Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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So etwas wie zu viel Gefühl gibt es nicht

Eine Frage, die ich erhielt: Wie vereinigen wir Intellekt und Gefühle?

Meine Antwort: Es gibt einen akademischen Ansatz, der weitgehend an Schulen und Universitäten verwendet wird, um Wissen zu vermitteln. Allerdings sind wir oft, wenn wir unsere Gefühle nicht mit einbeziehen, nicht in der Lage, unsere Lehrer zu verstehen. Beispielsweise muss beim Studium der Musik eine Person diese in sich selbst hören. Sie muss zwischen ihren feinsten Schattierungen und Nuancen unterscheiden können. Mit anderen Worten, ihre Gefühle müssen mit ihrem Intellekt zusammenkommen, was im Gegenzug ihre Gefühle aktivieren wird.

Der Baustoff der Weisheit der Kabbala sind Gefühle und nicht der Intellekt, weil der Stoff der Schöpfung das Verlangen ist. Demzufolge müssen wir unser Verlangen entwickeln, es empfindsamer und komplexer machen. Wir müssen es mit Eindrücken, Klüften und „Zellen“ der feinsten, zartesten Gefühle füllen. In gleicher Weise, wenn eine Person, die kein Weinexperte ist, einen 200-jährigen Wein gustiert, wird sie nicht in der Lage sein, die gleichen Nuancen wie der Experte zu entdecken, der eine ganze Reihe von einzigartigen Empfindungen wahrnimmt. Dennoch wurde der Wein-Experte nicht so geboren, er entwickelte diese reiche Weingeschmacks-Palette. Wir müssen genau das Gleiche tun. Wir haben einen Punkt im Herzen, welcher den Anfangsimpuls in Richtung von etwas bildet. Jedoch in Richtung von was? Das ist etwas, was wir noch nicht wissen, weil wir die Einzelheiten unserer Sehnsüchte noch nicht unterscheiden können.

Folglich ist es für eine Person unerlässlich, ihren Punkt im Herzen zu entwickeln. Sie muss ihn vergrößern, damit er genügend Raum besitzt, um die vielen Details seiner spirituellen Wahrnehmung unterzubringen. Er muss für alle inneren Reaktionen, Tiefe, Höhe, Farben und Geschmäcker der spirituellen Empfindungen tauglich werden. Diese Entwicklung findet durch das Streben nach dem spirituellen Ziel statt. Tausende von Gefühlen werden auftauchen, sobald wir sie verspüren können; alles ist bereits in der spirituellen Welt vorhanden. Unsere Aufgabe ist es, die Fähigkeit zu entwickeln, diese zu empfinden. Um dies zu erreichen, müssen wir nach dem Licht streben und uns nach dem Licht sehnen, um über uns aufzusteigen, uns zu korrigieren und uns ihm anzugleichen.

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Wie man lernt, Vollkommenheit zu bilden

Nur indem wir korrigieren, was noch nicht korrigiert ist, lernen wir den Schöpfer zu verstehen und werden Ihm gleich. In unserer Welt lernt ein Kind, indem es mit Klötzen Häuser baut oder ein Puzzle zusammenstellt. Alles wird aus zerbrochenen Einzelteilen zu einem Ganzen zusammengebaut. Am Anfang muss ein Kind ein Spielzeug auseinander nehmen und sehen, was darin ist, dann baut es die Teile zusammen, um seine perfekte Form wieder herzustellen; so entwickelt es sich.

In der Spiritualität kommen wir auf dieselbe Weise voran. Wir müssen wissen, was unsere Mängel und Missetaten sind, wo das Zerbrechen stattfand und wie wir es in Ordnung bringen – indem wir die nicht verbundenen Teile jedes Mal mehr und mehr verbinden und die zerbrochenen Teile wieder zusammen bringen. Wahrnehmung und Kenntnisse kommen vom Schöpfer zur Schöpfung, vom Ganzen und Vollkommenen zum Unvollkommenen. Je größer die Distanz zwischen Vollkommenheit und Unvollkommenheit, desto mehr Verbindungen untereinander wird es geben und desto wichtiger wird die resultierende Weisheit sein. Weisheit entsteht aus deren Verbindung unter der Bedingung, dass es zwischen ihnen Ungleichheit der Form und Trennung gibt. Je zerbrochener, abgetrennter, verwirrter, getäuschter und entgegengesetzter ich daher gegenüber der Vollkommenheit bin, desto besser.

