Neid in Bezug auf die anderen übermannen ihn – er will höher als sie sein und denkt: „Warum sie und nicht ich?“
Und nach vielen solchen Berechnungen, wenn er vollkommen verloren ist, spürt er endlich, dass er einen Neuanfang braucht. Es gibt keinen Ausweg, denn an diesen ganzen Berechnungen, Klärungen, Kritik, Neid und Hass ändert sich jahrelang nichts. Und das einzige, was ihm bleibt, ist das Gebet, der Hilfeschrei, weil nur die höhere Kraft hier helfen kann. Genau dieser innere Schrei wird als Gebet von Rosch ha Schana, von Neuanfang, bezeichnet.
Und bis dahin sieht sich der Mensch als vollkommen verloren, er sieht, dass die ganze Welt damit, was er macht, nicht einverstanden ist, und er selbst begreift nicht, was mit ihm los ist und was das für ein Weg ist. Seine ganze Kritik entspringt dem Egoismus.
Darum geht es in dem Gebet um die Erinnerungen – um die Notwendigkeit, seine gesamten Verlangen und Handlungen zu analysieren, und um das Blasen des Horns (des Schofar) – denn wir müssen unseren spirituellen Weg trotz allem erheben („Schufra“ bedeutet auf Aramäisch „Schönheit“). Und um hier voranzukommen, müssen wir uns an die authentischen Quellen wenden.
Es existiert in der Welt eine Vielzahl von Meinungen, eine Vielzahl von Menschen, die einen beeinflussen, ihm ihre Gedanken einflößen und ihn in verschiedene Richtungen zerren. Man muss jedoch einen strengen Richter über sich selbst stellen und sich fortwährend in dem Maße seines Verständnisses für das Geschriebene mit den Quellen vergleichen – unabhängig von seinem Ego, vom Verlangen, sich zu erheben und zu verdienen, höher als die anderen zu sein, sondern umgekehrt, indem man nur wünscht, die Kraft des Gebens zu erlangen und in jenem Volk, in dem der Schöpfer wohnt, aufzugehen.
Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 26.09.2011
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