Auszug aus der Lektion №2, in Moskau
Frage: Worin unterscheidet sich das Gebet in der Kabbala vom religiösen Gebet?
Meine Antwort: Die Kabbala unterscheidet sich grundsätzlich von allen anderen Methoden, und überhaupt, von allem, was es in unserer Welt gibt. Einfach gesagt, sie ist eine Sache und alles anderes die andere.
Worin besteht eigentlich der Unterschied? Die Kabbala ist auf der Veränderung des Menschen selbst aufgebaut. Nicht auf der äußeren Veränderung, nicht auf der Veränderung der Umwelt, nicht darauf, dass “irgendein Väterchen im Himmel” mich gut behandelt, nicht auf der Veränderung der Beziehung anderer Menschen mir gegenüber. Ich bitte nicht darum, dass Er meine Gesundheit oder mein Schicksal verändert. Ich bitte Ihn, mein Egoismus zu korrigieren – und nur das!
Die gesamte kabbalistische Methode ist darauf gezielt, dass der Mensch sich ändert. Andererseits, basieren alle anderen Methoden und Religionen darauf, dass der Schöpfer Seine Einstellung gegenüber dem Menschen verändert: Ich bitte Ihn, mir gegenüber gnädiger, freundlicher zu sein, ich besteche Ihn.
In der Kabbala gibt es so was nicht. Hinsichtlich des Schöpfers bin ich ein sich verändernde Mensch, der sich innerhalb des Absolutes befindet. Und dieses Absolute ist unveränderlich. Wenn der Schöpfer – die Erste Ursache, der Urgrund ist, wenn Er gut, absolut, ewig und vollkommen ist, dann kann Er sich nicht verändern. Nur die Unvollkommenheit ändert sich. Er kann sich nicht verändern.
Und deshalb geschehen alle Veränderungen nur im Menschen. Mit anderen Wörtern, ich empfinde mich entsprechend meiner Kraft, Zuständen und den inneren Eigenschaften, mehr oder weniger komfortabel. Aber das bin ich gerade deswegen, weil ich veränderlich bin. Und der Schöpfer ändert sich niemals, Er ist die konstante allgemeine Kraft der Natur.
Dementsprechend stellen alle Gebete, über welche die Kabbala spricht, die Bitte des Menschen, sich zu verändern, dar. An wen wendet er sich dabei? An die Wand? Wenn der Schöpfer unveränderlich ist, wenn Er ewig und vollkommen ist, dann reagiert Er auf dich in keiner Weise.
Du veränderst dich jedoch, wenn du dich an Ihm wendest, und bekommst eine andere Reaktion, weil du dadurch deine Empfindsamkeit erhöhst. Du befindest dich im demselben konstanten Feld, das „der Schöpfer“ heißt, unter derselben konstanten Kraft. Aber du betest, um dich zu verändern, und dann wirkt dieses Feld auf dich mit einer größeren Intensität ein. Das heißt „Gebet“ eben.
Das Wort „beten“ aus dem Hebräischen (leitpalel) bedeutet die Selbstjustiz. „Zu beten“ – bedeutet sich selbst, zu richten, zu bewerten, zu tadeln. Es ist nicht die Bitte um die Gnade oder um einen Segen. Nein, es ist die Neuschätzung von sich selbst. Das ist Gebet.
Und obwohl in den Religionen dasselbe Wort verwendet wird, hat es in der Kabbala, so wie auch alles anderes, einen völlig entgegen gesetztem Sinn.
Auszug aus einem Unterricht über den Artikel von Rabasch, Gebet der Vielen, 16.01.2011
Abgelegt unter: Allgemein - Kommentare deaktiviert für Zu beten, um sich zu verändern