Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Wie hilft man einem Freund?!

Eine Frage die ich erhielt: Wie hilft man einem Freund, die richtige Absicht zu finden?

Meine Antwort: Wenn ein Anfänger in die Kabbala kommt, dann sieht er nichts, hört nichts, empfindet nichts, worüber dort gesprochen wird, weil er in seinen Gedanken und Wünschen vertieft ist.

Er setzt sich hin, um mit allen zusammen wie ein Kleinkind, ein Neugeborenes, das noch nicht wahrnimmt, nicht versteht, in welcher Welt es sich befindet, zu lernen. Oder, wie der kranke Mensch, der sein Bewusstsein verloren hat.

Ich erinnere mich an meinen Zustand nach dem Unfall, wo ich ohne Bewusstsein lag, und mich manchmal ein wenig besann, als ich irgendwelche Stimmen von außen hörte und ihnen sogar antworten konnte, aber nichts sah und auf keine Weise reagierte.

Das ist dem Menschen ähnlich, der zum Studium kommt, als ob er anwesend wäre und doch gedanklich wo anders ist. Er braucht die Zeit und unsere Sorge, wie die Sorge um den kranken Menschen oder um das Kleinkind, die ihm helfen wird, voran zu kommen.

Wenn es aber nicht hilft, dann muss man den Menschen in Ruhe lassen und ihm die Zeit geben, sich selbst zu erkennen – manchmal beansprucht es Monate oder sogar Jahre  bis er beginnt auf die Kabbala und nicht auf sich selbst zu hören.

Wann beginnt der Mensch zum ersten Mal wirklich zu hören? Wenn er fühlt, dass die Vereinigung mit anderen ihm die geistigen Empfindungen öffnet, dass sich dort der Eingang zur spirituellen Welt  befindet.

Je größer und stärker die Umgebung ist, desto stärker beschleunigt sie die Entwicklung und beeinflusst den Menschen, zwingt ihn, sich zu beeilen.

Aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 31.08.2010

Die Liebe zum Schöpfer und die Liebe zu Geschöpfen

Der Schöpfer ist vor uns verborgen, wir können Ihn nur in der Gruppe enthüllen, die zwischen mir und Ihm steht, wie geschrieben steht: „Von der Liebe zu den Geschöpfen – zur Liebe des Schöpfers“.

Wenn ich mich auf die Gruppe ausrichte und alle Fragen bezüglich unserer Vereinigung und Bürgschaft darin kläre, kann ich folglich meine Wünsche in die Gruppe verlegen und dort begreifen, ob sie auf das Geben oder auf das Empfangen gerichtet sind.

Und als Ersatz bekomme ich von der Gruppe die Empfindung der Wichtigkeit des Schöpfers, was auch für mich wichtig wird.

Ich beginne daran zu denken, dass der Schöpfer groß ist, dass es sich lohnt, ihm ähnlich zu sein, was für mich zur größten Belohnung wird. Das heißt die Gruppe verwandelt  mein Wertesystem, stellt das Geben und den Schöpfer auf den ersten und mein egoistisches Empfangen auf den letzten Platz.

Danach beginne ich zu arbeiten, um die Wichtigkeit des Gebens so lange zu vergrößern, bis sie sich in die vollkommene gegenseitige Bürgschaft verwandelt und wir alle ein Ganzes werden.

Wenn wir also die Empfindung dieses „einen Menschen“ erreichen, wenn auch in kleinem Ausmaß, dann bedeutet es, dass wir die Grenze (Machsom) überqueren, die uns von der höheren Welt trennt.

Da die Gruppe zum Ganzen wird, so beginnt sie entsprechend dem Gesetz der Übereinstimmung der Eigenschaften, in sich jene Eigenschaft zu empfinden, die das ganze Universum, den Schöpfer ausmacht.

Ich habe keine andere Möglichkeit, als in der Gruppe, die spirituellen Definitionen von Licht, Dunkelheit, Nacht und Tag zu finden.

Denn ich komme in die Gruppe in einem durchs Leben verwirrten Zustand und verstehe nicht, was für mich wichtig ist, wie ich den Aufstieg bewerkstelligen kann, was ich von diesem Leben will und was der Schöpfer von mir will.

