Je mehr ich dazu gelange, die Teile der zerbrochenen gemeinsamen Seele wieder zu einem Ganzen zusammen zu fügen, desto größer ist die Kraft, die ich erwerbe und die mich dem System annähert, welches der Sohar beschreibt. Er erklärt uns, wie wir diese Einheit erreichen und unseren gemeinsamen spirituellen Körper aus allen Seelen und Verlangen aufbauen können. Wenn all diese selbstständigen und widersprüchlichen Verlangen sich vereinigen, formen sie ein neues, lebendiges System des Lebens, da sie trotz ihrer Unterschiede beginnen, in Harmonie auf das Ziel ausgerichtet zusammen zu arbeiten. Dann erlangen sie spirituelles Leben.
Jeder einzelne arbeitet im Gegensatz zu den anderen – einer geht diesen Weg, der andere nimmt den anderen Weg. Dies ist mit einem Orchester vergleichbar, in welchem jeder Violinspieler seinen Bogen in eine andere Richtung streicht und jeder Schlagzeuger auf die Trommeln zu unterschiedlichen Zeiten auf und ab schlägt, aber dennoch das ganze Orchester harmonisch spielt.
Wir müssen verstehen, dass wir Spiritualität nur durch die Verbindung unterschiedlicher, gegensätzlicher Teile in Ausrichtung auf das endgültige Ziel, den Schöpfer, erreichen. Wenn man sich aus diesem Grund verbindet, erreicht man spirituelles Leben.
Es stellt sich heraus, dass alles seinen eigenen Platz und seine Existenzberechtigung hat. Alles was wir brauchen, ist die Korrektur!
Sei nicht von der Tatsache überrascht, das sogar ein einzelner Mensch durch ihre oder seine Taten eine Erhebung oder einen Niedergang der Welt hervorrufen kann. Dies ist ein unveränderliches Gesetz. Die gesamte Welt und ihre Teile sind so identisch, wie zwei Tropfen Wasser. Alles was auf der ganzen Welt geschieht, geschieht ebenfalls in allen ihren Teilen. Darüber hinaus geschieht alles, was in ihren Teilen geschieht, auch im Ganzen, weil das Ganze nur durch die Manifestation seiner individuellen Teile enthüllt wird, gemäß ihrem Maß und ihrer Eigenschaft.
Auf diese Weise können wir verstehen, was im Sohar geschrieben steht, dass wir durch das Studium dieses Buches und der Praktizierung dieser Weisheit unserem Zustand des Exils ein Ende machen können und die vollständige Erlösung erlangen. – Rav Yehuda Ashlag (Baal HaSulam), „Einführung in das Buch Sohar“, Punkt 68
Das Studium des Sohar steht über allem anderen, denn die Tora hat vier Ebenen des Verständnisses von Pardes (direkt, andeutend, gleichnishaft und geheim). Jene die einen einfachen Kommentar studieren, können sich nicht einmal vorstellen, dass es eine geheime Bedeutung gibt. Doch jene, die den Sohar studieren wissen, dass es ein Geheimnis darin gibt und das hilft der Korrektur seiner Seele wirklich. – Rav Chaim Ben Yitzchok (Chaim Volozhin), Nefesh Chaim, Kapitel 7
Es gibt keine andere Methode, um die äußere Erscheinung von der Tora wegzunehmen und sie zu enthüllen, als durch die Werke von Rashbi (Autor des Sohar). – Rav Moshe Cordovero (Ramak), Da et Elokey Avicha, Punkt 16
Der Sohar: Kapitel „Ve’Eleh Toldot Itzhak (Dies sind die Generationen von Isaak)„, Punkt 30: Jakob wusste, dass Esau an der Schlange der Neigung hängen würde. Aus diesem Grund folgte er ihm in allen seinen Handlungen, wie eine andere Schlange der Neigung, ihm entgegen gesetzt, klug und in geschickter Weise.
Genau dieses Verlangen Genuss zu empfangen ist es, das uns lehrt, klug zu sein. Es lehrt uns, wie wir mit dem gleichen Verlangen arbeiten und es belügen sollen. Denn das Verlangen zu geben hat schließlich keine Weisheit oder einen Verstand. Es hat kein Licht von Chochma (das Licht der Weisheit). Es ist für das Verlangen um Genuss zu empfangen gedacht. Deshalb ist die Schlange besonders klug. Wir müssen für die rechte Linie von ihr Weisheit lernen. Das wird „Hilfe gegen sie“ genannt, denn die Schlange selbst, lehrt uns die rechte Linie und wie wir mit ihr arbeiten müssen. Sie lehrt uns, sie zu töten, nur die Medizin von ihrem Gift zu entnehmen und mit dieser Medizin für das Verlangen für die Absicht zu geben zu arbeiten.
