Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Über den Nutzen und Schaden der „Polonaise“

Frage: Sich mit dem Nächsten zu verbinden bedeutet, seine Erfüllung höher als die eigene zu schätzen. Das Problem besteht aber darin, dass mir der Austausch, die Interaktion mit dem Nächsten fehlt, um ihn immer wieder höher als mich selbst sehen zu können…

Meine Antwort: Das hat nichts mit dem physischen Austausch, mit der äußeren Verbindung zu tun. Was für einen Unterschied macht es, ob du dich unter den Freunden oder tausende Kilometer von ihnen entfernt befindest?

Genau aus diesem Grund möchte ich nicht, dass die Menschen von einem Kongress zum nächsten fahren. Sie sollten sich daran gewöhnen, die Verbindung der Herzen aus der Ferne zu halten. Ansonsten läuft es darauf hinaus, dass wir ohne unsere berühmte „Polonaise“ nicht spüren können, dass wir miteinander verbunden sind.

Ich muss nirgendwohin laufen – ich muss mich innerlich konzentrieren. Es reicht für mich, die Freunde zu sehen – und schon bin ich bei ihnen. Es bedarf keinerlei Körperbewegungen, um sich an der Verbindung beteiligen zu können. Ich strenge mich innerlich an und muss keine Hunderte oder Tausende von Dollar für Tickets ausgeben, um die Freunde unbedingt zu umarmen oder zusammen mit ihnen zu springen. Ich kann das alles genauso innerlich tun.

Ja, Anfänger und Kinder brauchen das, doch mit der Zeit sollte der Mensch zu einer tieferen Verbindung, zu dem inneren Bild übergehen.

Warum denkst du, dass du dich nur während des Unterrichtes zusammen mit den Freunden befindest, und dich später während des ganzen Tages von ihnen abschaltest? Spielt das etwa eine Rolle, wo du dich befindest? Im Gegenteil: du kannst während des Tages viel stärker als während des Unterrichtes den Freunden entgegen streben. Denn während des Unterrichtes bist du ein Egoist, der sich selbst ständig auf dem Bild sucht.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel aus der Pessach-Broschüre, 14.04.2011

Das größte Geheimnis

Frage: Ich verstehe, dass ich um die Erfüllung der Verlangen meines Freundes beten soll. Doch woher kann ich seine Verlangen wissen?

Meine Antwort: Ich muss die Freunde als die größten Menschen der Generation betrachten, die zu einem korrigierten Netz der Verbindung miteinander vereint sind, an dem es keine Fehler gibt.

Und allein ich befinde mich außerhalb dieser wunderbaren Verbindung und muss mich mit ihnen vereinen und ihre Einheit, soweit es möglich ist, unterstützen.

Deshalb musst du die Verlangen des Freundes als Verlangen nach der Verbindung mit dir und mit allen anderen wahrnehmen. Das bedeutet, sich dem Netz der Verbindung zwischen uns anzuschließen, wie eine Zelle, die sich an einen Organismus anschließt. Und alle anderen Teile des Organismus sind bereits in Einheit und Harmonie miteinander verbunden.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 15.04.2011

Ich wünsche allen Freiheit und Liebe!

Frage: Müssen wir, Ihre Schüler im Kabbala-Studium, die jedoch keine Juden sind, das Pessachfest und andere Feste feiern? Bei uns sagen viele, dass wir schnellstens Matzen kaufen und Pessach Seder ausrichten sollten.

Meine Antwort: Meine lieben Schüler! Ich versuche, erneut die Frage zu beantworten, einfach und endgültig, da ich sie bereits mehrmals beantwortet habe.

Das jüdische Volk ist eine kabbalistische Gruppe, die bis zum ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung existiert hat und 1700 Jahre zuvor von Abraham in Babylon gegründet wurde. Im ersten Jahrhundert haben die Juden ihre spirituelle Stufe verloren und vergessen, wer sie sind. Heute lebt das wieder auf, weil die Kabbala von der Welt zu deren Korrektur gebraucht wird.

Ihr müsst alle jüdischen authentischen Quellen studieren – weil sie alle von den Kabbalisten geschrieben wurden, und wir studieren sie in deren wahren kabbalistischen Deutung und nicht auf die Art und Weise, wie das jüdische Volk sie seit dem ersten Jahrhundert in deren irdischen Form studiert – als würde es sich um unsere Welt handeln.

Unter anderem muss natürlich auch die Haggada schel Pessach – die Pessach-Erzählung über den Auszug aus Ägypten – studiert werden, weil es darin nicht über den Auszug aus dem Land Ägypten, sondern über den Aufstieg über unseren Egoismus erzählt wird. Ihr könnt zusammen mit uns dem Brauch folgen – ihr könnt virtuell zusammen mit uns abends am feierlichen Pessachmahl teilnehmen und Matzen mit gefülltem Fisch oder auch Brot mit Schweinefleisch essen – wie ihr wollt.

Baal HaSulam schreibt im Buch Die letzte Generation, dass jedes Volk sogar bei der Endkorrektur nach Belieben in seiner Religion und seinen Bräuchen bleibt. Nur die Beziehungen zwischen den Menschen verändern sich: vom Hass zur Liebe – genau das bedeutet Auszug aus Ägypten. Ich wünsche uns allen ein solches Fest!

Ein neues Land betreten

Frage: Was sind die Hauptanzeichen dafür, dass der Mensch dem Auszug aus Ägypten nah ist?

