Der Sohar, Abschnitt „Tazria (Wenn eine Frau gebiert)“, Punkt 70: „…die Schmerzen der Liebe sind vor den Menschen verborgen.“ Schmerzen der Liebe ist jener Zustand, der uns auch als „Ich bin krank vor Liebe“ bekannt ist. Das bedeutet, dass ich nichts mehr brauche, ich will nur noch geben, beschenken. Mein einziger Wunsch ist es, dein Verlangen zu erfüllen.
Das ist ein Zwischenzustand, in welchem ich sehr gern geben möchte, aber nicht dazu in der Lage bin. Da ich noch keinen Schirm erworben habe, bin ich unfähig, das Licht zu empfangen, um damit dein Verlangen zu erfüllen. Liebe ist jener Zustand, in welchem ich das Verlangen der anderen mehr als mein eigenes verspüre.
Der Sohar, Abschnitt „Tazria (Wenn eine Frau gebiert)“, Punkt 72: Es steht geschrieben, „Offener Tadel ist besser als Liebe, die verborgen ist,“ was bedeutet, dass offener Tadel besser ist. Und wenn der Tadel aus Liebe ist, ist er vor den Menschen verborgen. Gleichermaßen muss jemand, der seinen Freund mit Liebe tadelt, seine Worte vor den Menschen verbergen, so dass sein Freund sich nicht vor ihnen schämen wird. Und wenn seine Worte offen vor den Leuten sind, sind sie nicht mit Liebe.
In unserer Welt streben wir naturgemäß danach, unsere Beziehungen und die Liebe zwischen uns zu verbergen, da Liebe Diskretion erfordert. Wir wollen sie vor allem schützen, was sie potentiell verletzten könnte. Aber was bedeutet es, „sich zu schämen“ oder „gegenüber anderen seine Liebe zu offenbaren“ in der Spiritualität? Wer sind diese anderen? Es sind meine Verlangen.
Wenn ich Verbindung mit dem Schöpfer in einem einzigen Verlangen erreiche, so werden all die anderen Verlangen, in welchen ich mich nicht mit Ihm verbinden kann, als „die Anderen“ bezeichnet. Deshalb muss ich sehr aufmerksam darauf achten, dass sie meine Liebe nicht verletzen, und auch im Auge behalten, dass alles in mir geschieht.
Der Sohar, Abschnitt „Tazria (Wenn eine Frau gebiert)“, Punkt 20:
Wenn die Seele zum Eingang in diese Welt absteigt, steigt sie zuerst zum Garten Eden der Erde ab und sieht die Pracht der Geister der Gerechten, die Reihe für Reihe stehen. Anschließend geht sie zur Hölle und sieht die Niederträchtigen schreien „Ach! Ach!“ und niemand bemitleidet sie. Ihr wird Zeugnis von allem gegeben: die Niederträchtigen bezeugen, wie sie für jede Sünde bestraft werden, und die Gerechten bezeugen die gute Belohnung, die sie für jede Mizwa [gute Tat, Gebot] erhalten. Und das heilige Bildnis steht über ihr, bis sie zu dieser Welt aufbricht.
Der Sohar spricht immer über eine Seele, einen Menschen. Egal ob über den Garten Eden und die Hölle, oder die Gerechten und die Gottlosen gesprochen wird – alle diese sind in einem Menschen beinhaltet.
Wenn wir das System unserer Seele betreten, werden wir in unsere innere Wirklichkeit versinken und alle dortigen Möglichkeiten überprüfen. Dies ist es, was gemeint ist, wenn von der Reise zwischen dem Garten Eden und der Hölle die Rede ist, um zu untersuchen, was dort geschieht. In anderen Worten erschaffen wir so eine Landkarte unseres spirituellen Fortschritts.