Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Vergib nicht die Chance, ein Päckchen vom Schöpfer zu bekommen

In der Vergangenheit, vor nur etwa hundert Jahren, gab es viele Menschen, die bereitwillig ihren gesamten materiellen Besitz aufgegeben und alle vorstellbaren Anstrengungen unternommen hätten, um die verborgene Höhere Welt zu enthüllen. Weil jedoch noch nicht die Zeit für die Menschheit gekommen war, sie zu enthüllen und sie noch keine globale Verbindung hatten, drängte die Höhere Lenkung sie nicht in diese Richtung.

Doch im 20. Jahrhundert war der persönliche und kollektive Egoismus in solch einem Maße angewachsen, sodass jedes Individuum über jede winzige Anstrengung, die es machen muss, klagt und debattiert darüber, ob es diese ausführt oder nicht. Wenn ein Gedanke über die Spiritualität (gut oder schlecht) zu uns kommt, ist das ein Zeichen vom Schöpfer, der Höheren Stufe, die zu uns herabsteigt und uns einlädt, uns mit Ihr zu verbinden. In Erwiderung muss ein Mensch eine tiefere Verbindung mit ihr suchen und einen Weg, sie zu erschließen.

Die Höhere Stufe sendet uns Gedanken über Sich, um uns, die wir unten sind, zu erwecken und sie erwartet eine Antwort oder Reaktion von uns. Wir, die niedrigere Stufe, müssen nur die Botschaft, die wir empfangen, entschlüsseln und herausfinden, was sie bedeutet.

Es ist, als ob jemand an unserer Tür klopft und sagt: „Ich habe ein Päckchen für dich!“ Dieses Päckchen ist der Gedanke über die Spiritualität, der plötzlich zu uns kommt. In Erwiderung müssen wir die Tür öffnen, das Päckchen in Empfang nehmen und es öffnen, um herauszufinden, von wem es kommt und wie wir darauf reagieren sollen.

Doch stattdessen sitzen wir einfach da und warten, um zu sehen, was als nächstes passiert, während wir das Klopfen an der Tür hören. Aber nichts passiert, weil die ganze Botschaft in dem Klopfen enthalten ist – im Innern unseres Herzens. Deshalb sind wir wie ein Hausbewohner, der nicht aus seinem Sessel aufstehen will und den Postboten anschreit: „Lass es an der Tür liegen, ich werde es später holen!“

Darum lässt uns die Höhere Kraft alleine und wir verlieren die Dringlichkeit für die Spiritualität, bis wir das nächste Mal erweckt werden. Doch wer weiß, wann dieses Drängen zu uns zurückkehrt? Deshalb müssen wir den Augenblick, in dem wir eine Erinnerung erhalten, das sofort vollständig erkennen, bis wir alle Botschaften und Päckchen geöffnet haben und den Absender kennen. Dann können wir zu Ihm kommen und an Seine Tür anklopfen!

Ich schlief, aber mein Herz wachte. Es ist die Stimme meines Geliebten. Er klopft und spricht: Mache mir auf, meine Schwester, meine Liebste, meine Vollkommene…

Ich habe mein Kleid ausgezogen; wie wollte ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen; wie sollte ich sie wieder beschmutzen?

…mein Geliebter hatte sich umgewandt und war weitergegangen…

(Aus dem Lied der Lieder von König Salomo, 9. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung)

 

Die Verhüllung des Schöpfers hilft uns, das richtige Verlangen nach Ihm zu erschaffen

Der Schöpfer erschuf die Verhüllung, die uns von Ihm entfernt, trennt, uns weg stößt und verwirrt. Anstatt Sich Selbst sofort und offen zu enthüllen, verbirgt Er sich, um Streben, Leidenschaft und ein Verlangen, Ihn zu erreichen, zu erwecken!

Das ist der ganze Zweck der Verhüllung und der Grund, unreine Kräfte (Klipot) zu erschaffen, die uns so lange stärken, bis wir das richtige Verlangen nach dem Schöpfer erreichen. Sie halten uns zurück wie Hunde, die an der Leine ziehen, um sich irgendwann loszureißen.