Unsere egoistischen Verlangen filtern die Realität so, damit sie für ihn angenehm ist. Tatsächlich gibt es vor uns einen Filter, durch den wir die Welt sehen. Anders ausgedrückt sehen wir die Welt, die Natur, die Gesellschaft und die Menschen nicht so objektiv, wie sie wirklich sind, sondern wir sehen in allen Dingen lediglich, was unserem Ego von Nutzen ist, nämlich das was ihm nützlich ist oder ihm schadet. Dadurch empfinden wir von der unendlichen Wirklichkeit nur einen winzigen Teil, der „diese Welt“ genannt wird, denn unser Ego kann nicht mehr als das wahrnehmen.
Eine Frage, die ich erhielt: Wenn die menschliche Geschichte nur ein Film ist, welcher nur in unserer Wahrnehmung existiert, warum dauert er dann so lange?
Meine Antwort: Er dauert nicht lange – denn in Wirklichkeit gibt es keine Zeit. Zeit ist ein Reshimo, welches den Film in dir erschafft.
Wenn du einmal mit allen anderen verbunden bist, wirst du die Zeit so stark komprimieren, dass alle Handlungen sehr schnell geschehen werden, eine sogleich nach der anderen. Du kannst die Zeit entweder wie ein Stern empfinden, der Milliarden von Jahren existiert, oder wie ein kleines Insekt, das gerade einmal für ein paar Stunden lebt und stirbt; alles hängt von deiner Empfindung der Zeit ab.
Wir spüren die Zeit nur, da sich unser Egoismus einschaltet und die Zeit zwischen den Handlungen ausdehnt, zwischen den Reshimot.Wenn es nicht für unseren Egoismus wäre, würden die Reshimot sofort hervortreten, ohne irgendwelche Abstände, und alles auf einen Punkt einschränken.
Das Bild dieser Welt muss durchgehend den gesamten Prozess unseres spirituellen Aufstiegs bis zur Welt der Unendlichkeit andauern. Unsere Korrektur ist nur unter der Bedingung möglich, dass wir die Wirklichkeit dieser niederen Stufe, unserer Welt, wahrnehmen.
Wir müssen fortwährend die Wurzeln erreichen, die sich über dem Bild unserer Welt, wie wir sie jetzt wahrnehmen, befinden. Dieses Bild ändert sich nicht; nur seine Wurzeln werden höher oder tiefer, das heißt, dass wir den Schöpfer (die Wurzel unserer Verlangen) in einem größeren Umfang erlangen.
Das Bild, das wir jetzt sehen, ist nur Sein Zweig, der durch unsere Verlangen auf dem Hintergrund Seiner Verlangen abgebildet ist. Die Welt ist das Bild unserer Verlangen, die unterschiedlich zu Ihm sind.
Während des Prozesses der Erkenntnis ändert sich auch nicht unsere Sprache, da das Bild der niedrigsten Welt sich nicht ändert. Wir sprechen die gleichen Worte, gleichgültig ob wir uns auf der ersten Stufe, in der Mitte oder am Ende des Weges befinden. Kabbalisten haben keine anderen Möglichkeiten der Kommunikation miteinander, außer durch die „Sprache der Zweige“.
Der niederste Zustand ist für alle gleich und die Verbindung des Zweiges zur Wurzel erstreckt sich von der Welt der Unendlichkeit über die selbe Linie, welche wir von einer Welt zur anderen, durch alle 125 Stufen und in allen 613 Verlangen durchlaufen.
Demzufolge können wir über jedes Verlangen auf jeder der 125 Stufen sprechen, indem wir den dazugehörigen Namen des Zweiges aus dieser Welt nehmen. Darum wählen die Kabbalisten „die Sprache der Zweige“- da diese auf dem gesamten Weg des spirituellen Fortschritts unveränderlich bleibt. Es ist eine ideale Sprache und wenn wir nur die Verbindung zwischen der Wurzel und dem Zweig kennen würden, wären wir fähig, dies zu verstehen.
