Gibt es Liebe auf dieser Welt?
Was bedeutet Liebe in unserer materiellen Welt? Es ist die „tierische“, materielle, egoistische Liebe, mit deren Hilfe wir einander genießen.
Die Eltern lieben instinktiv ihre Kinder, und die Kinder lieben instinktiv ihre Eltern – in dem Maße, in dem sie von ihnen das Erwünschte bekommen. Und all das ist von der egoistischen Absicht durchdrungen.
Unterdrücke in einer Mutter den Mutterinstinkt zu ihrem Kind – und sie wird sich ihm gegenüber genauso wie gegenüber allen anderen Kindern verhalten. Soll es selbst vor Hunger sterben, es wird ihr egal sein. Also sind elterliche Gefühle keine Liebe, sondern ein Instinkt.
Die Liebe zwischen den Geschlechtern wird durch Hormone ausgelöst. Führe dem Menschen das entsprechende Mittel zu und du wirst sehen, wie seine Liebe plötzlich verschwindet oder im Gegenteil wie aus dem Nichts erwacht. Hier ist die Rede von der hormonellen Anziehung.
Das gehört alles zur tierischen Stufe, und es gibt hier nichts anderes. Genetiker und Biologen können ausführlich erklären, warum das so ist. Doch wir besingen dieses Gefühl natürlich und schreiben ihm ein spirituelles Wesen zu – aus dem einfachen Grunde, weil wir dadurch am meisten genießen und es dementsprechend in unseren Augen erheben wollen.
Außerdem gibt es maßlose Liebe, die einen großen Schaden mit sich bringt. Denn wenn die Liebe keine Grenzen kennt und der Ehrfurcht beraubt ist, führt sie zum Hass. Wenn mich jemand liebt, muss ich dafür sorgen, dass ich ihm nicht erlaube, mich zu sehr zu lieben, und er selbst muss seinerseits für das Gleiche sorgen. Alles muss das richtige Maß und das richtige Gewicht haben. Wenn die Liebe „ausufert“, annulliert sie mich, und dann beginne ich, den Liebenden zu hassen, ich stoße ihn von mir weg.
Wir sehen das am Beispiel von Eltern und Kindern: die maßlose Liebe zum Kind ruft in ihm Verachtung und Hass hervor. Und nicht das Kind, sondern der Erwachsene, der seine Liebe nicht eingrenzt, trägt die Schuld, er lässt sie sozusagen nicht vom Schirm begleiten. Wir müssen immer das Maß unserer gegenseitigen Beziehung kontrollieren. Nur in der Welt der Unendlichkeit, am Ende der Korrektur werden wir „grenzenlose“ Schirme erwerben können.
Also macht es in unserer Welt keinen Sinn, über die Liebe zu sprechen – wir nutzen lediglich einander wie gewohnt aus. Wir sollten nicht darauf verzichten oder es verachten – denn so ist unser Leben. Die Ehepartner leben zum Beispiel lange Jahre zusammen und kümmern sich umeinander.
Doch man sollte da unterscheiden: Letztendlich mache ich das aus Gewohnheit, die zur zweiten Natur wird, aus dem Verlangen, aus dem egoistischen Drang heraus, der in mir erwacht und dadurch erfüllt wird.
Und in der spirituellen Welt bedeutet Liebe das reine Geben.
Auszug aus dem Unterricht zum Thema Liebe, 04.03.2011