Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Woher kommen Gedanken, Ideen und Träume?

Laitman Eine Frage, die ich erhielt: Gemäß der Kabbala wird in unserer Welt alles mit unseren fünf Sinnesorganen wahrgenommen. Doch was ist mit den anderen Dingen, die es in unserer Welt gibt und die wir empfinden können, jedoch ohne die fünf Sinne – wie Gedanken, Ideen und Träume? Was sind sie, und stehen sie ebenfalls unter der Herrschaft des Egos?

Meine Antwort : Alles wird nur in unserem egoistischen Verlangen empfunden (wahrgenommen), egal wie es dorthin kommt – durch unsere fünf Sinne oder unser Bewusstsein (oder Unterbewusstsein). Letzteres wird ebenfalls durch die Wahrnehmungen unserer fünf Sinne geschaffen. Wie Baal HaSulam schreibt – alles, was wir uns vorstellen können, erscheint in unserer Vorstellung nur, weil wir etwas ihm Ähnliches in der Vergangenheit wahrgenommen haben. Unsere Vorstellung kann sich nur darauf basierend entwickeln und erweitern. Andernfalls währen wir nicht fähig, uns diese Dinge vorzustellen.

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Warum gibt es so viele Worte in der Tora?

LaitmanEine Frage, die ich erhielt: Wenn jedes Wort in der Tora als „der Wille zu empfangen“ oder „der Wille zu geben“ erklärt werden kann, warum gibt es dann so viele verschiedene Worte in der Tora?

Meine Antwort:

Der Schöpfer – Der Schöpfer ist „der Wille zu geben“ (Gut, Gutes tuend, Liebend, usw.). Deshalb wollte Er das Geschöpf erschaffen – um ihm zu geben.

Das Geschöpf – Der Schöpfer erschuf nur ein Geschöpf – „den Willen sich zu erfreuen“ (den Willen, Genuss zu empfangen). „Der Wille zu empfangen“ wurde im exakten Gegensatz zum „Willen zu geben“ erschaffen. Es ist ein Abdruck des Schöpfers, damit man in der Lage zu ist, alles zu empfangen, was einem der Schöpfer geben möchte.

Der Schöpfungsplan – Genuss kommt direkt (erkennbar) vom Schöpfer zum Geschöpf und erfüllt es. Doch außerdem beeinflusst der Schöpfer das Geschöpf indirekt (verschleiert) dadurch, dass Er in ihm ein „Verlangen Ihm ähnlich zu werden, ein Verlangen zu geben“ anregt. Daher entdeckt das Geschöpf innerhalb seiner Erfüllung ein zusätzliches Verlangen – „dem Schöpfer ähnlich zu werden“ und dann entscheidet es, diesen Zustand zu erlangen, indem es den Prozess der Korrektur wählt. Ein Teil des Korrekturprozesses geschieht für das Geschöpf unbewusst (von oben nach unten) und ein Teil geschieht bewusst (durch den freien Willen, von unten nach oben).

Anleitungen – Alle kabbalistischen Quellen bilden eine Beschreibung beider Teile des Korrekturprozesses und sie sind in vier Sprachen geschrieben: die Thora, Halacha, Haggada und Kabbala. Sie sind Empfehlungen dafür, wie man den bewussten Teil dieses Prozesses auf die bestmögliche Weise ausführen kann (Die Tora stammt von dem Wort Oraa, Anleitungen).

Korrektur– Die Anfangsbedingungen und das endgültige Ziel bilden zusammen eine Abfolge von Handlungen, die dazu bestimmt sind, den anfänglichen „Willen zu empfangen“ zum „Willen zu empfangen mit der Absicht zu geben“ zu bringen. Der Prozess der Korrektur des geschaffenen „Willen zu empfangen“ zerbricht in Teile und Folgen von Handlungen. Das ist es, was alle kabbalistischen Quellen beschreiben.

 
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Blog-Post: So lesen sie die Thora richtig!
Artikel von Baal HaSulam: Matan Torah (Gabe der Tora)

Leben aus der Kabbala

Ich hatte ein aufgezeichnetes Gespräch mit dem Titel „Kabbalisten Schreiben.“ Wir diskutierten mein viertes Buch, Leben aus der Kabbala . Ich sprach mit Ben-Tzion Gertz, einem Schriftsteller und Herausgeber einiger meiner hebräischen Bücher.

