Eine Frage, die ich erhielt: Wenn wir mit dem Verlangen zu empfangen erschaffen werden und für ewig damit bleiben, wie können wir dann dem Schöpfer ähnlich werden, dessen Eigenschaft das Geben ist?
Meine Antwort: Wenn du mit Hilfe deines Verlangens zu empfangen anfängst, an die Anderen zu geben, wirst du dein Geben dadurch nur vergrößern.
Es gibt zwei Arten von Natur:
1. Das Licht = die Lichtquelle = der Schöpfer = der Gebende
2. Das Verlangen = der Empfangende = die Schöpfung
Die Schöpfung empfängt immer, sie kann niemals geben. Wenn davon die Rede ist, dass die Schöpfung dem Schöpfer ähnlich wird, bedeutet das „Empfangen um des Gebens willen“, sprich empfangen und weiter geben!
Ich kann aber das Licht nicht weitergeben, wie irgendeinen Gegenstand, der in unserer Welt von Hand zu Hand weitergereicht wird! Und wie funktioniert es dann? Wie kann ich dir etwas geben?
Ich empfange vom Schöpfer, anders geht es gar nicht, denn ich bin das Verlangen, Genuss zu empfangen. Das Verlangen zu empfangen kann nicht geben, so etwas existiert nicht in der Natur! Unsere Natur arbeitet nur auf die Absorption, auf die Aufnahme hin. Das ist ein Naturgesetz, welches nicht gebrochen werden kann.
Wie kann ich dann an dich, an einen für mich fremden Menschen, geben? Hier wird eine besondere Handlung vollzogen.
Von dem gleichen Schöpfer kommt das Umgebende Licht, das „zu seiner Quelle zurückführt“. Dieses Licht vollzieht die Korrektur und verbindet dich und mich zusammen. Und dann gebe ich nicht an dich, sondern empfange, aber in deine Verlangen! Und das bedeutet, dass ich an dich gebe!
Ich schließe den ganzen „Körper“ der Gesamtseele an mich an, er wird zu meinem, und dann empfange ich für ihn, was jedoch als mein Geben an ihn bezeichnet wird. So ein wundersames Kunststück wird hier vollbracht.
Wenn ich einen anderen Menschen als einen Teil von mit selbst wahrnehme, dann gebe ich quasi, indem ich für ihn empfange. Man könnte dem widersprechen: Was ist es für ein Geben, es ist immer noch das gleiche Empfangen!
Sagen wir mal, ich wollte nicht an jemanden geben, bis sich plötzlich herausgestellt hat, dass er mein Sohn ist! Dann bin ich bereit, ihm alles zu geben, denn ich nehme ihn als einen Teil von mir selbst wahr. Doch ist das etwa Geben?
Wenn ich früher, solange ich nichts gewusst habe, an ihn gegeben hätte, wäre es das wirklich. Und nun, was ist es nur für ein Geben, wenn es dein eigener Sohn ist? Das ist das Gleiche, wie an sich selbst zu geben.
Das würde alles stimmen, wenn ich enthüllen würde, dass die anderen Menschen absolut wie ein Teil von mir selbst sind. Es ist aber so, dass der Hass zwischen uns bleibt. Das ist ein besonderes Gut, wir müssen diesen Hass lieben!
Der andere bleibt für mich trotzdem fremd, doch gleichzeitig kommt das Ungebende Licht und erschafft über meinem Hass die Beziehungen der Liebe. Es bleibt sowohl die Liebe als auch der Hass – wie zwei Linien: die rechte und die linke, und ich bin in der Mitte von ihnen beiden. Darum heißt es dennoch „Geben“.
In der rechten Linie empfinde ich den Anderen als einen Teil von mir, für den ich bereit bin, alles zu tun – denn er ist quasi ich selbst. In der linken Linie hasse ich ihn und will ihn mit Haut und Haaren auffressen. Und diese beiden Linien existieren gleichzeitig und vereinen sich in der mittleren Linie.
Das geht bis zum Ende der Korrektur, bis Gmar Tikun, so weiter. Und was danach ist, weiß niemand.
Aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Freiheit“ vom 29.10.2010
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