Der Schöpfer verbirgt sich, bis wir das richtige, vollständig gebende Verlangen erlangen, das nicht mehr durch eine Begegnung mit Ihm ausgelöscht werden kann.

Durch die Enthüllung des Schöpfers in diesem korrigierten Verlangen, verschwindet es nicht wie die Verlangen unserer Welt, wo wir aufhören, etwas wertzuschätzen, sobald wir bekommen haben, was wir wollen. Im Gegenteil, wir müssen diesen Genuss immer mehr schätzen und lieben, da er die Haltung des Gebers uns gegenüber enthält.

Daher müssen wir alle diese Verhüllungen und das Wegstoßen, das vom Schöpfer erschaffen wurde, als Flirt, als Spiel betrachten, das zum richtigen Verlangen führt, was nicht nur ein Verlangen mit einer riesigen Kraft ist, sondern ein Verlangen mit der richtigen Form. Das muss so sein, damit wir nach Genuss von einer Begegnung mit Ihm streben, anstatt nach Genuss von einer Begegnung mit der Erfüllung.

Das gleicht einer Frau, die eine innere Verbindung von einer äußeren Handlung fordert, die von einem Mann durchgeführt wird. Wir müssen etwas über die Spiritualität von der Psychologie in unserem Leben lernen. Wir müssen das Wesen der Verhüllung verstehen, den Flirt und das ganze Spiel, wodurch uns der Schöpfer uns sich annähert oder uns wegstößt.

Wir werden nicht fähig sein, die Enthüllung zu erlangen, bevor wir nicht anfangen, Ihn wertzuschätzen und mit Seiner Hilfe die richtige Einstellung für eine Begegnung mit Ihm zu bilden. Dann werden wir die Fähigkeit haben, eine Verbindung mit Ihm als ein Weg zum Genuss zu betrachten! Er wartet darauf, dass wir Ihn mehr wollen, als den Genuss, den Er bringt. Dann werden wir bereit sein, diesen Genuss anzunehmen und den Schöpfer darin zu enthüllen.

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Mache deine Verlangen zu einer Kerze, die vom Licht entzündet werden kann

Eine Frage, die ich erhielt: Was ist die Bedeutung des Verses „Ein Gebot ist die Kerze und die Tora ist das Licht“?

Meine Antwort: In der Wissenschaft der Kabbala bedeutet ein Gebot die Korrektur deiner Absicht von „selbst genießen“ zur Absicht „lass andere genießen“. Wie macht man das? Mit der Hilfe des Lichtes, das Tora heißt, was dein Verlangen „entzündet“ wie ein Feuer einen Docht im Wachs oder Öl entzündet.

Es gibt in der Seele 613 Verlangen. Doch die Verlangen sind nur das Wachs oder das Öl. Der Docht in dem Verlangen wird von uns durch unsere Anstrengungen, unsere Absicht zu einer Absicht des Gebens zu ändern, erschaffen. Dann wird es vom Licht entzündet.

Wir müssen unsere Verlangen vorbereiten, sodass jedes von ihnen zu einer Kerze wird. In dem Maße unserer Anstrengungen wird der Schöpfer in uns Lichter entzünden – wie ein Zauberer – und plötzlich wird in uns Licht sein und wir werden wie dieses Licht, wie der Schöpfer sein.

Wir bilden ein Material, dass sich nicht selbst entzünden kann. Wachs oder Öl können nicht von alleine brennen. Man muss einen Docht hinzufügen, unsere Anstrengungen, um den Egoismus zu überwinden.

Wir brauchen die richtigen Zutaten: das Höhere Licht, den Schirm (Docht) und das Verlangen zu genießen (das Material, das brennen kann). Dann werden wir zum Licht!

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Der besondere Einfluss des Buches Sohar

Unsere ganze Wahrnehmung basiert auf dem Vergleich zwischen dem, was wir jetzt wahrnehmen, mit dem, was wir in der Vergangenheit wahrgenommen haben. Wenn wir geboren werden, vermitteln uns unsere Eltern und Verwandten mannigfaltige Wahrnehmungsmuster und gemäß diesen Mustern sind wir später in der Lage, die Welt und alles, was in ihr existiert, zu erkennen.