Laitman

Gleich nachdem mein Lehrer verschieden war (September 1991), musste ich in Toronto meinen sterbenden Vater besuchen. Ich habe dieses Buch nach seinem Tod verfasst (Februar 1992). Ich denke, dass dieses Buch mehr als irgendein anderes meiner Bücher die Gefühle und Eindrücke eines Menschen übermittelt, der anfängt, den Weg der Kabbala zu gehen. Und genau so habe ich dieses Buch gesehen – als das erste in einer Serie von Büchern, die ich schreiben würde.

Hier ist ein Einführungskapitel aus dem Buch Leben aus der Kabbala :

„Die Notwendigkeit, dieses Buch zu verfassen, wurde mir durch die Fragen bewusst, die mir von meinen Schülern gestellt und während verschiedener Vorträge und Radiosendungen an mich gerichtet wurden, und die in zahlreichen Briefen, die immer noch aus aller Welt eintreffen, enthalten sind.

Die Schwierigkeit, Kabbala zu erklären und zu lehren, liegt darin, dass die spirituelle Welt kein Pendant in unserer Welt hat. Auch wenn das Ziel des Studiums klar wird, ist das Verständnis davon nur zeitweilig.

Sie wird von dem Teil unseres Wahrnehmungsbereiches erfasst, der Spirituelles erfassen kann und der ständig von Oben erneuert wird. Daher mag ein Thema, das vorher ganz klar war, später wieder unklar erscheinen. Je nach Stimmung und spirituellem Entwicklungsstand des Lesers mag der Text entweder sehr vielsagend und voll tiefer Bedeutung sein oder aber völlig bedeutungslos.

Verzweifeln Sie daher nicht, wenn etwas, das heute noch vollkommen klar war, einen Tag später sehr verwirrend erscheint. Geben Sie nicht auf, wenn Ihnen der Text vage, seltsam oder unlogisch erscheint. Das Kabbalastudium ist nicht dazu da, theoretisches Wissen anzuhäufen, sondern um das zu erkennen und wahrzunehmen, was vor uns verborgen ist.

Wenn wir, nachdem wir uns besonnen und an spiritueller Stärke zugelegt haben, anfangen zu erkennen und wahrzunehmen, werden wir durch die spirituellen Lichter, die wir damit anziehen, wahres Wissen erlangen,

In unserer Welt gibt es keine Analogien zu dem Thema, das hier gelehrt wird. Erst, wenn der Mensch ein Verständnis für das Höhere Licht und ein Empfindungsvermögen für Spirituelles entwickelt hat, wird er die Art und Weise, wie das Universum erbaut wurde und wie es funktioniert, verstehen.

Dieser Text kann dazu dienen, die ersten Schritte in Richtung Empfinden der spirituellen Kräfte zu ermöglichen. Um jedoch weiter fortzuschreiten, ist die Hilfe eines Lehrers notwendig.

Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Zeilen nicht auf allgemein übliche Weise gelesen werden sollten. Der Leser sollte sich auf einen Abschnitt konzentrieren, über diesen nachsinnen und versuchen, einige der erwähnten Beispiele zu verstehen, die angesprochenen Themen zu reflektieren, und dann versuchen, diese Thematik mit persönlichen Erfahrungen zu verbinden.

Man sollte die Sätze geduldig lesen, immer wieder durchgehen und versuchen, zu den Gefühlen des Verfassers vorzudringen. Man sollte ebenso, in der Absicht die Nuancen des Geschriebenen herauszufiltern, langsam lesen, und wenn notwendig, zum Anfang des Satzes zurückkehren.

Diese Art des Lesens kann dem Leser helfen, gefühlsmäßig tief in die Thematik einzudringen oder auch festzustellen, dass ihm für bestimmte Themen Gefühle fehlen. Letzteres ist eine entscheidende Vorbereitungsphase für die spirituelle Entwicklung.

