In einem Bruderkrieg gibt es keine Gewinner
Aus einem Artikel in der Zeitung: Harel Segal, „Maariv“, 10.08. 2011
Im jüdischen kollektiven Gedächtnis umfasst der Tisha B’Av die ewige Lektion, die das ewige Volk ein ganzes Leben lang lernt. In diesem Jahr gedenkt man Tisha B’Av vor dem Hintergrund der Massenproteste, die das Land umfassen. Diese Proteste appellieren an solche Werte wie Solidarität, gegenseitige Hilfe und Liebe. Doch unter dem Deckmantel von schönen Slogans verbergen sich Hass und Entfremdung.
Das Volk Israel ist zerrissen, getrennt in politische Lager, soziale Schichten, Clans, Stämme. Es ist sehr bedauerlich, dass der tragische Tag der nationalen Trauer zum Grund für die Teilung in religiöse Gruppen und Clans und Stammes-Gruppen geworden ist. Denn gerade der neunte Av hat alle Voraussetzungen dafür, zu einem Tag zu werden, der das geteilte jüdische Volk, das den Dialog braucht, zusammenbringen könnte.
Der erste Tempel wurde aufgrund der Unzucht, des Blutvergießens und der Götzendienste zerstört. Der zweite Tempel wurde wegen des grundlosen unbegründeten Hasses zerstört. Warum ist der „unbegründete Hass“ eine schwerere Sünde als Unzucht und Blutvergießen?
Die Lehren der Weisen sind sowohl für den Regierungschef als auch für die Protestteilnehmer wichtig, für diejenigen, die Plakate mit der Aufschrift „Mubarak, Assad, Netanjahu“ in den Händen halten. Sie sind ebenso dafür verantwortlich, dass der unbegründete Hass nicht im Land verbreitet wird. Sie sollten ihren Hass auf den Regierungschef zügeln und pragmatisch an die Sache herangehen. Die Anforderungen sollten logisch sein, es soll ein vernünftiger Kompromiss geschlossen werden. In einem Bruderkrieg gibt es keine Gewinner.