Eine Frage, die ich erhielt: Warum schrieb Rabbi Shimon das Buch Sohar allegorisch und verbarg dabei die Tatsache, dass es nur über die Verbindung zwischen dem Licht und dem Verlangen spricht?
Meine Antwort: Hat er wirklich etwas verborgen? Denken Sie daran, wie das Buch „Baum des Lebens“ von ARI beginnt: „Wisse, dass, bevor die Welten entstanden und die Geschöpfe geschaffen wurden, ein Höheres Einfaches Licht die gesamte Wirklichkeit ausfüllte“. Und dann erschien ein Punkt des Verlangens und entwickelte sich weiter, bis die Welten und alles, was sie bewohnt, aus diesem Punkt entstanden.
Es gibt dort nichts anderes als den Willen, Licht zu empfangen, und das Licht. Alles andere ist eine Entwicklung der Verbindung zwischen ihnen, wo das Licht unveränderlich bleibt und das Verlangen sich in der Angleichung zum Licht verändert. Diese Verbindung ist der Gegenstand, welcher in der Wissenschaft der Kabbala und insbesondere im Buch Sohar beschrieben wird.
Wenn ein Mensch sich auf einer spirituellen Stufe befindet, dann sieht er die Verbindungen zwischen unserem Bild der Welt und seiner spirituellen Stufe. Er sieht, wie Kräfte und Eigenschaften von der Höheren Stufe auf die niedere hinabsteigen, die wir alle wahrnehmen. Alle Namen der Eigenschaften und Kräfte auf allen 125 Stufen oberhalb unserer Welt bleiben gleich, wie die Bezeichnungen in unserer Welt, jedoch wenn er jeden Namen liest, erkennt er dessen Wurzel anstelle der materiellen Objekte.
Wenn jemand einen Schirm erlangt und in die spirituelle Welt eintritt, indem er den Machsom überquert, beginnt er die Quelle von allem, was in dieser Welt geschieht, zu enthüllen. Man erkennt das Bild dieser Welt und wie es im eigenen Innern von einer höheren Ebene aus projiziert wird, ebenso wie es sich in Ebenen unterteilt: unbelebt, pflanzlich, tierisch und menschlich.
Diese Sichtweise ermöglicht es ihm, automatisch alle Kräfte und Eigenschaften der Höheren Welt zu benennen, indem er die Bezeichnungen der materiellen Objekte verwendet, da sie die Materialisation der Höheren Kräfte sind, die in diese Welt herabkommen.
Wenn man alle Verbindungen zwischen dieser Welt und seiner spirituellen Stufe findet, steigt man zur nächsten, höheren Ebene auf. Unterdessen verbleibt diese Welt unverändert und behält die gleiche Form bei. Auf der neuen Stufe fährt man fort, die Verbindungen zwischen den Wurzeln (Eigenschaften auf der spirituellen Stufe) und ihren Projektionen in dieser Welt zu suchen. Die Suche kommt herab, um die eigenen Eigenschaften zu korrigieren und in dem Maße, in dem man sie korrigiert, sieht man ein klareres Bild der Höheren Stufe. Sobald man alle Kräfte, Eigenschaften und Verbindungen wahrnimmt, vollendet man diese spirituelle Stufe und steigt zur nächsten auf.
Obwohl dieser Prozess monoton klingen mag, ist er tatsächlich spannend, wie eine außergewöhnliche Entdeckung. Das Bild dieser Welt bleibt gleich, bis man die vollständige Korrektur (Gmar Tikun) erreicht hat, wo man zu einem Zustand aufsteigt, in dem sich alles zu Einem vereinigt. Alle Kräfte, Lichter und Verlangen vereinigen sich in ein einziges Ganzes und man ist vollkommen mit dem Schöpfer vereint.
Wenn ein Mensch die Verbindung zwischen dieser Welt und der letzten, höchsten Stufe erkennt, verbindet er zwei gegensätzliche Achsen: Sich selbst unten und den Schöpfer oben. Auf diese Weise erreicht er den Zustand der Anheftung an den Schöpfer und die totale Gleichheit mit Ihm. Anders gesagt, man erreicht die Welt der Unendlichkeit.
All die Verlangen – die unkorrigierten Verlangen unserer Welt oder die am meisten korrigierten, ebenso wie all die Bilder und Abbildungen, werden sich in eine vereinte Wirklichkeit verwandeln, genannt „Der Schöpfer und Sein Name sind Eins“. Dort wird nur ein einziges Verlangen sein: HaWaYaH.