Dieses Buch wurde nicht für ein rasches Überfliegen verfasst. Obwohl der Text sich nur mit einem einzigen Thema beschäftigt – wie man mit dem Schöpfer in Beziehung tritt – behandelt er dieses Thema auf unterschiedliche Arten. Diese Vorgehensweise dient dazu, jedem einzelnen Leser zu ermöglichen, den einen oder anderen besonderen Satz oder ein bestimmtes Wort zu entdecken, welches ihn in die Tiefe des Textes führt.

Im Text werden die egoistischen Wünsche und Handlungen in der dritten Person beschrieben. Bis zu dem Punkt jedoch, an dem es dem Leser möglich ist, persönliches Bewusstsein von seinen Sehnsüchten zu unterscheiden, sollte er die egoistischen Bestrebungen und Verlangen als seine eigenen betrachten. Das Wort Körper im Text bezieht sich nicht auf unseren physischen Körper, sondern auf unser Verlangen zu empfangen – auf unseren Egoismus.

Ein wiederholtes Lesen dieses Textes ist ratsam. Lesen Sie die gleichen Abschnitte zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlicher geistiger Verfassung. Sie werden mit Ihren eigenen Reaktionen und Sichtweisen gegenüber ein und demselben Text Bekanntschaft machen.

Anderer Ansicht zu sein, als es der Text vorgibt, ist immer konstruktiv, genauso wie eine Übereinstimmung mit ihm. Das Wichtigste bei der Lektüre ist, auf den Text einzugehen; ein Gefühl, dem Geschriebenen nicht zuzustimmen, bedeutet, dass der Leser die einleitende Phase (Achoraim , die Rückseite) erreicht hat, die dazu dient, die nächste Phase der Wahrnehmung vorzubereiten (Panim , Gesicht).

Besonders das langsame und bedeutungsvolle Lesen ermöglicht die Entwicklung von Gefühls-Gefäßen (Kelim), welche notwendig sind, um Spirituelles empfangen zu können. Nachdem die Gefäße geformt sind, gelingt es dem Höheren Licht, in sie einzufließen. Vor dem Erschaffen der Kelim (Gefäße) existiert das Licht nur außen um uns herum. Es umgibt unsere Seelen, doch wird es von uns nicht wahrgenommen.

Der Text ist nicht dafür geschrieben worden, um irgendjemandes Wissen zu erweitern. Er dient auch nicht dazu, auswendig gelernt zu werden oder sich selbst darüber zu prüfen. Es ist sogar besser, den gesamten Inhalt zu vergessen – somit erscheint eine zweite Lektüre frisch und gänzlich unbekannt.

Dies deutet daraufhin, dass die beim erstmaligen Lesen empfundenen Gefühle vom Leser erfasst wurden und er diese nun hinter sich gelassen hat. So wird Platz für neue, noch nicht erlebte Empfindungen geschaffen. Ständig wird der Vorgang, neue Kelim zu entwickeln, wiederholt, und diese Gefäße werden in der spirituellen, nicht wahrgenommenen Sphäre der Seele gespeichert.

Das Allerwichtigste sind die Gefühle, die der Leser während des Lesens des Textes empfindet und nicht erst im Anschluss an die Lektüre. Nachdem die Gefühle erst einmal empfunden worden sind, werden sie im Herzen und Verstand enthüllt. Sie zeigen sich erneut, wann immer sie während des andauernden Entwicklungsvorganges der Seele benötigt werden.

Beeilen Sie sich nicht, um ans Ende des Textes zu gelangen. Wählen Sie solche Stellen aus, die Sie besonders ansprechen. Nur dann wird Ihnen der Text helfen und Ihnen als Führer auf der Suche nach persönlichem und spirituellem Aufstieg dienen.

Das Ziel dieser Schriften ist es, im Leser ein Interesse für den Grund seines Daseins in dieser Welt zu erwecken, für die Möglichkeit, die spirituellen Welten zu erfassen, den Sinn der Schöpfung zu verstehen, den Schöpfer zu empfinden, die Ewigkeit und die Unsterblichkeit, und ihn letztendlich bei seinem spirituellen Aufstieg zu unterstützen.“

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