Der Atheismus, die Religion und die Kabbala
Frage: Welchen Stand nimmt die Kabbala gegenüber ungläubigen und religiösen Menschen ein? Ich sehe, Sie versuchen irgendwie die ganze Zeit zwischen den beiden zu lavieren.
Meine Antwort: Sie haben recht.
Die Religion hält den Schöpfer dem Menschen ähnlich, das heißt, dass Er sich in Abhängigkeit der Handlungen des Menschen ändert. Darüber hinaus hat jede Religion nach eigenem Belieben eine eigene Vorstellung von dem Schöpfer und seinen Gesandten. Sie sind gezwungen, miteinander auszukommen oder einander zu bekriegen; denn ihre Meinung ist die Frage des Glaubens und damit ohne Beweise. Wer der Stärkere ist, der hat recht. Oder wir werden so handeln, als würden die anderen nicht existieren, dabei bleibt jeder in seiner Glaubensgemeinde.
Aber sie alle verbindet eins: Gottes Verhalten dem Menschen gegenüber ist davon abhängig, wie der Mensch sich zu Gott oder anderen Menschen verhält, das heißt, Gott verändert sich, mal ist er zornig, mal ist er gnädig. So sieht es der Mensch aus seinem Leben, seinem Schicksal heraus. Das bedeutet, man kann Gott mit Geschenken überhäufen, für das Paradies bezahlen, ihn gut einstimmen – und dann wird er gut zu euch sein. Die Sünden lassen sich durch den Gesang der Gebete bedecken; es besteht die Möglichkeit, sich vor Bestrafung und Richten freizukaufen. Ich gebe Almosen und wende den Schicksalsschlag von mir ab. Alles ist darauf aufgebaut, dass das äußere Verhalten des Menschen das Verhalten Gottes zu ihm ändert.
Atheisten verhalten sich zu Gott wie zur Natur: denn sie ist konstant, mechanisch und hat keinen eigenen Verstand und keine Planung. Sie hängt nicht von unserem Verhalten ihr gegenüber ab, sondern nur von unseren „mechanischen“ Einwirkungen auf sie.
Die Kabbala sieht die Natur und den Schöpfer als ein und dasselbe. Aber Er hat den Verstand, die Planung, das Ziel. Er hat Gefühle. Deswegen hat Er den Menschen im Laufe der Entwicklung (Evolution) in dieser Weise erschaffen, mit Gefühlen und mit Verstand, in zwei gegensätzlichen Systemen, als Egoist, d.h. mit dem Wunsch, in jedem Moment seiner Existenz Genuss zu bekommen. Er hat ihn auf so eine Weise geschaffen, damit der Mensch sich mit Hilfe der Methodik der Kabbala und der Naturkräfte (das umgebende Licht), ändert und dem Schöpfer dadurch ähnlich wird.
Damit erreicht der Mensch seine Unabhängigkeit (in anderen Zuständen wird er vollständig von der Natur und seinem Egoismus angetrieben, ist unfrei), Vollkommenheit, Ewigkeit und die Verschmelzung mit dem Schöpfer (den Status des Schöpfers). In der Kabbala ist der Schöpfer unveränderlich, absolut, absolut gut, und deshalb kann er sich nicht ändern; es verändert sich nur derjenige, der zuvor schlechter/besser aber nicht absolut war. Deshalb handelt es sich bei der Ansprache zum Schöpfer um eine Ansprache zu sich selbst, zur Selbsterkenntnis der Notwendigkeit, sich zu korrigieren, wie der Schöpfer zu werden – ein Vorbild der Güte.
Also, die Atheisten ändern die Welt, die Religiösen bestürmen den Schöpfer mit Bitten, und die Kabbalisten korrigieren sich selbst – dabei korrigieren sie die Welt.