Wenn ich fähig bin, alle möglichen Versuche zu unternehmen, um sämtliche Ressourcen, die mir zur Verfügung stehen, zu gebrauchen, dann sollte ich damit beginnen, Vollkommenheit aus Unvollkommenheit zu bilden, um „Dunkelheit wie Licht scheinen zu lassen“, und alle Teile in Harmonie und Balance innerhalb einer einzigen Quelle zu bringen. Das heißt, dass ich verstehen werde, wer der Schöpfer ist – der Eine, der diese zerbrochene Schöpfung erschuf. Das Wort „Schöpfung“ (Beria) bedeutet „jenseits Seiner Grenzen“. Am Anfang machte der Schöpfer das Böse, eine Eigenschaft, die das Gegenteil von Ihm ist, und gab uns die Möglichkeit, Ihn nur durch den Aufbau der richtigen Verbindungen und den Prozess der Korrektur kennen zu lernen. Deshalb sollten wir uns nicht über unsere Nöte beschweren; sie kommen zu uns, damit wir sie korrigieren und dadurch Vollkommenheit aufbauen.

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Den Sohar verstehen

Der Sohar berichtet uns, was in der spirituellen Welt geschieht. Er beschreibt die Handlungen des Gebens durch das Geschöpf. Weil wir zu solchen Handlungen jedoch noch unfähig sind, sind wir nicht in der Lage, sie zu verstehen. Wir existieren in unserem egoistischen Verlangen. Wir kennen nur das Empfangen von Vergnügen und Befriedigung sowie die Handlungen, die uns dahin führen.

Demzufolge erscheinen uns die Handlungen, die im Sohar beschrieben werden, wie in einer fremden Sprache geschrieben, wie ein geheimer Code. Er scheint über etwas völlig Irreales zu sprechen. Es spielt keine Rolle, ob in der Sprache der Kabbala über Sefirot, Parzufim und Welten geschrieben wird oder in märchenähnlichen Allegorien über die Sonne, den Mond, Berge, Menschen, Tiere und so weiter. Wir verstehen oder fühlen nichts von dem, weil wir nicht in der Eigenschaft (Bedeutung, Natur) des Gebens existieren, sondern in der Eigenschaft des Empfangens.

Wenn unsere körperlichen egoistischen Eigenschaften von Oben durch Eigenschaften der Liebe und des Gebens ersetzt würden, könnten wir unmittelbar verstehen, was der Sohar uns berichtet. Wenn wir ihn lesen, würden wir die Höhere Welt enthüllen. Sie würde nicht nur in unserer Vorstellung enthüllt werden, etwa so als würden wir ein Abenteuerbuch lesen, sondern in der Wirklichkeit.

Obwohl wir diese spirituellen Eigenschaften noch nicht besitzen und der Text unwirklich für uns bleibt, wird das Lesen des Buches Sohar als Segula bezeichnet, als ein besonderes Heilmittel. Selbst wenn wir ihn nicht verstehen, lesen wir ihn und versuchen, die Kräfte von dieser anderen Welt auf uns herab zu ziehen, die in diesem Buch beschrieben sind. Indem wir uns Veränderung und das Empfinden des Textes wünschen, „scheint“ es auf uns mit dem „Licht, das erneuert“, (Or Makif – das Umgebende Licht).

Diese Kraft beeinflusst uns und enthüllt neue Eigenschaften des Gebens in unserem Innern, welche im Sohar beschrieben werden. Er wurde aus der Natur des Gebens heraus geschrieben, nicht des Empfangens, und daher kann er nur verstanden werden, wenn wir uns an die Natur des Gebens halten.

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Das einzige Versprechen, das wahr wird

Eine Frage, die ich erhielt: In unserem materiellen Leben sind wir in einer Sackgasse angelangt, in der es unmöglich ist, Genuss zu erhalten. Doch was verspricht die Wissenschaft der Kabbala uns?

Meine Antwort: Wen ich da sitze und das Buch Sohar studiere, wird das Lo Lishma genannt – eine egoistische Handlung. Ich betrüge mich selbst, denn ich habe vor, meinen Egoismus durch diese Handlung zu befriedigen, doch im Gegenzug erhalte ich dafür die Eigenschaft des Gebens.

