Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Wie wird man zur Schöpfung

Eine Frage, die ich erhielt: Wenn ich meinem Sohn etwas gebe, empfindet er keine Scham, weil ich ihn liebe. Warum müssen wir dann Scham vor dem Schöpfer empfinden, wenn Er uns etwas gibt?

Meine Antwort: Der Sohn empfindet keine Scham, wenn er vom Vater etwas bekommt, weil er zu ihm gehört und er sich als ein Teil von ihm empfindet.

Er bekommt alles von seinem Vater als sein Sohn, und alles, was er bekommt, gehört nicht ihm, sondern dem Vater. Doch auf diese Art entwickelt sich der Sohn nicht selbständig.

Diese Form der Entwicklung nennt sich „Entstehen“ und „Säugen“. Weil der Sohn klein ist, bekommt er alles von dem Vater, von dem Erwachsenen. Doch dann werden die Kinder erwachsen und beginnen, sich von den Eltern zu lösen, sie wollen selbständig sein, nichts mehr von den Eltern bekommen, weil sie sonst verpflichtet wären, sich weiterhin ihnen unterzuordnen.

Und der Vater spürt, dass es an der Zeit ist, sich von seinem Sohn zu distanzieren, damit die Kinder unabhängig und erwachsen werden und Eltern für ihre eigenen Kinder sein können.

Aus diesem Grund lösen sich die Kinder in dem Maße ihrer Unabhängigkeit von dem Vater und bekommen nichts mehr von ihm, sondern verdienen ihren Lebensunterhalt selbst.

Der Schöpfer wünscht, dass wir unabhängig und Ihm ähnlich werden. Zu diesem Zweck macht Er eine Einschränkung, verhüllt Sich selbst und gibt uns so die Möglichkeit, durch unsere eigene Kraft genauso wie Er zu werden, selbständig diese Vollkommenheit, Größe und Erfüllung zu verdienen.

Sonst werden wir klein bleiben und alles von Ihm empfangen, und unsere gesamte Arbeit wird nur darin bestehen, uns vor Ihm zu annullieren, um klein zu sein und immer nur zu bitten. Doch der Schöpfer will nicht, dass wir in einem solchen Zustand verbleiben. Deshalb erlangen wir, nachdem wir wie kleine Kinder von dem Schöpfer gelernt haben genauso wie Er zu sein, die Unabhängigkeit. In der spirituellen Entwicklung handeln wir selbst während des „Entstehens“ und des „Säugens“ gegen unsere Natur, deshalb sind diese Stufen bereits Stufen unserer Unabhängigkeit. Das ganze Problem besteht darin, die Schöpfung zu erschaffen, d.h., ihr die Unabhängigkeit zu verleihen, damit sie sich von dem Schöpfer löst. Denn ohne die Trennung von dem Schöpfer gibt es keine Schöpfung. Die Trennung ist notwendig und zwingend. Darin besteht unser ganzes Wesen, sonst werden wir uns nicht als existierend empfinden.

Doch noch können wir uns selbst noch nicht einmal als einen Samentropfen im Schöpfer vorstellen…

Aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash vom 29.06.2010.

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Und die Erde wird sich mit dem Himmel vereinen…

Sohar, Abschnitt „Wajetze“, P.60: …In der Tat ist es so in Merkawa – Abraham und Isaak sind die Rechte und Linke, und Jakob ist in der Mitte. Es steht geschrieben, „Das Land,“ Nukwa, „Auf dem du liegst.“ Daher sind sie alle zusammen eine heilige Merkawa, die drei Linien mit Nukwa.
Und hier sah Jakob, dass er der Ranghöchste/Älteste unter den Patriarchen sein würde.

Im Sohar wird viel über Linien erzählt, insbesondere über die von Abraham und Isaak, die sich in einem Gegensatz zu einander befinden. Denn wir fühlen noch nicht, wie schwer es für einen Menschen ist, mit Absichten, die gegensätzlich sind, zu arbeiten. In unserer Welt arbeitet alles in eine Richtung. Wenn ich jemandem etwas mit einer Absicht gebe, dass es mir gut tut, bedeutet das eigentlich nicht, dass ich gebe oder dass ich in zwei Richtungen arbeite. Das ist eine Handlung, die nur in eine Richtung ausgerichtet ist: Für mich selbst. Wenn wir beginnen, außerhalb des Verlangens zu empfangen zu arbeiten, schließt sich jedes Element in zwei gegenteilige Aspekte ein, in die Absicht oder in die Handlung.