Ich habe keine konkrete Richtung, ich verzettle mich in alle Richtungen, und verstehe nicht, wohin ich mich im nächsten Moment begeben soll.

Und nur die Gruppe hilft uns, eine Ausrichtung zu finden, und nicht das Studium, das uns verwirren kann. Obwohl ich denke, dass ich aufgrund des Wissens in der Spiritualität voranschreiten kann, d.h. nachdem ich mir das Lehrmaterial angeeignet habe, ich sofort ins Spirituelle gehe.

Je besser der Mensch versteht, dass die Bewegung zum Schöpfer in der Gruppe stattfindet, die ihm anstelle des Schöpfers gegeben wird, wie ein Abbild der spirituellen Welt – desto schneller wird er vorankommen.

Aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabasch, 01.09.2010

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Der Sohar – eine Quelle der Kraft

Eine Frage, die ich erhielt: Je mehr ich den Sohar lese, desto mehr verstehe ich seine Kraft. Ist der Sohar wirklich dermaßen tief?

Meine Antwort: Ich werde nur eins sagen: ohne den Sohar ist es schwer. Ihr werdet sehen, dass ihr mehrmals am Tag das Bedürfnis verspüren werdet, zu ihm zurückzukehren. Es ist nun mal so, das ist eine Quelle der Kraft.

Anfangs, wenn der Mensch den Sohar erst entdeckt, weiß er nicht, warum dieses Buch ihn so anzieht und fasziniert, warum es ohne den Sohar so schwer ist.

Der Eine spürt es früher, der Andere später, und er braucht viel Zeit, um die Kraft, die in diesem Buch verborgen ist, einzuschätzen.

Doch später fangen alle an, zu spüren, dass ihnen der Sohar fehlt. Er ist mit Wasser zu vergleichen, das mehr als Nahrung gebraucht wird.

Aus dem Sohar-Unterricht vom 30.08.2010

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Die mittlere Linie ist die Seele

Der Sohar, Abschnitt „WaJechi“, Punkt 119: „Nur eure Väter hat der Herr begehrt“. „Eure Väter“, wahrlich drei – Abraham, Isaak und Jakob.

Es steht geschrieben „nur“, wirklich nur, da es nicht mehr gibt als diese drei, und von ihnen zweigen sich alle anderen ab und finden Halt, das heißt alle Stufen von BYA. Sie erheben MaN zu SoN, um den Namen zu krönen, d.h. neue Mochin an Nukwa heranzuziehen, welche „Name“ genannt wird.

Der Sohar bringt uns immer zur mittleren Linie, in jedem Zustand. Es ist seine Mission, uns ständig zu zeigen, wie wir diese zwei Linien, die wir von oben, von dem Schöpfer, erhalten – die Kraft des Empfangens und die Kraft des Gebens – in die gehörige Lage bringen und aus ihnen unsere Realität aufbauen können, wie wir uns über der Kraft des Gebens und über der Kraft des Empfangens befinden, uns über sie beide erheben und sie in dem Maße, in dem wir sie ineinander einzuschließen im Stande sind, empfangen können. Ihre gegenseitige Verflechtung baut in uns die mittlere Linie auf.

Die mittlere Linie wird aus der Summe von zwei Linien aufgebaut, indem das Beste aus ihnen beiden verwendet wird. Die mittlere Linie wird folgendermaßen gebildet: die linke Linie schließt sich in die rechte mit ein und die rechte in die linke, anschließend nimmst du das Gemeinsame zwischen ihnen – ihre gemeinsamen Verflechtungen von beiden Seiten (Malchut in Bina und Bina in Malchut) – und machst daraus die mittlere Linie.

Das ist das grundlegende Prinzip. Das Gleiche geschieht mit der Seele. Die Seele existiert nicht, wenn wir sie nicht aufbauen. Und obwohl sie als ein „Teil des Schöpfers von oben“ bezeichnet wird, kommt dieser Teil nicht vom Schöpfer, wenn ich ihn nicht in der Verbindung zwischen uns aufbaue. Dieses spirituelle Gefäß (Kli) existiert nicht, wir bauen es in Form eines Verbindungsnetzes zwischen uns auf.