Was lehrt uns der Sohar? Wir wissen aus der Wissenschaft der Kabbala, dass der Schöpfer nur ein einziges Verlangen erschaffen hat, in welchem jegliche weitere Entwicklung stattfindet. Dieses eine Verlangen beinhaltet zahlreiche einzelne Verlangen, welche zusammen in einem System verbunden sind, welches „Adam“, die allgemeine Seele, genannt wird.
Entsprechend Seinem Programm begann der Schöpfer dann die Verbindungen zwischen den Teilen dieses Verlangens zu korrumpieren. Dadurch begannen sie, die Verbindung untereinander zu verlieren, ähnlich wie Organe in einem erkrankten Körper, die aufhören, in korrekter Art und Weise zusammen zu arbeiten. Die Folge davon ist eine Unausgeglichenheit und wir fühlen Krankheitssymptome, wie steigenden Blutdruck und erhöhte Temperatur, eine falsche chemische Zusammensetzung des Blutes usw. Dies alles sind Anzeichen, dass der Organismus nicht im Gleichgewicht ist, und dies nennen wir Krankheit.
Warum tut der Schöpfer dies den Seelen an? Er tut dies in der Absicht, damit wir die Verdorbenheit fühlen und sie dann beginnen zu korrigieren. Die Krankheit ist die Beschädigung der Verbindung zwischen uns, welche alle Teile eines einzigen Systems sind. Da diese Verdorbenheit uns trennt, beginnen wir uns immer weniger miteinander verbunden zu fühlen.
Es gibt 125 Stufen in diesem Verlust der Verbindung zwischen uns. Dies ist ein Abstieg von der Unendlichkeit, wo wir unendlich miteinander verbunden sind, bis hin zum Zustand, wo diese Verbindung völlig verschwindet.
Darüber hinaus gibt es eine Ebene, genannt „Parsa„, entlang der 125 Stufen, an der eine noch größere Verdorbenheit entsteht. Anstatt einer positiven Verbindung oder deren Verlust, formen wir eine negative Verbindung. Deswegen will jeder die anderen zu seinem Nutzen ausbeuten. Der Organismus stirbt nicht einfach, sondern zehrt sich selbst vollständig auf.
Dieser Abstieg in das Verlangen, andere auszubeuten, geht so lange weiter, bis der Zustand erreicht ist, in dem wir vollkommen alle Verbindungen zwischen uns verlieren – sowohl die positive Verbindung des Gebens wie auch die negative Verbindung des Empfangens. In diesem Zustand existieren wir im absoluten Gegensatz zur Spiritualität, wo alle Erkenntnisse und das Wissen fehlen. Dies ist ein Resultat unserer Trennung von einander, wo wir die Welt wahrnehmen als eingebildete Realität. Aber warum ist das alles Einbildung? Weil dies gezielt vom Schöpfer so eingerichtet wurde, um uns eine Illusion seiner Abwesenheit zu geben.
Was also sollen wir tun? Wir müssen verstehen, dass wir unsere Verbindung zwischen uns korrigieren müssen. Der Aufstieg der Seelen von unserer Welt zur Welt der Unendlichkeit geschieht in dem Ausmaß, in dem wir die Verbindung zwischen uns stärken. Die Wiedererlangung der Verbindung unter uns erschafft den Aufstieg.
Je mehr wir uns unseren Zustand in der Verbindung mit anderen Seelen vorstellen, desto mehr werden wir das Buch Sohar genießen können. Das Buch Sohar wurde letztendlich durch einen Aufstieg in die Welt der Unendlichkeit geschrieben. Die Verfasser des Sohar schrieben dieses Meisterwerk vom Aufstieg der 125. Stufe aus, in welcher sie zusammen verbunden waren.
Während wir den Sohar studieren, müssen wir ein Verlangen nach Verbindung zwischen uns fühlen. Es ist nicht nötig „klug“ zu sein. Es reicht völlig aus, sich zu erinnern, dass wir alles in der Verbindung zueinander erreichen werden.
Eigentlich spricht der Sohar nur über die Verbindung zwischen den Seelen. Er erklärt unsere Verbindung in dem globalen System, welches „Adam“ genannt wird, mit all den anderen Seelen und wie wir dies benutzen können, um gemeinsam in Verbindung zu treten, zu einem gesunden und korrekt funktionierenden System.