Diese Muster bleiben in unserem Gedächtnis und ermöglichen es uns zu sagen, welche verschiedenen Bilder der Realität ihnen gleichen und was sie darstellen könnten. Auf diese Weise, wenn immer wir auf etwas Neues stoßen, vergleichen wir es mit allem, was bereits in unserem Gedächtnis gespeichert ist.

Wie können wir dann Spiritualität wahrnehmen, wenn wir keine inneren Muster dafür haben? Spiritualität befindet sich sogar jetzt vor uns, jedoch wir fühlen sie nicht oder nehmen sie nicht wahr, denn wir haben nichts, womit wir sie vergleichen können. Vielleicht durchdringt sie uns und durchfährt alle unsere Sinne, nur erkennen wir sie nicht, weil unser Gedächtnis die entsprechenden Muster oder Bilder nicht besitzt. Wir besitzen nichts, mit dem wir sie vergleichen können und daher können wir sie nicht identifizieren.

Wenn wir das Buch Sohar lesen, beginnt es, uns zu beeinflussen, seine Texte veranschaulichen uns innere spirituelle Bilder und Muster. Wir können die spirituelle Welt noch nicht sehen, aber wir beginnen die unterschiedlichen spirituellen Eigenschaften zu verstehen, was oben und was unten ist, was sich innen und außen befindet, was schwächer und stärker ist, was rot und was weiß, und was eine Eigenschaft wie Chesed ist.

Das Buch Sohar beginnt, uns mit diesen Mustern zu erheben, gleichermaßen wie wir Kinder aufziehen. Das befähigt uns, das spirituelle Bild zu verstehen und es in vertraute Elemente einzugliedern.

Dann sehen wir etwas sehr Interessantes: Wir haben dieses Bild auch vorher gesehen, jedoch erkannten wir nichts in ihm. Und das ist einfach fantastisch! Spiritualität war genau hier, jedoch konnten wir sie nicht wahrnehmen, weil wir die inneren Muster für sie nicht besaßen.

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Ein Kind fragt: Warum brauchen wir den Egoismus?

Eine Frage, die ich erhielt: Warum gab uns der Schöpfer den Egoismus, wenn wir uns vereinen und ihn früher oder später los werden müssen?

Meine Antwort: Die Menschen lernen etwas über die Welt, indem sie Gegensätze miteinander vergleichen, wie heiß und kalt, schwarz und weiß und so weiter. Wir empfinden die eine Sache auf dem Hintergrund einer anderen. Wenn alles nur weiß oder schwarz wäre, würden wir überhaupt nichts wahrnehmen. Wir brauchen immer einen Kontrast, wie den Unterschied zwischen den Farben, den Empfindungen und Orten. Das, was wir tatsächlich spüren, ist die Kluft zwischen den Dingen und nicht die Dinge selbst.

Der Schöpfer ist die reine Eigenschaft des Gebens. Doch ich kann diese Eigenschaft nicht spüren, es sei denn, ich befinde mich im Gegensatz dazu. Dann werde ich zwei „Bewohner“ haben, die in mir leben: ein Monster mit dem Namen der Böse Trieb und im Gegensatz dazu – den wundervollen Schöpfer, den Guten Trieb. Der innere Gegensatz zwischen beiden wird es mir ermöglichen, beide voneinander zu unterscheiden.

Bevor ich den bösen Trieb in mir entdecke, kann ich von dieser Welt nur eine winzige Empfindung oder Wahrnehmung haben, die kleinstmögliche Empfindung. Doch wenn ich diesen Trieb enthülle, kann ich ebenfalls den Schöpfer enthüllen, der im Gegensatz zu meinem Egoismus steht.

Deshalb brauchen wir den Egoismus als unseren „Helfer“ von der entgegengesetzten Seite. Weil er sich im Gegensatz zum Schöpfer befindet, hilft er uns, Ihn zu erreichen und wahrzunehmen.

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