Eine neue Sprachlehre der Macht
Meinung: (Xavier Solan, ehemaliger NATO-Generalsekretär, Präsident des Global Economy Center ESADE.): Da die gegenseitige Abhängigkeit sich auf uns alle erstreckt, ist die Regelung globaler Bedrohungen eine Herausforderung für die Menschheit.
Dazu gehören Klimawandel, Risiken der Atomkraftnutzung, Risiken der Kernwaffenverbreitung, terroristische Bedrohung, Begleiterscheinungen der politischen Instabilität, wirtschaftliche Folgen von Finanzkrisen, Epidemien, plötzlich auftretende panische Stimmung, allgemeine gegenseitige Abhängigkeit.
Nichts kann isoliert existieren, „Auslandsangelegenheiten“ gibt es nicht mehr – alles ist national, sogar persönlich geworden. Probleme anderer Menschen sind nun zu unseren Problemen geworden, wir können ihnen nicht mehr mit Gleichgültigkeit begegnen und darauf hoffen, eigene Vorteile daraus ziehen zu können.
Wir müssen neue Gesetze der Macht in der Welt studieren: Alles besteht aus Gemeinwohl oder dem gemeinsamen Leiden und nicht aus dem persönlichen oder nationalen Interesse. Sie sind nicht verschwunden, können jedoch nicht außerhalb des globalen Systems gewahrt werden, welches in der Lage wäre, mit gemeinsamen globalen Bedrohungen fertig zu werden und gemeinsame globale Möglichkeiten zu nutzen.
Das alte Spiel (von der Position der Macht zum Bewahren der eigenen Interessen, ohne Berücksichtigung der Interessen anderer) zwingt uns zum gegenseitigen Austausch von Risiken, der Entwicklung gemeinsamer Ansätze, dem Strategie- und Informationsaustausch, dem effektiven und globalen Regieren.
Kommentar: Millionen von intelligenten Analysten weltweit kommen heute zu den richtigen Schlussfolgerungen – die Welt kann nur unter Berücksichtigung deren absoluten gegenseitigen Verbindung regiert werden. Wie kann sie aber berücksichtigt werden? Wer wäre dazu in der Lage, die Gesellschaft und die Welt zur Korrektur, zum integralen Zustand (in gegenseitiger Verbindung) zu führen. Dieser Mensch oder diese Gruppe von Menschen müssen sich selbst in einem solchen Zustand befinden, d.h. korrigiert sein. Wenn die Welt ein Bedürfnis nach solchen Anführern hat, wird sie diese auch finden…