Warum haben wir durch diese Handlung, anders als durch irgendeine andere, Erfolg? Weil ich durch diese Handlungen alles tun möchte, was möglich ist, um zum Geben zu gelangen. Ich halte auf dem Weg nach Zeichen des Gebens Ausschau, belüge mich selbst ganz bewusst und ich nutze das Licht, das mir die Korrektur bringt und mich näher an sich heranzieht.

Wie der Sulam Kommentar mit dem Sohar arbeitet

Der Sulam Kommentar ist nicht einfach eine Ergänzung zum Sohar. Baal HaSulam hat ihn in einer besonderen Weise geschrieben, so dass er sich wie ein Lehrer verhält, der das Material nimmt und es in Bezug zu uns in verschiedene Formen bringt, wenn wir diesen Kommentar zusammen mit dem Sohar lesen. Anders ausgedrückt ist der Sohar nicht nur eine formale Erklärung, die kabbalistische Begriffe verwendet, die den Mechanismus der Beziehungen zwischen den spirituellen Welten, den Parzufim und Sefirot erklärt. Der Kommentar hilft dem Sohar, sich selbst zu erklären, wie ein Lehrer, der das Studienmaterial den Studenten in einer klareren und passenderen Weise darstellt.

Wenn wir dem Sohar mit dem Sulam Kommentar zuhören, ist es wie eine Übersetzung mit zusätzlichen Informationen, die der Übersetzer hinzugefügt hat, damit wir das Original besser fühlen können. Es ist, als ob es für uns aus dem Chinesischen übersetzt wurde und Erklärungen zum Text über die Natur des Landes hinzugefügt wurden. Er gibt uns Information über bestimmte Situationen (ähnlich einer Liste von Darstellungen, die einem Dokument hinzugefügt wurden), um uns zu helfen, das Material klarer und näher am Text wahrzunehmen. Diese Erklärung ist wie eine Leiter (Sulam) aufgebaut.

Schließlich ist der Sohar diese großartige Struktur, welche die gesamte Schöpfung beinhaltet, die von uns bis genau in die Welt der Unendlichkeit reicht. Außerdem haben wir nicht den gesamten Sohar erhalten, wir haben nur einen kleinen Teil davon. Mit seinem Kommentar ergänzt Baal HaSulam das, was uns vom Sohar fehlt und gestaltet ihn wie eine Leiter. Unabhängig von der Reihenfolge, in der wir ihn lesen, geht der Kommentar durch eine bestimmte Matrix und arbeitet, indem er in uns die Stufen (Stufen der Leiter)aufbaut, die wir nutzen können, um nach Oben aufzusteigen – Schritt für Schritt.

Kabbala Trailer: Der spirituelle Treibstoff

Die Bedeutung des „Zusammenseins“

Eine Frage, die ich erhielt: Wie sollen wir uns täglich auf das Lesen des Sohar vorbereiten?

Meine Antwort: Wir sollten gemeinsam nach dem Licht, das uns erneuert, streben. Dies ist ein sehr einfaches Motto, bei dem „zusammen sein“ die Bedeutung von „sich verbinden“ hat. Aber wofür verbinden wir uns? Es geschieht, damit jeder von uns durch das Licht, das erneuert, beeinflusst wird, welches unsere böse Natur korrigiert, nämlich den Mangel an Verlangen, sich zu verbinden.

Alles kann innerhalb einer Absicht gefunden werden. Da ist Malchut, die Versammlung der Seelen, und wir müssen uns darin durch eine gemeinsame Bitte an Yesod verbinden, damit es uns das Licht der Korrektur und das Licht der Fülle gibt. Das ist alles. Das sollte die Absicht für den kommenden Kongress sein.

Wenn wir darüber nachdenken und verstehen, dass unsere gesamte Zukunft von dieser Verbindung abhängt, da sie uns an die Kraft des Gebens angleicht, dann brauchen wir nichts anderes. Wir sollten die Geschichte über den Empfang der Tora am Fuße des Berges Sinai erneut lesen, da wir genau in derselben Situation sind. Es steht geschrieben, dass sich jeder Mensch beim Berg Sinai stehend sehen soll, um die Tora zu empfangen.

