Eine Frage, die ich erhielt: Gerade ist der internationale Kongress in New York (Sohar, Mai 2010) zu Ende gegangen, wo viele Völker und Nationalitäten, etwa tausend Menschen, Repräsentanten von vielschichtigen kulturellen Hintergruenden, vertreten waren. Nach nur 20 oder 30 Stunden verschwanden alle diese Unterschiede, es herrschten Vereinigung und Liebe.
Was fehlt uns, um diesen Zustand ständig zu erleben?
Meine Antwort: Auf dem Kongress haben die Menschen Einheit, Begeisterung und Wichtigkeit des Ziels gespürt. Und 20 Stunden nach dem Treffen können wir uns nur mühsam daran erinnern, wie es war.
Alles entzieht sich unseren Empfindungen und unserem Gedächtnis. Warum können wir bloß nicht so weitermachen und uns ständig darin befinden?
Dieser Zustand kann nicht lange anhalten, wie auch alles in unserem Leben: Der Mensch erreicht die Höhe der Begeisterung und kommt zur Ruhe. Es ist unmöglich, ständig unter einem solchen Eindruck zu stehen.
Das geht aus dem Gesetz der umgekehrten Übereinstimmung zwischen Licht und Verlangen hervor: Mal soll das Licht anwachsen, mal das Verlangen.
So wachsen sie abwechselnd und wir schreiten vorwärts, wie auf zwei Beinen, und gehen auf der mittleren Linie, die die rechte und die linke vereint.
Doch ihre Vereinigung geschieht nur , um vorwärtszukommen und dann wieder nach rechts zu rücken, wo wir die Wichtigkeit des Ziels, die Verbindung und das Verlangen, weiterzugehen, bekommen, dann wieder nach links, wo unser Herz belastet wird, damit wir etwas haben, woran wir arbeiten können, und zur mittleren Linie zurückkehren. So bewegen wir uns vorwärts.
Darum kann ein solcher Zustand nicht lange anhalten, das wäre gegen die Natur. Und ich würde sogar sagen, dass es keinen unliebsameren Zustand geben kann, als sich ständig in dem Zustand einer solchen Euphorie zu befinden.
Der Mensch muss fühlen, dass er sich vorwärtsbewegt, dass er arbeitet, einen gewissen inneren Widerstand überwindet und nicht ständig in den Wolken schwebt.
Unsere Arbeit besteht darin, zu spüren, dass wir etwas geben und empfangen, und dann wieder geben und wieder empfangen. Wir müssen den Widerstand, die Handlungen und die Errungenschaften fühlen.
Deshalb gibt es viel mehr Genuss nach einer harten Arbeit und nach schweren Vorbereitungen, die dann in einem so großen Kongress ihren Hoehepunkt und Ausklang finden, wo wir zwei, drei Tage das Erreichte genießen, indem wir Resultate und Früchte unserer Arbeit betrachten.
Doch danach müssen wir zum Zustand der Schwere, des Widerstandes, der Suche, der Klärungen und Korrekturen zurückkehren, um letztendlich wieder zu einem schönen Ergebnis zu kommen.
Das ergibt sich daraus, dass der Schöpfer und die Schöpfung sich gegenüber stehen, wie zwei entgegengesetzte Eigenschaften – das Verlangen zu empfangen und das Verlangen zu geben, und es ist nur durch solche gemeinsamen Aktionen möglich, das Gleichgewicht zwischen ihnen zu erreichen.
Sonst gibt es keine Weiterentwicklung. Es ist unmöglich, im Zustand des Kleinseins (Katnut), in Chafez Chessed zu bleiben – es muss weitergehen!
Aus dem Unterricht in der Gruppe Toronto, nach dem Kongress „Sohar – 2010“
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