Frage: Während des Soharunterrichts schauen Millionen Zuschauer auf fremde Buchstaben, hören fremde Worte und erwarten etwas, das sie nicht erklären können. Ist es das, was Sie eine wissenschaftliche Methode nennen?
Meine Antwort: Erstens lebt ein normaler Mensch nach seinen Instinkten und versteht alles auf natürliche Weise. So wurde es ihm in seinem Elternhaus beigebracht. Zweitens weiß ein Mensch, der die Wissenschaften dieser Welt studiert hat, in welcher Beziehung er zur Natur steht, was sich auf wissenschaftlichen Kenntnissen gründet, die er erworben hat. Das ist ein technischer Denkansatz. Zum Beispiel bekam ein Mechaniker, ein Elektriker oder ein Spezialist auf irgendeinem anderen Gebiet die entsprechende Ausbildung, kann manuelle oder intellektuelle Arbeiten ausführen, hat für seinen Job einen Satz Werkzeuge, und dadurch wird seine Einstellung zur Natur geprägt.
Es ist ihm nicht erlaubt, mit etwas ihm Unbekannten zu arbeiten, sondern nachdem sein Wissen und seine Erfahrung geprüft wurden, wird er auf einem bestimmten Gebiet für einen Job angenommen. Nehmen wir an, jemand hat Mechaniker gelernt und kann jetzt Motoren oder komplexere Maschinen reparieren. Er nutzt die erworbenen Kenntnisse in seiner Arbeit, aber er ist sich mehr oder weniger seiner Handlungsweise bewußt.
Drittens ist ein Wissenschaftler eine Person, die etwas entdeckt hat, das vormals unbekannt war, wie Phänomene, die nicht vorausgesagt werden können. Manchmal kann er etwas spüren, erahnen und wird von etwas angeregt, hat jedoch dafür keine klaren Definitionen. So etwas nennen wir die Entdeckung neuer Naturphänomene.
An diesem Punkt kommt eine Frage auf: Wie kann man neue Phänome finden? Ich muss mich selbst darauf einstellen, doch was heißt „darauf“, wenn sie neu sind? Soll ich bestimmte Ergebnisse, Entdeckungen und Ereignisse von etwas erwarten, das geschehen kann oder nicht?
Darum besteht die Wissenschaft aus zwei Teilen. Es gibt die Theorie, wo Hypothesen gemacht und später in der Forschung untersucht werden. Dadurch werden neue Phänomene enthüllt. Das ist der Hauptteil der Wissenschaft, der auf der Untersuchung des Gedankenguts aufbaut, das Wissenschaftler bezüglich der zu erwartenden Entdeckungen haben. Fehlt es, so ist Fortschritt unmöglich.
Aber es gibt auch Wissenschaftler, die in völliger Dunkelheit suchen. Sie haben keine vorläufigen Theorien, Hypothesen und Gedanken über mögliche Ergebnisse. Die Kabbala ist eine Wissenschaft, und wir wenden sie in allen oben erwähnten Formen an: als normale Menschen, als Experten, die sie studieren, und als Wissenschaftler, die sich Phänomene, die sein könnten, irgendwie vorstellen können. Hier gibt es ein Problem. In all unseren Studien, angefangen mit normalen Menschen wie in unserer Welt bis hin zu großen Wissenschaftlern: sie wissen nicht, wohin es geht, was sie in der Natur finden werden und in allen Ebenen der Wissenschaft der Kabbala – es gibt einen unvorhersehbaren Teil, den man nicht kennt.
Was ist unbekannt? Du kenntst nicht das Objekt, das Phänomen, das du tatsächlich darin findest , weil du dieses Objekt nicht besitzt. Du kannst es dir nicht einmal vorstellen.
Schließlich wirst du es in dem Kli (Gefäß) der Wahrnehmung entdecken, das du erschaffst, wobei das Phänomen selbst das Gefäß ist. Du kannst nicht vorab erleben, was genau sich in dir entfalten wird, da du es nie zuvor gefühlt hast, du besitzt keine Intuition und kannst es nicht mal erahnen. Es ist ein neues Kli. Der Eindruck, die Empfindung ist vollkommen neu.
Aus diese Weise schreiten wir in der Wissenschaft der Kabbala voran. Selbst in etwas Kleinem und Einfachem gibt es nichts, was wir im Voraus wissen können. Deshalb ist unsere Einstellung richtig, wenn wir das Buch Sohar lesen. Ich erwarte, dass das Licht, das umwandelt, zu mir kommt und meine Kelim, meine Verlangen umwandelt. Zum Beispiel: Ich kann ohne meine Brille nichts erkennen. Vor mir befindet sich irgendwas, aber ich benötige ein Gerät, um es zu sehen. Ich setze meine Brille auf und sehe etwas Neues.
Deshalb müssen wir, während wir das Buch Sohar lesen und auf „tote“ Buchstaben und Texte schauen, die für uns keinen Sinn ergeben, als Wissenschaftler mit höchstem akademischen Grad herangehen, der dabei ist, etwas Unvorhersehbares darin zu entdecken.
Aus dem 2. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichtes, 15.03.2011, Das Buch Sohar
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