Meine Antwort: Das Anzeichen dafür, dass der Mensch dem Auszug aus Ägypten nah ist, ist sein großes Verlangen, sich mit den anderen zu verbinden, weil der Mensch begreift, dass seine Erlösung nur darin besteht. Und zugleich erkennt er, dass er dazu nicht in der Lage ist, denn in seinem Inneren gibt es keinen Funken des Gebens.

Außerdem spürt er, dass es eine höhere Kraft gibt: „Es gibt niemanden außer Ihm“, die ihm zum ersten und zum zweiten Eindruck verhilft, und ist bereit, sich zusammen mit ihr aus seinem Zustand zu erheben, um die Vereinigung zu erlangen.

Als „Auszug aus Ägypten“ wird meine Vereinigung mit den anderen bezeichnet. Das bedeutet, dass ich vor meiner Abstoßung den anderen gegenüber, vor meinem bösen Trieb zum Guten, zur Freiheit fliehe. Das ist die Freiheit von dem Todesengel, von der Trennung, die von mir als Tod empfunden wird. Und ich erreiche die Verbindung mit den anderen – was für mich Leben bedeutet.

Wenn ich mich dem Netz anschließe, in dem alle miteinander verbunden sind, bedeutet das bereits Betreten eines „neuen Landes“, eines neuen Verlangens, in dem der Schöpfer, die Kraft des Gebens herrscht.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 14. 04.2011

Ein Loch im Boot

Frage: Was bedeutet, ein Loch ins gemeinsame Boot zu bohren?

Meine Antwort: Das bedeutet, dass ich absichtlich nicht an das gemeinsame, sondern an das eigene Wohl denke. Unser Boot sind unsere gemeinsamen Gedanken und Verlangen, die uns zu einem gemeinsamen Netz verbinden.

Wenn ich nicht an dieses Netz denke, wenn ich mich auch nur im Geringsten von den anderen absondere, wenn ich nicht in ihnen aufgehe, mich nicht mit ihnen verbinde, nicht in ihnen verschwinde, mich nicht vollkommen vor ihnen annulliere, dann bedeutet es, dass ich ein Loch bohre.

„Loch“ bedeutet, dass nebensächliche Gedanken, Verlangen und Berechnungen sich durch mich an die gesamte Gruppe anheften. Mit anderen Worten, wenn das Wasser in unser Boot eindringt und droht, alle untergehen zu lassen.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel aus der Pessach-Broschüre, 14.04.2011

Das Geheimnis eines integralen Systems

Unser Verlangen muss gemeinschaftlich sein. In jedem von uns gibt es zwei Teile: einen männlichen und einen weiblichen. Ich übe einen Einfluss auf dich aus, du auf mich, die anderen wiederum auf mich usw. Es kann nicht sein, dass ich mich um mich selbst kümmere. Ich erfülle mich niemals selbst.

In einem gemeinsamen Körper kann ich nur die anderen erfüllen, indem ich mein Verlangen oder meine Erfüllung an sie weitergebe. Es wird mir nicht gelingen, etwas direkt an mich selbst zu richten.

Genau das ist ein integrales System. Sein Wesen besteht darin, dass niemand etwas für sich selbst durch seine eigenen Kräfte beschaffen kann – nur durch die Umgebung. Und zwar nur unter der Bedingung, dass er nicht an sich, sondern allein an die Freunde denkt.

Und dann kehren seine Anstrengungen zu ihm zurück – natürlich wenn er nicht daran denkt, dass sie zurückkehren.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel aus der Pessach-Broschüre, 14.04.2011

Was fehlt uns, um ausziehen zu können?

Frage: Was fehlt der Gruppe, um aus Ägypten (aus der egoistischen Knechtschaft) ausziehen zu können?

Meine Antwort: Uns fehlt die gegenseitige Fürsorge füreinander – das Gefühl, dass wir nicht ausziehen werden, wenn wir das nicht gemeinsam tun.

Ihr erinnert euch, zu welchen Bedingungen der Pharao sich bereit erklärte, Moshe (Moses) freizulassen: Zuerst erlaubte er ihm und einigen weiteren Menschen auszuziehen. Dann erklärte er sich bereit, einen Stamm Israels ziehen zu lassen. Danach sagte er, es sollen nur Männer gehen und Frauen und Kinder sollen bleiben. Doch Moshe war mit einer solchen Entscheidung nicht einverstanden. Dann sagte der Pharao, sie sollen gehen, aber ohne das Vieh. Auch damit gab sich Moshe nicht zufrieden.

So stritten sie sich, bis sie alles, was ihnen gehörte, und sogar das, was den Ägyptern gehörte, aus Ägypten mitgenommen haben. Wir durchlaufen einen ganzen Prozess, bis wir für den Auszug aus Ägypten bereit sind.

Das Wichtigste, was uns für den Auszug fehlt, ist die gegenseitige Fürsorge dafür, dass, wenn wir alle uns nicht umeinander sorgen, wir nicht ausziehen werden. Jeder muss sich um jeden sorgen, und von meinem Verlangen hängt ab, wie sehr sie sich sorgen werden. Mit meinem Herzen lasse ich die Herzen aller anderen entflammen. Ich muss mir Gedanken darüber machen, dass wir alle aufsteigen, jeder über seinen Egoismus, und uns über ihm mit unseren Punkten im Herzen verbinden. Jeder von uns soll ein riesiges Verlangen haben, sonst bohrt er ein Loch in unser gemeinsames Boot.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 10.04.2011