Das Gleiche geschieht mit der mittleren Linie, weil genau das auch die Seele ist. Es kommen zu uns die rechte und die linke Linie, das Geben und das Empfangen. Alle beide sind Naturkräfte. Wenn ich sie auf die richtige Art und Weise kombiniere, entsteht aus ihnen beiden die mittlere Linie – die Seele.

In den Beziehungen zwischen uns haben wir es mit den Kräften des Empfangens und des Gebens zu tun. Auf der Grundlage unseres Empfangens bauen wir die Form des Gebens auf und erreichen somit die Seele, indem wir zwischen uns die mittlere Linie erschaffen. Es gibt keine Realität außer der, die wir selbst zwischen uns aufbauen. Und dort, in dieser Realität, enthüllt sich alles.

Der Sohar bringt uns die mittlere Linie von oben. Und wir müssen beim Lesen des Sohar versuchen, uns in sie einzuordnen. Dann sind wir auf die gleiche Welle eingestellt, durch die das Licht kommt und uns zur Quelle, zum Schöpfer, zurückführt.

Aus dem Sohar-Unterricht vom 30.08.2010
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Ein Hilfeschrei

Eine Frage, die ich erhielt: Wie kommt man zum inneren Schrei? Gibt es ein Vorankommen ohne den Schrei?

Meine Antwort: Natürlich gibt es kein Vorankommen ohne den Schrei. Und zum Schrei kann man nur mit Hilfe der Umgebung gelangen. Der Mensch ist nicht in der Lage, ein solches Verlangen allein zu erreichen.

Denn der Schrei soll auf das Geben gerichtet sein, ich muss mich über meinen Egoismus erheben, und dieses Sich-Erheben ist nur möglich, wenn ich meine Freunde beneide.

Worüber soll ich mich sonst erheben? Wie und wohin soll ich aus meinem Ego herausspringen? Es ist unmöglich, sich selbst aus dem Sumpf an den Haaren herauszuziehen, oder wie die Kabbalisten sagten: „Ein Gefangener kann sich nicht selbst aus dem Gefängnis befreien“.

Nur wenn ich an der Vereinigung arbeite, führe ich meinen Punkt im Herzen aus dem Egoismus heraus, indem ich mich mit den anderen verbinden will. Ich verstärke ständig die Anstrengungen, lasse mich immer mehr von der Gruppe begeistern und bekomme durch sie das Licht, das zur Quelle zurückführt.

Das Licht dringt durch das spirituelle System von Arich Anpin (A“A) über Aba we Ima (Aw“I) und Seir Anpin (S“A) zu Malchut (M) durch. Malchut bedeutet die Shechina, die Gesamtheit aller Seelen.

Da die Seelen sich unter Parssa in einem zerbrochenen Zustand befinden, gibt es dort keine Möglichkeit, das Licht zu empfangen. Aus diesem Grund steigen wir zu Shechina auf, zur Versammlung der Seelen, die nach der Einheit und dem Geben streben, und bekommen dort die Einwirkung des höheren Lichts. Dort ist unser Treffpunkt.

Eine Frage, die ich erhielt: Ist der Schrei ebenfalls eine Gruppenhandlung?

Meine Antwort: Der Schrei ist ein Ergebnis der Ansammlung von gemeinsamen Anstrengungen der Gruppe. Der Mensch bedarf einer äußeren Einwirkung, um zum persönlichen Schrei zu kommen. Es ist eine Kombination von beidem nötig.

Dabei spürt der Mensch, dass er aus der Gemeinschaft heraus schreit. Denn er verlangt nicht nach irgendetwas, sondern nach der Vereinigung, er betet nicht um die Errettung vor dem Unglück, sondern um die Eigenschaft des Gebens.

Sein Schrei ist individuell, jedoch auf die Einheit, auf die Verbindung mit den anderen und dem Schöpfer gerichtet. So sind die Gesetze der spirituellen Welt, des Ortes der Verbindung über dem Egoismus.

Aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel vom 01.10.2010

Kabbala Akademie

Sich zu entfremden, um sich zu nähern

Eine Frage, die ich erhielt: Die Kabbalisten sprechen über die Stufen. Auf welcher Stufe werden wir zu den selbständigen Herren des eigenen Schicksals? Wann übergibt uns der Schöpfer die Zügel der Regierung?
Meine Antwort: Der Aufstieg entlang der geistigen Stufen verwirklicht sich etappenweise. Vergleichbar mit unserem Leben, wo die Kinder mit jedem Jahr immer selbständiger werden, sie lernen selbständig zu gehen, zu essen, sich zu bekleiden, einzukaufen, in die Schule zu gehen, zu arbeiten, zu heiraten, zu gebären – sie werden zum selbständigen Menschen.

Rabasch hat einmal ein solches Beispiel vorgeführt. Die Kinder spielen im Hof, und plötzlich geht ein Junge weg. „Wohin gehst du?“ – fragt man ihn. „Nach Hause, um etwas zu essen“, – sagt er.

Zu Hause öffnet er den Kühlschrank, findet das gewünschte Essen nicht und beginnt, die Mutter zu befragen: „Warum hast du nicht das gekauft, um was ich bat!?“ Er fühlt seine „Zugehörigkeit“ zu den Eltern, wodurch nicht die Selbständigkeit, sondern die Abhängigkeit geäußert wird.

Es vergehen einige Jahre, und in den Hof kommt der junge Mann. „Wie geht es dir? – fragen seine Freunde. – Wohin gehst du?“ „Wir gehen mit meiner Frau zu den Eltern, sie haben uns heute zum Abendessen eingeladen.“ Es ist schon die Selbständigkeit: der Mensch fühlt sich nicht wie der Gastgeber, aber gleichzeitig ist er unabhängig.

Somit spielen zwei Faktoren eine Rolle: die Fähigkeit zu den selbständigen Handlungen und die Absonderung. Einerseits entfremdest du dich ständig, und andererlungen, seits wirst du dem Schöpfer ähnlich, nah zu Ihm.

Aus dem Unterricht nach einem Artikel aus dem Buch „Schamati“, 01.10.2010

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Dem Kind beibringen, wie man Schwierigkeiten überwindet

Eine Frage, die ich erhielt: Wie kann ich bei der Arbeit mit Kindern überprüfen, ob die von mir gewählte Herangehensweise richtig ist?

Meine Antwort:
Vor allen muss man darauf achten, ob die Kindergruppe alle Zustände gemeinsam durchlebt.

Wenn durch die Gruppe gemeinsame Wellen rollen, von denen alle Kinder in der Klasse erfasst werden, muss man den Kindern eine Möglichkeit zum Entladen geben, sportliche Aktivitäten anbieten, d.h. ihnen helfen, die schwierigen Zustände leichter zu durchlaufen.

Selbstverständlich sind auf jeder Stufe ein Egoismussprung und Unverständnis nicht zu vermeiden, anschließend folgen Klärungen und Erlangung eines noch größeren Verständnisses als früher. Man muss den Kindern beibringen, wie man die Zustände der Unklarheit in den Gefühlen und im Verstand überwindet.

Es gibt keine solchen Zustände bei einem Menschen und bei einem Kind, das auch ein Mensch ist (die Seele altert nicht), in denen ihm kein „Seilende“ zugeworfen wird, damit er es fassen und mit dessen Hilfe aus jeder Verwirrung, jedem Abstieg, jeder Kraftlosigkeit und jeder Verschwommenheit einen Ausweg finden kann.

Neben scheinbaren „objektiven Gründen“ für einen schlechten Zustand haben wir immer eine Möglichkeit, uns aus diesem Zustand zu erheben. Und den Kindern muss diese Technik beigebracht werden – damit geben wir ihnen Instrumente in die Hand, die ihnen helfen, das Leben zu meistern.

Aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Liebe zum Schöpfer und die Liebe zu den Geschöpfen“ vom 04.10.2010

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