Deshalb gibt es hier immer solche Berechnungen, auf die der Sohar nicht umsonst die ganze Zeit hinweist, als ob er immer wieder sagen müsste, wo Abraham, Isaak oder Jakob sind, wo sich die rechte Linie oder die linke Linie befinden. Denn auf jeder Stufe ist die Arbeit in den drei Linien sehr schwierig. Das ist das Vereinen des Verlangens zu genießen, das keinen Bezug zum Spirituellen hat, mit der Absicht des Gebens, und das Verlangen, dass dieser Wunsch zu einer aktiven, grundlegenden spirituellen Handlung wird.

Aus einem Soharunterricht , 14.06.2010

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Die Muse eines Kabbalisten ist das Licht

Wir müssen an den Artikeln von Rabash arbeiten, indem wir sie unterteilen und erforschen. Jeder Artikel folgt einem bestimmten Aufbau, wie ein Film oder ein Roman: es gibt die  Exposition (die Aufgabe wird gestellt), steigende Handlung, Höhepunkt und schließlich die Lösung.

Unterwegs treffen wir für gewöhnlich auf einige Hindernisse, die uns helfen, die ursprüngliche Frage besser zu klären und zum Ergebnis zu kommen. Der gesamte Strom des Artikels entspricht dem inneren psychologischen und spirituellen Aufbau des Menschen, damit er ihn besser verstehen und verinnerlichen kann.

Jeden Tag sollte ein Artikel studiert werden (oder auch zwei, wenn sie kurz sind), morgens und abends. Es ist unwichtig, wenn ihr verwirrt seid. Wichtig ist nur, dass ihr euch ständig in diesem Material befindet.

Die Anstrengung selbst wird das korrigierende, zur Quelle zurückführende Licht anziehen. Das gleiche Licht wird alle Fragen klären: Die richtige Reihenfolge und das richtige System, die notwendigen Schritte. All das wird verständlich sein, und sollte es unverständlich bleiben, dann wird es klar, warum es unverständlich ist. Aber alles, was wir zu klären wünschen, muss mit Hilfe des Lichts geklärt werden.

Ich führe keine theoretischen Untersuchungen durch – ich warte auf das Licht, das mir leuchtet, sobald ich mich über den Text mit dem Artikelverfasser verbinde. Was will er an dieser Stelle sagen, was ist seine Absicht? Ein einziger Gedanke! Woran hat Rabash in diesem Moment gedacht? Der gesamte Artikel ist ein einziger Gedanke, ihn will ich verstehen. Und das ist nur durch die Hilfe von Oben möglich, wenn ich von der „Muse“ geküsst werde.

Für Kabbalisten bedeutet die Muse „Licht“.

Aus einem Gespräch, „Wie man mit Artikel von Rabash arbeiten soll“ , 15.06.2010

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Sich aus der Macht der Täuschung befreien


Eine Frage, die ich erhielt: Was für ein Spiel ist das, die Freunde als  herausragende Persönlichkeiten zu spüren?

Meine Antwort: Das ist kein Spiel, sondern eine Überwältigung der Verhüllung. Mein Egoismus versteckt vor mir die anderen, und mich vor den anderen, und lässt mich die Welt der Unendlichkeit nicht sehen.
Ich befinde mich auch jetzt in der Unendlichkeit, aber ich sehe vor mir  ein relativ freudloses Bild…

So malt mir mein Egoismus die andere Menschen: einer ist hässlich, der andere dumm, der dritte faul, der vierte ein Lügner. Aber in der Tat ist alles anders. Das hier ist das Bild in mir, in meinem Egoismus.

Wenn vor mir meine Kinder, die ich liebe, wären, wie würde ich sie sehen? Sie würden mir als vollkommen erscheinen, denn „Liebe deckt alles andere zu“ (Sprüche 10:12). Ich würde sie mit allen ihren Mängeln lieben.

Deshalb ist mein Ego an allem schuld, ich sehe nichts außer ihm! In dem hinteren Bereich des Gehirnes habe ich einen Schirm.

Es ist, als würde ich die Welt mit meinen Augen sehen, aber sie kommt durch die Prismen meines Egoismus hindurch und wird auf diesen Schirm im Gehirn projiziert.

Alles hängt nur von meiner Einstellung ab, von dem, wie ich mich einstelle, um die Welt zu sehen.

Also ich muss mich auf die Gruppe so ausrichten, dass ich alle Freunde wie große, herausragende Persönlichkeiten unserer Generation sehe, die vollkommen korrigiert sind.