Die Tora wird uns jeden Tag gegeben. Aber wir werden erst dann imstande sein, sie entgegen zu nehmen, wenn wir uns alle als ein Mensch mit einem Herzen verbinden und gegenüber dem Schöpfer stehen, der ebenso Einer ist. Dann werden wir den Kontakt mit Ihm aufbauen und das Umgebende Licht empfangen.

Wir müssen uns für diesen Zustand vorbereiten, wo unsere Seelen ihr individuelles Ego abstreifen und sich verbinden, um das Licht der Korrektur anzuziehen. Das Licht ermöglicht uns unsere Verbindung und in ihr werden wir den Schöpfer enthüllen.

Ein einheitliches Gefäß für das Licht erschaffen

Eine Frage, die ich erhielt: Sie sagten, dass man den Sohar nur dann studieren kann, wenn man ein Teil des Gefäßes der gemeinsamen Seele wird. Wie kann ich ein Teil davon werden?

Meine Antwort: Ein Mensch kann nichts aus sich heraus tun, es ist das Werk des Schöpfers. Sie müssen lediglich von Ihm erwarten, dass Er dies tut, und das bedeutet, zu verlangen, zu hoffen und so viel man kann, Dinge auf solche Weise zu beeinflussen, damit dies geschieht. Sie müssen all Ihre Energie dort hineinstecken und hoffen, dass die Erlösung des Schöpfers kommen wird. Das ist alles, was wir tun können.

Wir stehen um den Berg Sinai und schreien, so wie geschrieben steht, „Die Söhne Israels schrien von der Arbeit auf.“ Die Einigkeit des gemeinsamen Verlangens zieht das Umgebende Licht an, gemäß dem Prinzip der Gleichheit der Form, denn das Umgebende Licht kommt aus einer Quelle. Wenn wir verlangen, zu einem Menschen zu werden, um das gemeinsame Gefäß der Seele (das Kli) zu offenbaren, dann wird es sich enthüllen.

Es kann nur gemeinsam innerhalb aller enthüllt werden, im Inneren der gesamten Nation, welche Männer und Frauen umfasst. Das ist, was wir in der Geschichte über den Empfang der Tora am Fuße des Berges Sinai lesen, ebenso wie über den Auszug aus Ägypten. Es steht geschrieben, dass dies durch die gerechten Frauen möglich wurde.

Alle unsere Verlangen müssen sich verbinden, gleich ob sie von links oder von rechts kommen, ob sie groß oder klein sind – sie müssen eins werden. Wir hoffen, dass, wenn wir diese gemeinsame Handlung unternehmen, wir ein ausreichendes Verlangen offenbaren werden, um von dem Umgebenden Licht beeinflusst zu werden.

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Eine Chance, das Licht in die Welt zu bringen

Wenn wir den Sohar studieren, sollten wir uns fühlen, als würden wir am Fuße des Berges Sinai stehen, gegenüber unserem egoistischen Verlangen, welches unsere Natur ist. Wir haben bereits geprüft und sind davon überzeugt, dass wir unfähig sind, unsere Natur zu kontrollieren; wir können damit nicht einmal in unserem materiellen Leben erfolgreich sein.

Entsprechend des Höheren Plans wird unsere Natur uns absichtlich zu größeren Störungen führen. Aus diesem Grund müssen wir das Licht, welches erneuert, erbitten, welches als die Tora bezeichnet wird. Es steht geschrieben, „Ich erschuf die böse Neigung und gab die Tora für dessen Korektur,“ da uns das Licht der Tora erneuert.

Dies ist der Zustand, wo wir am Fuße des Berges Sinai stehen und Hass zwischen allen spüren. Aber wir hassen diesen gegenseitigen Hass zwischen uns, und dies führt uns zu einer gewaltigen Forderung, denn nur die Kraft der Tora – das Buch Sohar, welches uns mit dem Licht, das erneuert, erleuchtet, ist imstande, unsere Natur zu verändern. Dieses Buch wird uns helfen, unsere Augen und unser Herz zu öffnen und die spirituelle Dimension zu erreichen.

Wenn wir das Buch Sohar jeden Tag mit dieser Absicht studieren, dann werden wir am Fuß des Berges Sinai sein. Wenn wir alle unsere Bemühungen verbinden und unsere gesamten Kräfte auf diese gemeinsame Forderung ausrichten, dann gibt es für uns eine große Chance, Licht in die Welt zu bringen.

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