Ist das ein Spiel? Das ist einfach eine Abschaffung der egoistischen Täuschung! Das ist eine rationale Handlung. Außerhalb von mir befindet sich die Welt der Unendlichkeit, und ich befinde mich schon jetzt in ihr.

Ziehe die ganze Schale (Klipa), die dir die Welt der Unendlichkeit in so einem ärmlichen, entgegengesetzten Zustand verzerrt zeigt ab, und du wirst die Unendlichkeit spüren!

Versuche erst einmal zu spielen, gib dir Mühe. Versuche zu sehen, als ob wir schon korrigiert, groß und miteinander verbunden  wären.

So können wir ein sehr starkes umgebendes Licht anziehen, und es korrigiert unsere Natur. Anstelle des Egoismus kommen wir zum Geben.

Das ist ein sehr einfaches Prinzip, es ist ganz reell, verwirklichbar, umsetzbar, ganz ohne Mystik.

Wir versuchen mit allen unseren Kräften, uns in einem korrigierten Zustand zu sehen und dementsprechend bekommen wir die innere Kraft, die in diesem korrigiertem Zustand enthalten ist.

Wir regen das System durch unser Verlangen zum Handeln an. Das sind die praktischen Maßnahmen der Korrektur.

Aus einem Unterricht über Artikel von Rabash, „Wichtigkeit der Freunde I“, 10.06.2010

Kabbala Akademie

Alles beginnt mit einem Geheimnis


Es steht geschrieben: „Die ganze Tora beginnt beim Geheimnis (Sod)“. PaRDeS (schrittweise Erkenntnis der spirituellen Wirklichkeit) beginnt mit Sod (Geheimnis) und endet mit Pshat (Wissen, einfache Deutung).

Im Moment spüren wir nicht, dass wir vor einem Geheimnis stehen, dass alles dicht verschlossen ist. Pshat bedeutet, dass alles einfach, verständlich und enthüllt ist – das ist die letzte Stufe der Erkenntnis.

Wenn wir mit der Erkenntnis der Spiritualität beginnen, steigen wir von unserer Welt in die Welt Assija auf, wo wir Sod (das Geheimnis) enthüllen, dass alles für uns ein Geheimnis, alles vor uns verborgen ist. Auf diese Weise enthüllen wir in der Welt Assija.

Wenn wir in die Welt Yezira aufsteigen, enthüllen wir Drush (Klärung), und wenn wir die Welt Brija erreichen, enthüllen wir dort Remes (Andeutung).

Wenn wir aber die Welt Azilut erreichen, wird sich uns Pshat (das Wissen) enthüllen, und alles wird vor uns offen sein – das einfache höhere Licht, das die gesamte Realität füllt.

Aus einem Soharunterricht, 25.06.2010

Alles wird vom höheren Licht korrigiert


Wir dürfen nicht vergessen, dass das Wichtigste die Einwirkung des höheren Lichtes auf uns ist! Das ist die Hauptkomponente, die wir immer wieder vergessen. Wenn das Licht auf uns einwirkt, lässt es uns ein wenig die andere Seite, die Natur des Gebens, spüren. Und jener kleine Funke von ihr, der in uns existiert, beginnt zu wachsen.Ich befinde mich ganz und gar innerhalb meines großen Egoismus, und mir ist lediglich dieser eine Funke des Gebens, der Punkt im Herzen, gegeben. Und wenn ich die kabbalistischen Bücher studiere und mit Freunden arbeite und mich mit ihnen verbinden will, ziehe ich damit das umgebende Licht an, das mich zur Quelle zurückführt.

Mein Punkt im Herzen weitet sich aus und wird größer, und in diesem zusätzlichen Umfang beginne ich wahrzunehmen, was das Geben im Gegensatz zum Empfangen, zu egoistischen Eigenschaften, bedeutet. Auf diese Weise lerne ich das eine im Kontrast zum anderen kennen und kann diese Eigenschaften – plus gegen minus – überprüfen.

Wie in der Physik oder Chemie brauche ich für eine Einschätzung immer einen Vergleich zweier Gegensätze, sonst kann ich nichts erkennen. Das Licht muss in einem Gegensatz zu der Finsternis stehen, erst dann beginne ich etwas zu verstehen.

Aus diesem Grund studiere ich geduldig, und selbst wenn ich nichts verstehe, ziehe ich nach und nach das umgebende Licht an, und zwar dadurch, dass ich mich in der Gruppe und in der Nähe von den authentischen Quellen befinde.

Aus dem Unterricht über einem Shamati-Artikel vom 25.06.2010

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